Bella Rapoport vs. LUSH: Ein Streit um Feminismus sorgt für Shitstorm bei Twitter

AP
Die feministische Bloggerin Bella Rapoport sorgte vor Kurzem für großes Aufsehen in der russischen Blogosphäre, nachdem sie die russische Vertretung der britischen Naturkosmetikfirma LUSH darum gebeten hatte, ihr kostenlose Produkte zur Verfügung zu stellen, damit sie ein Review bei Instagram machen konnte.

“Hallo! Ich bin Bloggerin”, schrieb Rapoport am 20. März an den LUSH-Account bei Instagram. „Ich möchte einige Produkte bekommen, um ein Review in meiner Story zu machen“. Der Vorschlag wurde jedoch von den LUSH-Vertretern höflich abgelehnt. Verdutzt, schrieb Rapoport auf Instagram, dass sie sich beleidigt fühlt, weil eine große Marke ihr keine Produkte für ein Review zur Verfügung stellen will.

“Es ist komisch, wie die großen Firmen für Feminismus plädieren, ihn aber nur dort unterstützen, wo zehntausende Subscriber warten“, kommentierte Rapoport die Situation zu ihren sechstausend Followern bei Instagram. „Obwohl ich verdammt viel mehr für den Feminismus gemacht habe!“

Doch falls die Bloggerin auf Verständnis und Unterstützung seitens der Online-Gemeinschaft im russischen Netz gehofft hat, muss sie jetzt sicher überrascht sein. Menschen bezichtigten sie der Erpressung und viele begannen ihren Vorschlag an LUSH zu parodieren, indem sie auch unterschiedliche Unternehmen um kostenlose Produkte baten. Hier sind die witzigsten Versuche:

“Hallo, Sberbank [die größte Bank Russlands]! Ich bin Blogger. Ich möchte einige Geldscheine bekommen, um ein Review in meiner Story zu machen.“

“Hallo, ich bin Alkoholiker! Ich möchte einige Spirituosen bekommen, um ein Review in meiner Story zu machen.”

“Hallo, ich bin eine Katze! Ich möchte eine endlose Versorgung mit Futter und Brotkrusten und die Erlaubnis, auf Tische zu springen, um ein Review in meiner Story zu machen.“

“Hallo, Apple! Ich möchte einen MacBook Pro, einen iPhone XR 512 GB, ein Apple Watch Series 4 und einige AirPods und kein Review irgendwo machen!“

“Hallo, Elon Musk! Ich bin Blogger. Ich möchte ein Auto oder einen Flammenwerfer bekommen, um ein Review in meiner Story zu machen.“

“Hallo, wir sind Slawen! Wir möchten einige Wikinger bekommen, um ein Review in unseren Chroniken zu machen.“

Nachdem der Twitter-Shitstorm zu einer ernsten und heftigen Debatte über Feminismus geworden ist, wiesen die LUSH-Vertreter darauf hin, dass die Antwort an Rapoport nichts anderes als eine gewöhnliche und normale Antwort in einer solchen Situation gewesen sei. „Viele Menschen schreiben uns und in der Regel geben uns sie mehr Informationen über sich. In diesem Fall bekamen wir ein sehr kurzes Anschreiben und gaben darauf eine Standardantwort. Ich glaube nicht, dass wir etwas falsch gemacht haben“, kommentierte (rus) Warwara Afanasjewa, Brandmanagerin von LUSH Russia.

Aber während sich die gewöhnlichen Internetnutzer auf die Seite von LUSH stellten, unterstützten einige russische Prominente dagegen Rapoport, die infolge des Skandals Hassmails und Drohungen bekam. TV-Stars Ksenia Sobtschak und Tina Kandelaki forderten sogar, dass der LUSH-Sozialnetzmanager gekündigt werden soll. Der Chef von LUSH Russia antwortete darauf: „Die Managerin, die den Vorschlag von Rapoport beantwortete, war Tatjana Botschkarjowa. Sie hat zehn Jahre für LUSH gearbeitet und wird ihren Job behalten“.

„Es spielt keine Rolle, ob wir mit dieser Person zusammenarbeiten oder nicht. In diesem Fall stehen wir sicher auf ihrer Seite, weil LUSH für Frieden, Liebe und Toleranz steht. Wir können verschiedene Ansichten haben, einander aber doch respektieren“, hieß es (rus) von LUSH. „Es tut uns leid für Bella, dass sie so viele Beleidigungen erlebt hat.“

“Bella Rapoport verwechselt die wirklichen, akuten Probleme des russischen Feminismus wie häusliche Gewalt, ungleiche Löhne usw. mit dem unwürdigen Betteln“, schreibt der russische Telegram-Kanal „Stalingulag“. „Und wenn ihr Vorschlag höflich abgelehnt wird, versucht sie sich selbst als Opfer des Patriarchats und Kapitalismus auszugeben.“

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