Großstadtbewohner beklagen sich gerne über ihre lange Anreise zum Büro, zuerst mit dem Bus, dann mit der U-Bahn und dann noch ein paar Minuten zu Fuß. All das kann aber nicht mit den Arbeitswegen verglichen werden, die manche Menschen in abgelegenen Regionen Russlands auf sich nehmen müssen. Manche davon sind so schräg, dass sie kaum vorstellbar erscheinen.
Dieses Video von November 2018 zeigt einen Fabrikarbeiter, der vom Wind schlicht weggeweht wird. Um nicht komplett wegzufliegen, versucht er, sich an einem in den Schnee gesteckten Schraubenzieher festzuhalten. Gefilmt wurde er in Sabetta, einer Siedlung im Autonomen Kreis der Jamal-Nenzen, die nur von Arbeitern in der Gasproduktion bewohnt wird. Dort hinzugelangen ist so gut wie unmöglich: Flugtickets werden nur an registrierte Personen vergeben. Zudem gilt ein striktes Alkoholverbot. Jeder, der nach Sabetta kommt, wird strengstens auf Alkohol kontrolliert.
Die Arbeiter dürfen nicht in Kontakt mit der lokalen Wildnis kommen. Bären könnten sie jederzeit angreifen und die Polarfüchse haben oft die Tollwut. Auch Walrosse statten der Siedlung ab und an einen Besuch ab.
Doch weder die Wildnis noch die Abgeschiedenheit oder die extrem kalten Winter (bis zu -50°C) machen diese Siedlung so extrem. Stattdessen sind es die starken und unvorhersehbaren Winde, die vom Arktischen Ozean hierherkommen und direkt durch die Siedlung pfeifen. Daher ist jede noch so kleine Treppe mit Geländern ausgestattet.
Doch nicht nur der arktische Winter hat seine Tücken, auch andere Jahreszeiten bringen ihre Schwierigkeiten mit sich. Dieses Video entstand im August 2012 in der Republik Komi. Um zu ihrer Schicht zu gelangen, müssen die Arbeiter auf die andere Seite des Flusses Njarma-Jacha. Da der eigentliche Übergang aufgrund von Hochwassern nicht benutzbar ist, mussten die Arbeiter eine andere Lösung finden. Sie stiegen in eine Baggerschaufel, die sie bis in die Mitte des Flusses brachte. Dort stiegen sie dann in eine andere Baggerschaufel um.
Allgemein hat die Region große Probleme aufgrund der häufigen Hochwasser. Diese schneiden ganze Städte von der Außenwelt und den dortigen Arbeitsplätzen ab. Nicht alle Orte haben geeignete Brücken, Pontonfähren funktionieren nur bei gutem Wetter und auch das Durchfahren des Flusses mit einem Geländewagen ist nicht immer eine gute Option.
Viele Einwohner der Stadt Labytnangi im Autonomen Kreis der Jamal-Nenzen arbeiten in der Nachbarstadt Salechard, gerade einmal zwanzig Autominuten entfernt am anderen Ufer des Ob. Im Winter fahren sie einfach über den zugefrorenen Fluss, im Sommer gibt es eine Fähre. Im Frühling, wenn das Eis schmilzt, wird die Fahrt dagegen zu einer kleinen Herausforderung. Geländewagen, LKWs und Allzweckfahrzeuge bleiben regelmäßig stecken. Die Einheimischen schreckt das aber nicht ab.
Für die Bewohner des Dorfes Kasatschji Luga in der Region Irkutsk ist der Weg zur Arbeit ein richtiges Abenteuer. Wenn der Schnee schmilzt und der Fluss über die Ufer tritt, wird das Dorf zu einer Insel und die Bewohner müssen entweder durch den Fluss fahren (was nur möglich ist, wenn der Pegel nicht zu hoch ist) oder sich an einem Seil ans andere Ufer hangeln. Selbst Rentner gelangen auf diese Art und Weise aus dem Dorf heraus. Man darf nur nicht runtergucken.
Querfeldein fahren mag romantisch klingen, benötigt aber eine Menge Geduld und zuverlässige Fahrzeuge. Die in diesem Video gezeigten Menschen müssen durch die Taiga fahren, um zu ihrem Arbeitsplatz im Wald zu kommen. Im Frühjahr und im Herbst, wenn die Straßen unbenutzbar werden und man Gefahr läuft, sich festzufahren, ein schwieriges Unterfangen.
Stellen sie sich vor, sie sind in einer Siedlung mitten in Sibirien, die sie nur mit dem Flugzeug verlassen können. Aber es ist -50° Celsius kalt und das Flugzeug startet nicht, weil es eingefroren ist. Was tun? Diese Arbeiter auf dem Weg von Igarka nach Krasnojarsk nahmen die Sache, ganz nach dem Motto „Wer sein Flugzeug liebt, der schiebt“, selbst in die Hand und gaben der Maschine Starthilfe. Viele glauben, dass das Video ein Fake war, aber die Maschine war scheinbar tatsächlich eingefroren.
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