Zehn Russlandklischees, von denen Russen nicht mehr hören können

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Wenn Sie einen Russen ärgern wollen, dann schwärmen Sie von Matrjoschkas, russischen Frauen, laden Sie ihn auf einen Wodka ein, halten Sie mit ihm Ausschau nach Bären oder fragen Sie ihn, wo er seine Balalaika aufbewahrt. Und dann… rennen Sie!

Matrjoschka

Es mag Sie überraschen, dass das Russlandsymbol schlechthin, die Matrjoschka, gar keine russische Erfindung ist. Die Idee dazu importierte der bekannte Unternehmer Sawwa Mamontow aus Japan. Im frühen 20. Jahrhundert waren die Matrjoschkas entweder Kinderspielzeug oder fristeten ein Dasein als Dekorationsobjekt, jedoch versteckt im Schrank.

Russische Frauen  

Bitte nicht falsch verstehen – wir Russen lieben unsere Frauen. Was wir aber satthaben, ist das Bild, das die Medien weltweit von russischen Frauen zeichnen. Viele Ausländer sind dadurch überzeugt, dass Russinnen oberflächliche, geldverliebte Luxusweibchen seien. Jedoch: Die „Klischee-Natascha“ gibt es nicht mehr, wenn sie überhaupt jemals existiert hat. Vor dem ersten Date mit einer Russin sollten Sie sich daher mit klassischer russischer Literatur vertraut machen. Es könnte gut sein, dass Sie dieses Wissen brauchen.

Die Kalaschnikow

Zunächst einmal ist es befremdlich, dass das meistgenutzte Sturmgewehr der Welt, die AK-47, ein Nationalsymbol ist, aber was sollen wir dagegen tun? Die Kalaschnikow wird in vielen Konflikten zur Befreiung eingesetzt, aber auch von Despoten, Terroristen und Extremisten weltweit. Es gibt dennoch kaum Russen, die zu Hause eine AK-47 an der Wand hängen haben oder stundenlang damit durch die Gegend streifen.

Balalaika

Dieses Musikinstrument war gar nicht das klassische Begleitinstrument zu alten russischen Weisen. Die Barden der alten Rus nutzten die Gusli. Die Balalaika kam erst im 18. Jahrhundert auf, die heute noch verbreitete Version sogar erst im 19. Jahrhundert. Populär als russisches Volksinstrument wurde die Balalaika erst in der sowjetischen Alltagskultur.

Bären

Es stimmt, Bären sind beliebte Maskottchen bei Sportveranstaltungen und als Wappentier russischer Städte und Gemeinden weitverbreitet. Und es gab Zeiten, da spazierten sie wirklich durch die Straßen. Es gibt auch einige sehr berühmte russische Bären. Doch der Bärenkult schadet ihnen nur. Er führt dazu, dass noch mehr Bären zur Belustigung des Publikums in Zoos und Zirkussen unter grausamen Bedingungen gehalten werden.

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Wodka

Dieses Getränk, das untrennbar mit Russland verbunden ist, wurde nicht einmal hierzulande erfunden. Zunächst wurde es nur vereinzelt als Medizin eingesetzt, später als elitäres Getränk für die Zaren und den Adel. Erst im 17. Jahrhundert erreichte es die gewöhnlichen Menschen. Heutzutage trinken die Russen deutlich weniger, nicht gerne präsentieren sich viele Russen als besonders trinkfest. Es ist nicht so, dass wir Wodka verabscheuen, es ist nur so, dass er nicht zum Frühstück, Mittag- und auch Abendessen getrunken wird. Zu festlichen Anlässen genießen wir ihn gerne, so wie Sie einen Gin oder Whisky.

Ballett

Schwanensee, das wohl bekannteste russische Ballett, ist nicht nur wegen der brillanten Musik und des Tanzes berühmt, sondern auch wegen seiner wiederholten Aufführung während des Staatsstreichs von 1991. Doch es handelt sich dabei keineswegs um Kunst für die Massen. Ob Sie es glauben oder nicht, die meisten Russen haben noch nie eine Ballettaufführung gesehen. Grund dafür sind ohne Zweifel die hohen Ticketpreise. Niemand sollte sich für den Besuch solcher nationalen Symbole einen Arm oder ein Bein abhacken müssen.

Basilius-Kathedrale

Das Bild der Basilius-Kathedrale ist eines der bekanntesten Bilder Russlands. Allein die Umrisse werden auf der ganzen Welt wiedererkannt. Jedoch ist die Architektur der Kathedrale gar nicht russisch, sondern stark beeinflusst von der italienischen und östlichen Architektur. Den Russen jedoch scheint eine Basilius-Kathedrale nicht zu reichen. Die Auferstehungskirche in Sankt Petersburg könnte ein Zwilling der Moskauer Kathedrale sein. Bei ausländischen Besuchern sorgt das häufig für Verwirrung.

Oliviersalat

Der Russische Salat oder auch Oliviersalat wurde nach seinem Schöpfer Lucien Olivier benannt. Olivier betrieb zur Zarenzeit ein berühmtes Restaurant in Moskau, das „Hermitage“. Er kreierte den Salat in den 1860er Jahren. Ursprünglich enthielt er unter anderem Kalbszunge, Blattsalat, Kaviar, Flusskrebse und Kapern. Dazu gehörte eine Soße nach einem Geheimrezept des Kochs. Heutzutage verwendet kaum einer noch die erlesenen Zutaten des Originals. Kartoffeln, gekochte Eier, Salzgurken, gewürfeltes Fleisch, Erbsen und Mayonnaise – fertig ist der moderne Oliviersalat. Es ist ein mittlerweile beliebtes Rezept zur Neujahrsfeier, weil es so einfach zubereitet werden kann.

Kaviar

Für die meisten Russen ist Kaviar kein alltägliches Essen, sondern eine Delikatesse. Der Grund ist einfach: Kaviar ist teuer. Lachsrogen wird durchaus öfter im Jahr aufgetischt, zu Geburtstagen oder zu Neujahr. Aber Kaviar vom Stör ist für die Mehrheit dann doch zu exklusiv. Glauben Sie nicht den Filmen, in denen Russen schwarzen Kaviar schon zum Frühstück speisen.

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