Bärenstarkes Klischee-Ranking II: Von russischen Frauen über Korruption bis Wodka

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GEORGI MANAJEW
Über Russland kursieren unendlich viele Stereotype und Klischees. Wir haben für Sie die wichtigsten zusammengestellt. Die jeweilige Wahrheitstreue messen wir dabei in echten russischen Braunbären.

1. Russen sind extrem abergläubisch

Wenn Sie diese Aussage überprüfen möchten, versuchen Sie, im Haus Ihres russischen Freundes zu pfeifen oder schenken Sie ihm eine gerade Anzahl von Blumen. Sollten Sie dafür schiefe Blicke ernten, nehmen Sie es nicht persönlich. Denn Russen sind in der Tat immer noch sehr abergläubisch, sie werden sich also vor einer langen Reise für eine Weile hinsetzen oder in den Spiegel schauen, wenn sie plötzlich nochmal ins Haus zurück müssen, weil sie etwas vergessen haben. All das lässt sich auf die Zeit im vorrevolutionären Russland zurückführen, in der es in jedem Dorf neben orthodoxen Priestern heidnische Mystiker gab, die den Aberglauben förderten.

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2. Russische Frauen sind schön, immer gut angezogen, manipulativ und man braucht viel Geld, um mit ihnen auszugehen

Sie haben wenige Chancen, eine russische Frau am Morgen ohne Make-up zu sehen, auch wenn Sie ihr Ehemann sind. Auch wenn immer mehr Frauen sich an die europäische Art, sich nur leicht zu schminken, anpassen, ist die Traditionen, Make-up aufzulegen, noch stark: Die meisten Mädchen beginnen mit dem Schminken bereits in der Grundschule. Auch sich herauszuputzen und schön anzuziehen ist und war schon immer ein Thema. Denn, wie russische Frauen zu sagen pflegen, man weiß nie, wo das Schicksal auf einen wartet. Man muss also immer tadellos angezogen sein, selbst wenn man nur einkaufen geht.

All dies lässt Leute denken, dass russische Frauen manipulativ sind, das stimmt jedoch nur zum Teil. Eine russische Frau hat in der Umwerbungsphase und in Beziehungen immer ein klares Bild davon, wie ihr „Ritter in glänzender Rüstung“ sein sollte, deshalb setzt sie ihren zukünftigen Verlobten unter Druck, ihren Forderungen zu entsprechen. Russische Frauen glauben an die Liebe, und wenn sie den Mann wirklich mag, wird sie auch einige seiner Nachteile ignorieren.

Die Eroberung einer russischen Frau ist keine einfache Sache, auch wenn sie mit der Hilfe unseres Leitfadens etwas einfacher wird, und hat wenig mit dem Bankkonto eines Mannes zu tun. Mit Humor, Raffinesse und guten Manieren haben Sie bei ihr mehr Erfolg. In der russischen Tradition gilt ein Langweiler oder Grobian ohnehin nicht als guter Partner.

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3. Russen sind mürrisch, böse und grausam

Ja, man kann immer noch angeschrien werden, wenn man in einer russischen Stadt in einem Kaufhaus einkaufen geht oder die Empfangsdame eines Regierungsbüros einem die kalte Schulter zeigt. Auch bei der Arbeit kann es passieren, dass Ihr meist freundlicher Kollege Ihr "Guten Morgen, wie geht es Ihnen?" plötzlich ignoriert. Nun, dann ist er oder sie heute schlecht gelaunt. Warum? Warum ist er oder sie auf einmal so mürrisch?

Verständlicherweise kann dieses Verhalten für einen Ausländer eine Beleidigung sein, aber Grießgrämigkeit gehört für Russen zum Alltag dazu, deshalb denken sie nicht viel darüber nach. In den Geschäften sind schlechte Manieren immer noch eine Angewohnheit von früher, als alle öffentlichen Dienste von der Regierung finanziert wurden. Die Verkäufer mussten nicht nett zu Kunden sein, weil es keinen kommerziellen Wettbewerb gab – wo sollten Sie also sonst hingehen?

