Russland hat acht offizielle nationale Feiertage. Wenn einer davon auf ein Wochenende fällt, ist stattdessen der nächste darauffolgende Werktag arbeitsfrei. An diesen Tagen sind Flug- und Zugtickets nach Russland relativ teuer und die Straßen sind entweder überfüllt oder gesperrt.
Das Osterfest ist in Russland zwar kein offizieller Feiertag, aber da es auf einen Sonntag fällt, bedeutet es für die Mehrheit trotzdem einen arbeitsfreien Tag. Vermutlich ist es der beliebteste religiöse Feiertag des Landes. Eine Umfrage ergab, dass 82 Prozent der Russen Ostern feiern. Das orthodoxe Weihnachtsfest wird dagegen von gerade einmal 77 Prozent der Bevölkerung begangen.
Zudem ist es das Ende der Fastenzeit, weswegen religiöse Menschen ein großes Festmahl veranstalten. Osterkuchen, Kulitsch genannt und bemalte Eier werden am Karsamstag in die Kirche gebracht, um sie dann am Ostersonntag zu verzehren.
Hier finden sie alle Unterschiede zwischen dem orthodoxen und dem katholischen oder protestantischen Osterfest.
Leute, die noch in der alten Sowjetunion aufgewachsen sind, betrachten diesen Tag mit Nostalgie. Früher wurde der Tag vielleicht mit noch mehr Vorfreude erwartet als der Neujahrstag. Die Maidemonstrationen waren freudige Events mit vielen Liedern und Blumen. Insbesondere Kinder liebten sie.
Aber auch ohne den sowjetischen Pomp bleibt die Freude über den Frühling. Viele Russen haben Anfang Mai vier bis fünf freie Tage, die sie zumeist nutzen, um auf ihre Datschen oder aufs Land zu fahren.
Einen kleinen Eindruck von der Atmosphäre dieses Feiertages bieten diese Postkarten aus Sowjetzeiten.
Der Tag des Sieges über Nazi-Deutschland wird von 95 Prozent der Russen zelebriert und ist damit nach Neujahr der zweitpopulärste Feiertag. Er beginnt mit der Fernsehübertragung der traditionellen Militärparade auf dem Roten Platz. Es ist Tradition, Veteranen, bzw. ihren Verwandten (fast jede Familie war vom zweiten Weltkrieg betroffen), zu gratulieren.
Im Fernsehen laufen an diesem Tag sowjetische Kriegsfilme. Seit 2015 gibt es zudem eine neue Tradition: Die Prozession des unsterblichen Regiments. Menschen tragen Fotos ihrer Verwandten, die an der Front gekämpft haben durch die Gegend und es gibt landesweit Gedenkveranstaltungen.
Der Tag Russlands wird erst seit 1992 begangen und ist damit ein sehr junger Feiertag. Ihm liegt die Erklärung der Souveränität Russlands am 12. Juni 1990 zugrunde.
Einer Umfrage des Allrussischen Meinungsforschungsinstituts (WZIOM) zufolge, zelebrieren rund 54 Prozent der Russen diesen Tag. Für den Rest ist es einfach ein schönes, langes Wochenende im Sommer.
Noch neuer ist der 2005 eingeführte Tag der Volkseinheit.
Ursprünglich wurde am 7. November das Jubiläum der Oktoberrevolution gefeiert. Dieser Feiertag wurde nach dem Zerfall der Sowjetunion jedoch abgeschafft. Aber alte Gewohnheiten zu brechen ist schwer. Die Menschen waren daran gewöhnt, Anfang November einen freien Tag zu haben. Schüler und Schülerinnen haben zu dieser Zeit ohnehin eine Woche Ferien.
Die Geschichte dieses Feiertages ist mit der polnischen Intervention von 1612 verbunden. Die mit einem Denkmal auf dem Roten Platz verewigten russischen Nationalhelden Kusma Minin und Dimitri Poscharski, führten eine Volksmiliz an und befreiten das Land von der polnisch-litauischen Besatzung. Passenderweise geschah dies Anfang November.
Fast die halbe Welt feiert Weihnachten am 24. und 25. Dezember. Die Russen müssen dagegen eine Woche länger warten. Dann aber, am 31. Dezember, beginnt ein großes Fest mit vielen Traditionen. Zu den Ritualen gehört, eine riesige Schüssel Oliviersalat (auch russischer Salat genannt) zu essen, während man den sowjetischen Film „Ironie des Schicksals“ ansieht. Das russische Umfrageinstitut WZIOM fand heraus, dass 96 Prozent der Russen Neujahr zelebrieren.
Auf das Neujahrsfest folgt eine ganze Woche freier Tage, weswegen viele Russen am Abend wilde Partys feiern. Immerhin haben sie genug Zeit, ihren Kater auszukurieren.
Das orthodoxe Weihnachtsfest am 6. und 7. Januar verbringen viele Menschen bei ihren Familien. Die jahrzehntelange Sowjetherrschaft, unter der religiöse Feiertage verboten waren, hat jedoch ihre Spuren hinterlassen, weswegen diese Tradition weniger weit verbreitet ist als die Neujahrsfeier.
Seit 1922 wird an diesem Feiertag die Armee geehrt. Da in der Sowjetunion jeder Mann zum Militär musste, wurde schnell ein allgemeiner „Männertag“ daraus. Selbst Jungen im Kindergarten wird zu diesem Tag gratuliert.
Frauen zerbrechen sich, die Köpfe darüber, was sie ihren Männern schenken können. Oft werden es – zumindest dem Klischee zufolge – Rasierschaum oder Socken. Auf der Arbeit arrangieren die Mitarbeiterinnen oft Partys und bereiten Überraschungen für die Männer vor. Diese erscheinen teilweise in Militäruniformen.
Wenn Sie einem Russen zu diesem Tag gratulieren wollen, sagen Sie ihm, wie unglaublich stark und tapfer er ist und wünschen Sie ihm etwas „männlicheres“ als „mögen all deine Träume wahr werden.“
Insbesondere Floristen lieben den Internationalen Frauentag, der in Russland ausgiebig gefeiert wird. Beachten Sie, dass man Russinnen immer eine ungerade Zahl Blumen schenkt (gerade Zahlen sind für Friedhöfe).
Die Geschichte dieses Feiertages ist mit dem Kampf für Frauenrechte verbunden. Am 8. März 1917 streikten die Fabrikarbeiterinnen in Petrograd (Sankt Petersburg). Vier Tage später ließ die Regierung das Frauenwahlrecht einführen.
Im heutigen Russland tritt die feministische Vergangenheit des Tages in den Hintergrund. Stattdessen geht es mehr darum, Müttern und Ehefrauen zu gratulieren und ihnen Komplimente zu machen.
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