Philipp Lausberg wurde in München geboren. Er graduierte in Oxford in Geschichte und Politik und forscht aktuell an der Universität von Antwerpen. Immer wieder zieht es ihn nach Russland, zum Reisen, zum Arbeiten und um Freunde wiederzusehen. Moskau hat es ihm besonders angetan. Wenn sich einmal die Gelegenheit bietet, würde er gerne wieder dort leben.
In seinem Facebook-Projekt „Faces of the East” zeigt er in Fotos und Geschichten das wahre Leben im postsowjetischen Russland.
„Russland und auch andere postsowjetische Länder haben mich schon immer fasziniert. Ich habe Russisch gelernt und bin immer wieder dorthin gefahren, um zu reisen und Freunde kennenzulernen”, sagt Philipp.
„Eine Sache hat mich an der Region schon immer fasziniert: die Fülle von Charakterköpfen mit dazugehörigen einzigartigen Lebensgeschichten. So viele sind ungewöhnlich, düster, absurd, lustig oder traurig und immer sehr tief. Dort findet sich ungefiltert und sehr intensiv die ganze Bandbreite des Lebens von Dunkelheit bis Licht. Das ist im Westen eher selten”, erzählt Philipp.
„Ich beschäftige mich besonders gerne damit, wie politische, soziale und wirtschaftliche Entwicklungen die Menschen beeinflussen und umgekehrt. Und wie sich individuelle Lebensgeschichten innerhalb der gegenwärtigen und vergangenen turbulenten Ereignisse im postsowjetischen Raum einfügen.”
„Die Lebensläufe dort sind einerseits oft durch Erfahrungen mit Kommunismus, Terror, Deportation und Kriegen geprägt. Andererseits sind sie aber auch beeinflusst durch große technische Errungenschaften, Kunst, ein friedliches Miteinander, dem Zusammenleben von Menschen unterschiedlichster Kulturen und Hintergründe. Möglicherweise gibt es nirgendwo auf der Welt so viele ungewöhnliche und einzigartige Schicksale.”
„Die Erzählungen fand ich schon immer faszinierend. 2016 begann ich dann mit meinen Porträtaufnahmen. In Almaty, Kasachstan, besuchte ich einen Freund und mir fielen die einzigartigen Gesichter der Menschen dort auf. Dort traf ich auf einen Mann mit asiatischen Gesichtszügen und dazu blauen Augen. Seine Großmutter stammte aus Korea und sein Großvater aus Deutschland. Beide wurden zu Stalinzeiten aus ihren Heimatländern deportiert. Ein anderer hatte einen ukrainischen Großvater, der als Raketenwissenschaftler nach Baikonur ging, und eine Kalmücken-Großmutter, die als begeistertes Komsomol-Mitglied gekommen war, um die ‚jungfräulichen Länder Kasachstans zu erschließen.“
„Ich scherze oft mit meinen Freunden, dass die Menschen in Zentralasien - oder sogar in der gesamten postsowjetischen Welt – die wahren Hipster sind. Während sich die Menschen anderswo vor allem durch Kleidung und Schmuck unterscheiden, um individuell und einzigartig zu wirken, heben sich die Menschen in Zentralasien allein durch ihre außergewöhnlichen Gesichter und Geschichten hervor. “
„Irgendwann habe ich angefangen, diese Portraitaufnahmen zu sammeln und sie zusammen mit einigen Geschichten auf meiner Facebook-Seite zu veröffentlichen. Dies ist zu meinem Hobby geworden. Inzwischen habe ich mehrere hundert Porträts und die dazugehörigen Lebensgeschichten gesammelt, vor allem aus Russland und Zentralasien, aber auch aus der Ukraine, Armenien, Georgien, Weißrussland und der russischsprachigen Diaspora in Europa sowie aus dem Nahen Osten und Afrika. “
„Meine Freunde überredeten mich, meine Aufnahmen einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. So erstellte ich die Facebook-Seite „Faces of the East”, wo ich regelmäßig neue Bilder und Geschichten einstelle.“
„Momentan poste ich hauptsächlich Bilder von einer Reise durch Russland während der Fußball-Weltmeisterschaft im letzten Sommer, die mich von Moskau nach Nischni Nowgorod und dann entlang der Wolga durch Tschuwaschien, Tatarstan, Uljanowsk, Samara, Saratow nach Wolgograd und dann in den Norden geführt hat und weiter in kaukasische Kurorte, nach Kabardino-Balkarien, Tschetschenien und Dagestan.“
„Der immense kulturelle Reichtum der postsowjetischen Regionen und ihre oft vielschichtigen Identitäten sind nicht nur faszinierend, sondern auch im Westen weitgehend unbekannt. Deswegen versuche ich, Eindrücke auf persönlicher Ebene aus einer Region zu vermitteln, die noch immer vor allem für ihre negativen und simplen Klischees und einen engen Fokus auf ihre Machtpolitik bekannt ist."
„Ich wurde auch von der weißrussischen Nobelpreisträgerin Swetlana Alexijewitsch und ihrem Werk ‚Secondhand-Zeit. Leben auf den Trümmern des Sozialismus‘ inspiriert, in dem sie die unglaublichen und oft tragischen Lebensgeschichten der Bewohner der ehemaligen UdSSR niedergeschrieben hat.“
Phillip hat viel, viel mehr zu zeigen, und seine Seite „Faces of the East" gibt nur eine kleine Auswahl dessen wieder, was in naher Zukunft noch zu erwarten ist. Es wird eine sehr persönliche Angelegenheit. Bleib dran!
Schauen Sie sich Philipps Face-Book Seite unbedingt an.