Der Verschüttete, der leben wollte: Russischer Handicap-Sportler bringt der Welt Lebensmut

Rustam Nabiev / @rustam_nabiev92
Er überlebte eine schreckliche Katastrophe, verlor dabei seine Beine und wurde trotzdem glücklich. Rustam Nabijew bloggt über sein Leben und beweist jedem, dass alles möglich ist.

Der 12. Juli 2015 ist für den 25-jährigen Rustam Nabijew der zweite Geburtstag: Beim Einsturz eines Kasernengebäudes in der sibirischen Stadt Omsk kamen 24 Soldaten ums Leben. Rustam, der die ganze Nacht schwer verletzt unter Trümmern lag, konnte gerettet werden, verlor jedoch beide Beine.  

Trotzdem hat Nabijew nicht aufgegeben. Seit dem Unfall führt er einen Instagram-Blog über seine Leidenschaft für Sport und darüber, wie man eine Tragödie wie die seine überleben und auch physisch überstehen kann.

"Schon vor der Armee habe ich Sport getrieben. Nicht beruflich, sondern zum eigenen Vergnügen. Sechs Jahre Leichtathletik, dann noch vier Jahre Schwerathletik", erzählte Nabijew Russia Beyond.

Nach dem Unfall hat Nabijew das Angebot bekommen, Sledge-Eishockey zu spielen: "Früher hatte ich gar kein Interesse daran und kannte nicht einmal die Grundregeln. Aber nach der Verletzung musste ich mich ja beschäftigen. Die Hauptsache für mich war es, nicht zu Hause zu sitzen."

Heute ist Sledge-Eishockey Nabijews Hauptbeschäftigung. Sein Team nimmt an Wettkämpfen teil, reist sogar oft zu Turnieren nach Europa. 2017 gewann es den European Continental Sledge Hockey Cup in Ufa, Bronze bei den Russischen Meisterschaft und Gold bei den Malmö Open 2018 in Schweden.

Nabijew freute sich natürlich auch sehr über den jüngsten Sieg der russischen Eishockey-Nationalmannschaft bei den Olympischen Spielen in Pyeongchang. "Ich bin stolz darauf, dass unsere Athleten trotz all der Sanktionen nicht schlappmachen. Ganz im Gegenteil beweisen sie, dass wir eine starke Sportlernation sind!" Nun ist es Nabijews größtes Lebensziel, einmal bei den Paralympischen Spielen anzutreten.

Schon vor der Armee habe ich Sport getrieben. Nicht beruflich, sondern zum eigenen Vergnügen. Sechs Jahre Leichtathletik, dann noch vier Jahre Schwerathletik", erzählte Nabijew Russia Beyond.

118.000 Follower hat Nabijews Instagram-Blog schon: "Die Hauptidee meines Blogs ist es, jedem zu beweisen, dass man alle Widerstände im Leben überwinden und zum Besseren verändern kann. Ich möchte beweisen, dass Behinderung kein Urteil ist, sondern nur eine neue Seite des Lebens mit neuen Abenteuern."

Mit seinen Videos versucht Nabijew, die Leute aufzumuntern: "Das Leben ist schön, egal wie es ist. Ich sage meinen Lesern immer, dass es keinen Sinn macht, sich zu beschweren und das Leben umsonst zu leben. Denn diese 24 Männer, die beim Einsturz der Kaserne ums Leben kamen, würden gerne an ihrer oder meiner Stelle sein. Aber sie sind begraben. Ich glaube, das ist eine gute Motivation, nicht aufzugeben. "

"Es gab auch schon Briefe von Lesern, denen ich geholfen habe, den größten Fehler im Leben - den Selbstmord - zu vermeiden. Es ist wirklich sehr schön zu wissen, dass man anderen mit seinem Beispiel helfen kann, in diesem Leben nicht aufzugeben. Schon alleine dafür hat sich doch mein Überlebenskampf gelohnt."

Nabijew zeigt online auch die spezielle Einrichtung in seiner Wohnung, die ihm zum Beispiel beim Duschen hilft. In seiner Heimatstadt Ufa in Baschkirien testet er regelmäßig, wie gut die Stadt für Menschen mit Behinderungen ausgelegt ist. Und er zeigte schon, wie er nun Auto fährt: "Das ist sehr hochwertige deutsche Technik, die mein Leben millionenfach einfacher gemacht hat."

Eine der stärksten Inspirationsquellen in Nabijews Leben ist seine Frau Indira: "Ich kann stundenlang über meine Frau sprechen. Sie rettete mich und half, diese Tragödie zu überleben. Wir waren fünf Jahre zusammen, sie blieb bei mir und hatte keine Angst, mich mit meiner Behinderung zu akzeptieren." Denn natürlich habe er Angst gehabt, dass ihn Indira verlassen könnte.

Nachdem Nabijew aus dem Koma erwacht war, bot er Indira an, dass sie gehen könne, wenn sie wolle: "Aber sie antwortete, dass sie mich liebt, egal ob ich Beine habe oder nicht, und dass sie mich nie verlassen würde. Nach diesen Worten wurde sie meine stärkste Motivation, um für mein Leben und meine Zukunft zu kämpfen." Vor Kurzem wurde ihr Tochter geboren.

"Die Unterstützung durch die Angehörigen ist in solchen Situationen sehr wichtig. Ich erzähle jedem, dass eine Person viel erreichen kann. Aber wenn andere an ihn glauben, dann kann er Unmögliches wahrmachen. Indira glaubte an mich. Ihre Unterstützung und ihr Vertrauen in mich haben mich inspiriert", betont Nabijew.

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