In der normalen Kommunikation gilt es immer als unaufrichtig, höflich und freundlich zu sein, wenn Sie sich nicht gut, enttäuscht oder wütend fühlen. Und für die Russen ist Unaufrichtigkeit eine viel größere Sünde als Grießgrämigkeit. Denn, wenn Sie unaufrichtig sind, kann man Ihnen nicht vertrauen. Zudem werden Sie überrascht sein, wie nett diese mürrische Verkäuferin plötzlich sein kann, wenn Sie ein paar freundliche Worte an sie richten. Vielleicht wird sie auch nicht nett sein. Dann hat sie einen wirklich schlechten Tag. Sehen sie das etwa nicht?!

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4. Russen sind tolle Hacker, weil sie gut in Mathematik sind

Russland ist in der Tat die Heimat vieler großer Mathematiker, von Lobatschewski, dessen Entdeckungen die Raumfahrt ermöglichten, bis hin zu Grigori Perelman, dem jüngsten Preisträger der Fields-Medaille. Das bedeutet nicht, dass jeder Russe vierstellige Zahlen multiplizieren kann, dennoch lernen russische Schulkinder in den oberen Klassen sehr komplizierte Sachverhalte der Mathematik. Russische Schüler belegen bei internationalen Mathematik- und Programmierwettbewerben zudem oft die ersten Plätze. Darüber hinaus ist Informatik in den meisten russischen Schulen ein Hauptfach und bildet die Grundlage für die Computerkenntnisse der Russen.

Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion und damit der staatlich finanzierten Mathematikforschung glitten viele talentierte Mathematiker in die Arbeitslosigkeit ab, also wandten sie sich dem aufstrebenden IT-Bereich zu. Heutzutage sind die meisten Kodierer und Programmierer Jugendliche in der Pubertät, die in ihrer Kindheit mit dem Programmieren begonnen haben, da es in Russland prestigeträchtig ist, ein IT-Typ zu sein. Man muss nicht in einem langweiligen Büro arbeiten und kann stattdessen auf eine Art, die "einfach" zu sein scheint, Geld verdienen.

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5. Russen sind nicht gut im Sparen

Haben Sie es jemals erlebt, dass ein Russe für eine Party viel Geld ausgibt? Dann muss er sehr wohlhabend sein. In Wirklichkeit jedoch ist er höchstwahrscheinlich weit davon entfernt. Viel auszugeben, gilt in Russland als eine Art und Weise, seinen sozialen Status zu demonstrieren, und die meisten Menschen dort geben vor, einen höheren Status zu haben, als es wirklich der Fall ist. Im zaristischen Russland beispielsweise galt ein Kaufmann nicht als wohlhabend, wenn er nicht die Hälfte seines Vermögens leichtfertig in einem Kartenspiel verlieren oder ein Jahreseinkommen an die Kirche spenden konnte.

Sparsamkeit war in Russland demnach also nie eine Tugend, mit Ausnahme der Altgläubigen. In der Sowjetzeit gab es noch einen weiteren Grund: Das russische Währungssystem hatte so viele finanzielle „Reformen“ erlebt, dass die meisten Menschen das Geldsparen für sehr riskant hielten, weil es in wenigen Tagen drastisch an Wert verlieren konnte.

6. Korruption ist in Russland weit verbreitet

Laut einer Studie von Transparency International mussten im Jahr 2016 rund 34 Prozent der Haushalte in Russland Bestechungsgelder zahlen, um Zugang zu Basisleistungen zu erhalten. Das ist im Vergleich zur EU um ein Vierfaches höher, die bei neun Prozent lag. Eine Umfrage des Wirtschaftsprüfungsunternehmens PWC ergab darüber hinaus, dass fast ein Drittel der Top-Manager, die an der Umfrage teilgenommen hatten, im Jahr 2016 auf Korruption und Bestechung in ihrem Geschäft gestoßen waren; Bestechung gilt damit als akute Bedrohung für die Geschäftsentwicklung in Russland.

In den letzten Jahren gab es eine Zunahme von Kriminalfällen, die mit Korruption in Verbindung standen, dabei wurden einige hochrangige Beamte und sogar Regierungsmitglieder der Bestechung beschuldigt. Gewöhnliche Bürger, die Korruption verurteilen, greifen immer noch auf Bestechung zurück, um ihre Grundbedürfnisse wie die Gesundheitsfürsorge, eine angemessene Unterkunft und so weiter zu erfüllen. Korruption ist demnach immer noch ein großer Nachteil der russischen Gesellschaft, genauso wie sie es schon in der Gesamtgeschichte Russlands war.

