Wie Menschen mit psychischer Störung dabei geholfen wird, Musik zu komponieren

Jegor Zwetkow
Es gibt Menschen, die Probleme haben, mit anderen zu kommunizieren, was sie jedoch nicht daran hindert, ihre eigenen elektronischen Kompositionen zu erstellen und mit diesen auf Festivals aufzutreten.

Das ist Roman Moscharow. Statt in der Armee zu dienen, entschied er sich für den Zivildienst – er unterrichtet in einem psycho-neurologischen Internat in Sankt Petersburg. Den Unterricht in der Computerklasse beschloss er, mit etwas Ungewöhnlichem aufzufrischen – er stellte seinen Schülern ein Musikprogramm vor. Das war eine gute Entscheidung, denn seine Schützlinge begannen, selbst Musik zu komponieren und mit Klängen zu arbeiten. Die besten Tracks wurden ins Netz gestellt.

Die Gruppe erlangte eine größere Aufmerksamkeit, nachdem Aphex Twin, ein bekannter Techno- und Ambient-DJ, einen der Schüler Moscharows, Konstantin Salamatin, mit der Bemerkung „Wie cool ist das denn?!“ zu seiner YouTube-Playlist hinzugefügt hatte.

Salamatin veröffentlichte seine CD mit Hilfe des deutschen Labels Spheredelic, und Moscharow stellte einen Sampler der besten Werke seiner Schüler zusammen und nannte das kreative Kollektiv offiziell Build Your House Underground.

Die Musik sprengte die Grenzen des Internats – mehrere Aufführungen fanden in den Musik-Locations Sankt Petersburgs statt. „Meine Frau hat mich kürzlich auf den Arm genommen und mich gefragt: Roman, hattest du den vor, mithilfe der Behinderten groß heraus zu kommen?“, schmunzelt der Zivi. „Eigentlich nicht. Ich wollte einfach nur auf der Grundlage unseres Kurses ein neues Format etablieren, das auch mich selbst motiviert. Am Ende konnte jeder seine Vorstellungen einbringen und wir bekamen ein tolles Material.“

Bald schon wollen Roman und sein Team eine CD von Andrej Rjabow veröffentlichen. Der begleitet die Gruppe bei den meisten Live-Auftritten und begann bereits im Alter von fünf Jahren sich für elektronische Anlagen zu interessieren. An den Wochenenden repariert er im Internat allerlei Geräte – Kassettenrekorder, Stereoanlagen und ähnliches Heimelektronik. So entwickelte er eine Leidenschaft für Musik. „Niemand nennt Andrej beim Namen, er hat den Spitznamen Master – die ganze Zeit lötet er im Labor herum“, sagt Roman.

„Die Bezeichnungen der Kompositionen denken wir uns selbst aus“, erklärt Andrei begeistert und Roman fügt hinzu: „Die Namen sind völlig verrückt.“

Ein kurzer Track wurde ganz banal Speed ​​track genannt, aber auf dem Sampler gibt es auch eine Komposition mit dem Namen Hiloxova6, die im Stil von Aphex Twins Album Drugs geschrieben wurde. „Der Titel ist sehr cool und passt zur Musik“, lacht Roman.

Bei mehreren Festivals, bei denen Build Your House Underground auftrat, darunter auf dem Palastplatz inmitten von St. Petersburg, reagierte das Publikum positiv. „Wir wollen die Stimmung zum Kochen bringen, damit jedermann gute Laune bekommt! Wenn etwas nicht klappt, mache ich trotzdem weiter. Ich füge einen satten Sound hinzu und es kommen immer mehr Leute, die sich um uns drängen. Ich habe keine Angst aufzutreten, auch wenn es um herum ein einziges Getöse ist”, erklärt Roman.

Angesichts der Besonderheiten seiner Schützlinge muss Roman darauf achten, ob sie zum Auftritt auf einer öffentlichen Bühne bereit sind. „Es gibt große Talente, aber sie haben einen so emotionalen Hintergrund, dass sie keine ungewohnten Eindrücke mögen. Und das kann alles Mögliche sein, sogar ein aufblasbarer rosafarbener Flamingo oder irgendwelche Lichter, die beim Spielen und Auftreten stören“, erläutert Moscharow.

In der Freizeit komponiert Roman seine eigene Musik und veröffentlicht sie. Die meiste Zeit konzentriert er seine Aktivitäten jedoch auf die Internatskurse. Sein Traum ist es, ein richtiges Aufnahmestudio für seine Schüler zu gründen: „Das ist alles riesig! Ich bekomme eine Wahnsinnsenergie. Ich denke, solange mir das Leben diese Gelegenheit gibt, werde ich weitermachen.”

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