Wie verhalten sich Russen gegenüber Ausländern?

Moskva Agency
Wenn Sie denken, dass die Russen Sie nicht mögen, so trügt dieser Eindruck wahrscheinlich. So sieht es in Wirklichkeit aus (Aber bitte machen Sie keine Schwerze!).

Wen die Russen nicht mögen

Meinungsumfragen zufolge (rus) empfindet die überwiegende Mehrheit der Russen Ausländern gegenüber keine Abneigung oder Gereiztheit. Im Jahr 2018, als Russland Gastgeberland der Fussball-Weltmeisterschaft war, verbesserte sich (rus) sogar die Haltung der Russen gegenüber der Bevölkerung der USA und der EU, obwohl die politische Großwetterlage in den letzten Jahren nicht die beste war. Soziologen sehen die Ursachen dafür darin, dass die Russen nahezu ihre gesamte „äußere Fremdenfeindlichkeit“ auf „ethnische Fremdenfeindlichkeit“ übertrugen, d.h. auf die Arbeitsmigranten.

Dennoch gibt es bei den Russen „unerwünschte“ Ausländer. In den Top 3 sind die Roma (32% der Russen freuen sich nicht, sie zu sehen), die Chinesen (31%) und die Vietnamesen (26%).

„Mein Sportlehrer pflegte zu sagen: Du musst schneller laufen, denn wenn die Chinesen in Russland einmarschieren, ist das deine einzige Chance“, erinnert sich Alexej Kotschubej, ein Moskowiter. Er ist überzeugt, dass dies ein Witz war. Aber die lokalen Foren diskutieren dieses Thema seit vielen Jahren – welchen Teil Sibiriens und auf welche Weise die Chinesen annektieren werden oder warum Russland eines Tages einen Teil des Territoriums an die Chinesen verkaufen wird.

>>> Russen und die Arbeitsmigranten: Zwischen Abneigung und Vorurteilen

Was ist mit den anderen?

Die Russen unterscheiden sich nicht von den anderen Nationen – sie beurteilen Ausländer oft nach längst vergangenen Ereignissen und den gängigen Stereotypen. Einige von ihnen sind tief in das kollektive Gedächtnis eingebrannt.

Gegenüber den Deutschen verspüren die Russen recht ambivalente Gefühle. Sie werden im Allgemeinen für ihre Ordnung, starke Wirtschaftskraft, Effizienz, die zuverlässigen Autos und die legendäre deutsche Qualität geschätzt. Auf der anderen Seite ist da die traurige Vergangenheit, die noch immer frische Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg. Aber Studien (rus) zeigen, dass die Russen viel mehr Sympathie für die Deutschen hegen als umgekehrt: 45% der Russen „mögen Deutsche“, aber nur 25% der Deutschen mögen Russen. „Meine türkischen Freunde waren überzeugt, dass die Russen die Deutschen hassen. Und sie waren aufrichtig überrascht, als ich ihnen sagte, dass das nicht der Fall sei“, sagt Alexandra aus Moskau. Dies wird von Soziologen bestätigt (rus): Russen haben die Deutschen immer als ein großes Volk angesehen, das aus der Geschichte gelernt hat.

Die Russen sind immer noch stolz darauf, dass sie Napoleon 1812 besiegt haben. 2009 wurde sogar vorgeschlagen (rus), den Tag seiner „Vertreibung“ zu einem Nationalfeiertag zu erklären. Die Franzosen gelten auch als die Ungezwungensten und Temperamentvollsten in der Liebe. „Die Generation, die in den Achtzigerjahren aufwuchs, erinnert sich noch daran, wie verpönt und anstößig intime Beziehungen vor der Heirat waren“, sagt Anna Winogradowa. Aber wenn Franzosen sich so verhielten, habe es immer geheißen: „Das sind doch die Franzosen“ und niemand regte sich über deren Verhalten auf.

Es gibt auch keinen Hass auf Amerikaner wie noch zuzeiten des Kalten Krieges. Im Jahr 2018 hatten nur 12% der russischen Einwohner ein „sehr schlechtes Verhältnis (rus)“ zu US-Amerikanern (2015 waren es sogar nur 8%). Heutzutage kann man immer öfter hören: Im Allgemeinen sind die Amerikaner fast genauso wie wir – wir wollen die gleichen Dinge im Leben, wir haben die gleichen Ängste und genießen die gleichen Dinge; es sind die Politiker, die alles verderben.

Es gibt allerdings Dinge, die die Russen niemandem verzeihen werden...

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Seien Sie vorsichtig mit Ihren Scherzen!

Wollen Sie über einen Russen oder seine (nicht immer verständlichen) Hobbys scherzen? Überlegen Sie sich das lieber noch einmal. Die Russen verstehen in dieser Hinsicht kaum Humor. Wir mögen es einfach nicht, wenn jemand anderes als wir selbst über uns lacht, über unsere Besessenheit von unserer Datscha, unsere Vorstellungen von Schönheit, unsere Mütter oder unser Nationalgericht, den Olivier-Salat. „Das können wir nicht veröffentlichen... Es ist respektlos“, erklärte ein Redakteur, nachdem er eine humorvolle Kolumne Jennifer Jeremejewas gelesen hatte. Die amerikanische Journalistin und Bloggerin, die einen Russen geheiratet hat und seit über 20 Jahren hier lebt, hatte über die unerwarteten und seltsamen Geschenke geschrieben, die sie von Russen erhalten hat.

Darüber berichtet (rus) sie in ihrem Blog. „Das ist eine humorvolle Kolumne!, argumentierte ich. Ihr habt mich gebeten, lustige Dinge zu beschreiben, die mir in Russland passiert sind. Der Ratschlag des Redakteurs lautete: Scherzen Sie lieber über sich selbst.“

>>> Zehn Russlandklischees, von denen Russen nicht mehr hören können

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