7. Russen trinken viel Wodka

2017 belegte Russland im Trinken weltweit den sechsten Platz, wobei die Männer 15,1 Liter und die Frauen 7,8 Liter Alkohol pro Jahr konsumierten. Allerdings es geht nicht so sehr um die Quantität, schließlich gilt das Trinken für die Russen seit dem 17. Jahrhundert als Kulturgut. In unserem Artikel können Sie jedoch erfahren, dass es nicht immer so gewesen ist. In Russland gilt es immer noch als seltsam, wenn jemand gar nicht trinkt. Für gewöhnlich müssen Sie schließlich nur ein oder zwei Gläser bei Anlässen wie Hochzeiten, Silvesterpartys, Geburtstagsfeiern und so weiter trinken.

Das Trinken von Wodka ist nicht obligatorisch, aber unter bestimmten Bedingungen äußerst hilfreich. Bei männlichen Ritualen wird das Trinken von Wodka unter Jugendlichen als eine gewisse Mutprobe und als „Erwachsenwerden“ betrachtet. In den Geschäftskreisen ist Trinkfestigkeit ein Zeichen dafür, dass man ein vertrauenswürdiger Mensch ist, da sich die eigene Zunge erst nach ein oder zwei Flaschen lockert. Diese Tradition des Trinkens reicht bis in die Zarenzeit zurück, in der die Händler viel tranken, um ein gutes Geschäft reibungslos abwickeln zu können. In letzter Zeit jedoch nimmt der starke Alkoholkonsum aufgrund der wachsenden Beliebtheit eines gesunden Lebensstils ab. Auch Wodka ist kein Muss mehr, da Whisky, Tequila und andere Spirituosen zunehmend beliebter werden.

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8. Russland ist voller Babuschkas

Nach Angaben des Staatlichen Komitees für Statistik gehören zu den ältesten Bevölkerungsgruppen weitaus mehr Frauen als Männer. Für Menschen im Alter von 65 bis 69 Jahren gibt es eineinhalb Mal und bei den über 80-Jährigen drei Mal mehr Frauen als Männer. Historisch spiegelt sich hier immer noch der Einfluss der durch den Zweiten Weltkrieg verursachten demografischen Katastrophe wider. Aus diesem Grund sind die Babuschkas immer noch auf dem Vormarsch.

Eine Babuschka sitzt für gewöhnlich zu Hause und wartet darauf, dass ihre Enkelkinder zu Besuch kommen, damit sie für sie unzählige Mahlzeiten zubereiten, ihnen alte Geschichten erzählen und sich darum immer Sorgen machen kann, ob sie ihre Hüte anziehen, wenn es kalt ist. Im Babuschka-Sozialkreis gibt es auch andere Babuschkas, mit denen sie spazieren gehen, kulinarische Gerichte austauschen und über jeden Nachbarn lästern können. Dennoch möchte eine Babuschka niemals jünger aussehen als sie ist. „Ich habe einiges im Leben gesehen, mein Sohn, und weiß alles darüber. Übrigens, hast du heute deine Mütze auf? Es ist nämlich kalt."

9. Tee ist ein russisches Nationalgetränk

Erstaunliche 94 Prozent der Russen trinken regelmäßig Tee. Im Durchschnitt trinkt ein Russe täglich drei Tassen Tee, etwa zehn Prozent trinken täglich sogar sechs Tassen. Es handelt sich dabei jedoch um keine neue Gewohnheit. Noch im Jahr 1903 schrieb Anton Tschechow in seiner Geschichte „Die Braut“: „Er trank langsam seinen Tee, im Moskauer Stil, sieben Gläser in Folge.“

Eine russische Teezeremonie ist einfach durchzuführen: Es gibt keine! Der Tee wird bei jedem Familien- und Geschäftstreffen, jeder wissenschaftlichen Konferenz und anderen Gelegenheiten konsumiert. Heute mögen Russen zunehmend Grün- und Kräutertees, 86 Prozent bevorzugen jedoch immer noch Schwarztee.

Sie haben doch nicht etwa den ersten Teil dieses Klischee-Rankings verpasst?! Keine Sorge: Hier geht's entlang!

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