Gefängnisausbruch auf Russisch – die drei spektakulärsten Fälle

Alexej Mjakischew/Global Look Press
Hollywoodreife Gefängnisausbrüche, sei es mit einem Helikopter oder mit einem einfachen Löffel, gab es in der Geschichte viele. Russia Beyond stellt drei besonders spektakuläre Fälle aus russischen Gefängnissen vor.

Davongeflogen

Häftlinge und Sicherheitspersonal einer Strafkolonie in der Wologda-Region waren wahrscheinlich ausgesprochen überrascht, als sie am 22. März 2012 einen Helikopter vom Typ Mi-2 über ihren Köpfen fliegen sahen. Doch es wurde noch ungewöhnlicher: Plötzlich wurde eine Leiter aus dem Fluggerät gereicht und ein Häftling kletterte hinauf. Ohne, dass die Wachen Zeit zum Reagieren gehabt hätten, flog der Helikopter mitsamt Häftling weg.

Bei dem Flüchtigen handelte es sich um den 36-jährigen Alexej Schestakow, der zwölf Jahre zuvor wegen achtfachen Mordes zu einer Haftstrafe von 24 Jahren verurteilt worden war. Wie später herauskam, hatte er persönlich den Hubschrauber per Smartphone aus dem Gefängnis heraus gebucht. So konnten zwei seiner Komplizen, ein Mann und eine Frau, an Bord gelangen und den Piloten mit vorgehaltener Waffe dazu zwingen, zu der Strafkolonie zu fliegen.

Alexej Schestakow

Ein paar Stunden nach Bekanntwerden der Flucht fanden Polizisten den Helikopter am Rande der Provinz Wologda und einige Kilometer weiter entfernt auch den gefesselten und geknebelten Piloten.

Schestakow und seine Komplizen setzten ihre Flucht scheinbar im Auto fort, wurden aber ebenfalls relativ schnell im Rahmen einer Verkehrskontrolle gefasst. Es kam zu einem Schusswechsel zwischen dem flüchtigen Mörder und den Polizisten, bei dem Schestakow verletzt wurde.

In einer späteren Verhandlung wurden seiner Haftstrafe zwölf weitere Jahre hinzugefügt. Auch die beiden Komplizen wurden zu elf und zwölf Jahren Gefängnis verurteilt. Einer der stellvertretenden Leiter der Strafkolonie wurde ebenfalls zu einer vierjährigen Freiheitsstrafe verurteilt – er wurde für die bevorzugte Behandlung Schestakows verantwortlich gemacht, durch die er an das Smartphone kam.

Mit Aluminiumlöffeln in die Freiheit

Das Moskauer Butyrskaja-Gefängnis wurde schon im 18. Jahrhundert unter Katharina der Großen erbaut und ist somit eine der ältesten Haftanstalten Russlands. Das hohe Alter des Gemäuers ist auch einer der Gründe, warum hier im Jahre 2001 die Verbrecher Boris Besotetschestwo, Wladimir Schelesoglo und Anatolij Kulikow entkommen konnten.  

Alle drei wurden kurz zuvor wegen Mordes zu einer lebenslänglichen Haftstrafe verurteilt und warteten nun auf das Ergebnis ihres Berufungsverfahrens vor dem Obersten Gerichtshof. Offensichtlich glaubten sie nicht an einen Erfolg und setzten ihre Hoffnungen lieber in einen spektakulären Plan. Mit einfachen Aluminiumlöffeln gruben sie ein anderthalb Meter breites Loch in den Boden ihrer Zelle und versteckten ihr Werk unter einem Lappen. Den Müll, der beim Graben anfiel, entsorgten sie auf dem Innenhof des Gefängnisses.

Eines Tages war das Loch so tief, dass es in die Kanalisation reichte. Die drei Häftlinge schlüpften hindurch und tauchten irgendwo in der Stadt wieder auf. Ihre genaue Route konnte die Polizei erst mit der Hilfe von Fachleuten identifizieren. Trotzdem blieben die Häftlinge zunächst verschwunden. Erst drei Wochen später konnten zwei von ihnen im Moskauer Umland wieder eingefangen werden. Der Dritte wurde Medienberichten zufolge erst vor ein paar Jahren beim Überfall auf eine Drogerie gefasst.

Die ganze Flucht erinnert stark an den 1994 verfilmten Roman „Die Verurteilten“ von Stephen King. Möglicherweise haben sich die drei Insassen von Butyrskaja hier für ihre Flucht inspirieren lassen.   

Ein Wächter als Komplize

Über 100 Jahre lang blieb das Moskauer Untersuchungsgefängnis mit dem romantischen Namen Matrosskaja Tischina („Die Ruhe der Seeleute“) von Ausbrüchen verschont. 1995 war dann der berüchtigte Killer Alexander Solonik (auch bekannt als Sascha Makedonski), der Erste, dem die Flucht gelang.

Alexander Solonik

Ein Jahr zuvor wurde er für ein Dutzend Auftragsmorde schuldig befunden und zum Tode verurteilt. Dennoch blieb er erstaunlich ruhig, was vor allem daran lag, dass er einen ausgeklügelten Plan hatte, um seiner Strafe zu entkommen. Der Schlüssel zum Erfolg war einer der Wachleute, der mit Solonik zusammenarbeitete. Es ist unklar, ob er extra zu diesem Zweck in das Gefängnis eingeschleust wurde, oder ob er einfach bestochen war.

Der Wächter besorgte ein Kletterseil, eine Pistole und eine Schaufensterpuppe. In der Nacht der Flucht wurde die Schaufensterpuppe dann in Soloniks Bett gelegt und unter einer Decke versteckt. So sah es auf den ersten Blick aus, als würde der Killer noch in seinem Bett liegen. Tatsächlich waren er und der Wächter aber auf dem Dach des Gefängnisses, von wo aus sie das Kletterseil nutzten, um in die Freiheit zu gelangen.

Solonik wurde nicht gefasst und entkam nach Griechenland. Dort wurde er 1997 gemeinsam mit seiner Freundin von einer verfeindeten Mafiagruppe umgebracht. Was mit dem Wächter geschah, ist hingegen bis heute ein Rätsel.  

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