24 Stunden Ostern: So begehen Sie den wichtigsten orthodoxen Feiertag richtig russisch

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TOMMY O'CALLAGHAN
Das orthodoxe Osterfest ist für die Gläubigen viel wichtiger als Weihnachten und der wichtigste Feiertag des orthodoxen Kirchenjahres. Mit diesem „Stundenplan“ sind sie perfekt für den „russischen“ Ostersonntag gerüstet.

00:00: Ab in die Kirche!

Das orthodoxe Osterfest beginnt schon am Vorabend des Ostersonntags mit einem langen Gottesdienst. Egal, wie streng christlich oder nicht sich die Menschen in Russland fühlen, zu diesem Anlass gehen doch viele in die Kirche – oder verfolgen die Live-Übertragungen der großen Gottesdienste in den Hauptkirchen in Moskau und Sankt Petersburg im Fernsehen.

Dort sprechen und singen sie dann mit dem Priester „Christos woskres!“ (Christus ist auferstanden!) sowie die Antwort des Sprechchores „Wo istinu woskres!“ (Wahrlich er ist auferstanden!). Darauf folgen dann zahllose Kerzen, Umarmungen und Küsse unter den Menschen. Da der Ostergottesdienst der wichtigste des orthodoxen Kalenderjahres ist, tragen die Kirchenbesucher an diesem Tag ihre beste Sonntagskleidung. Für die Damen: Vergessen Sie nicht, Ihren Kopf mit einem schicken Kopftuch zu bedecken!

Für die meisten Menschen geht es dann mit dem Kreuzgang um die Kirche auch bald zurück ins heimische Bettchen. Nur Strenggläubige stehen (buchstäblich!) die gesamte Ostermesse durch, die sich oft bis in die frühen Morgenstunden erstreckt.

08.00 bis 11.00: Besuch auf dem Friedhof

Am Morgen des Ostersonntags wird traditionell auch der Verstorbenen gedacht – eine Tradition, die sich auch zu Sowjetzeiten halten konnte. Viele Russen bringen an diesem Vormittag sogar Teile des geplanten Osteressens mit ans Grab ihrer Vorfahren und Verwandten, darunter gefärbte Eier oder Stücke des russischen Osterkuchens Kultisch.

Die Wurzeln dieses Brauchs liegen noch in der Heidenzeit und wurden erst später mit der Orthodoxie verbunden. Der Kirche selbst gefällt das nicht wirklich, wie Archebischof Wsewolod Tschaplin einmal betonte: „Es gibt keine größere Sünde, als am Ostersonntag für die Verstorbenen zu beten!“ Für die Russische Orthodoxe Kirche ist Ostern der Feiertag des Lebens, der Geburt, des Lichts.  

11.00 bis 14.00: Ausgiebiger Mittagsschmaus

Nun sind auch sie sicher schon hungrig geworden. Ja, und nach den vergangenen 40 Tagen des Großen Fastens steht nun auch ein großes Festessen für den auferstandenen „König“ auf dem Programm: mit dem traditionellen Oster-Quarkkuchen Pascha (lies Pas-cha, wie auch der Name Ostern auf Russisch!), den leckeren Mohnkuchen Makownik und natürlich das reich geschmückte Osterbrot Kulitsch!

Dazu gibt es oft auch endlich wieder Tierprodukte wie Schinken, Käse oder Milch. Das einzige Problem dabei: Am Samstag, wenn das Essen ja vorbereitet werden müsste, ist offiziell noch Fastenzeit und das dürfen die Gläubigen praktisch keine Tierprodukte anrühren.

Und dann sind da natürlich noch die Eier: In Russland gibt es praktisch keine Schokoladeneiertradition. Hier werden vor allem echte Hühnereier gefärbt – meist in traditionellem Rot, gefärbt mit der Haut roter Zwiebeln, das das Blut Jesus symbolisieren soll. Mit Kaffee, Spinat oder roter Bete können dann jedoch auch andere Farben erreicht werden.

14.00 bis 17.00: Fabergé-Eier bestaunen

Die meisten Russen verbringen Ostern natürlich im Kreise der Familie. Alternativ aber bieten sich auch zahlreiche kulturelle Veranstaltungen an: zum Beispiel ein Besuch im Fabergé-Museum in Sankt Petersburg, wo sie zahlreiche beeindruckende und filigrane Goldeier aus der berühmten Fabergé-Manufaktur begutachten können.

17.00 bis 19.00: Ostergeschenke feiern

Wenn Sie nicht den ganzen Ostertag zuhause verbringen wollen, bietet sich außerdem ein Besuch bei dem farbenfrohen Moskauer Ostergeschenk-Festival oder ähnlichen Straßenfesten in allen Städten des Landes an. Zwischen Straßentheater und Osterbrauch, mit Eierfärbe-Workshops und Kulitsch-Degustationen können Sie so an der frischen Luft und bei (hoffentlich) sonnigem Frühlingswetter die Auferstehung des Herrn feiern.

19.00 bis 24.00: Musik und Tanz bei Osterfestivals

Seit mittlerweile schon sechzehn Jahren findet im Moskauer Konservatorium außerdem das traditionelle Osterkonzert mit dem berühmten Orchester des Mariinski-Theaters in Sankt Petersburg statt. Von klassischer Kammermusik bis Chorwerken leiten die Profimusiker so den Abend bis zum feierlichen Glockenleuten zum Ostersonntag ein. Hier wird das Konzert auch online übertragen werden – und hier sehen Sie, in welchen ausländischen Konzertsälen sie außerdem den Broadcast verfolgen können.

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