Merkwürdige Features: Womit die Russen in den 1990er Jahren ihre Autos ausstatteten

Igor Sotin/TASS
Autofahrer in den wilden Neunzigern hatten ein gepolstertes Lenkrad und an der Windschutzscheibe eine Antenne ohne Empfang.

1. Lenkradschutz 

Manchmal handelte es sich um fertige, auf dem Markt gekaufte Abdeckungen, doch weitaus öfter wurde improvisiert. Dann kamen bunter Draht, Stoff oder blaues Isolierband zum Einsatz. Besonders kreative Autobesitzer haben das Lenkrad mit Kunstfell umwickelt. Das sah aus wie ein abgenutzter Teddybär. 

Was aus ästhetischer Sicht fragwürdig erscheint, hatte durchaus einen praktischen Hintergrund. Die Autobesitzer schützten ihr Lenkrad so vor Abnutzung und verhinderten schwitzige Hände. Das war besonders wichtig für LKW-Fahrer, deren Lenkräder oft so glitschig waren wie ein Stück Seife. 

2. Ventilator

Dieses Gerät kam vor allem in Fahrzeugen ohne Klimaanlage zum Einsatz, also in nahezu allen. Erst sehr viel später kamen ausländische Autos mit dem magischen A/C-Knopf auf den Markt. Davor versuchten die Fahrer, so gut es ging zu überleben. Der Ventilator nutzte freilich nur dem Fahrer etwas. Die anderen Insassen mussten sich mit einem geöffneten Fenster begnügen.  

3. Wackel-Dackel 

Dieses stylische Fahrzeug-Accessoire hat den Markt damals ebenso im Sturm erobert wie im Jahr 2017 der Fidget-Spinner. Es war ganz egal, ob das Betrachten des nickenden Hundes einschläfernd wirkte. Die Leute wurden der Neuheit jedoch schnell überdrüssig, aber niemand konnte sich so recht überwinden, sie wegzuwerfen.   

4. Herausnehmbares Radio-Kassettendeck 

Können Sie sich vorstellen, dass die Autofahrer dieses Teil immer mit sich herumschleppten, nachdem sie ihr Auto irgendwo geparkt hatten? Es hätte sonst schließlich gestohlen werden können. Ein Kassettenrekorder war ein Luxusgut, von dem viele Fahrer in den 1990er Jahren nur träumen konnten. So mussten sie am Arbeitsplatz nicht das vorgegebene Radioprogramm hören und zudem eröffnete sich die magische Welt der Musikkassette, ganz zu schweigen von der Rückspulfunktion und UKW.  

5. Kassettenbox 

Diese wurden vor allem von ordnungsliebenden Fahrern gekauft, die nicht wollten, dass ihre geliebten Kassetten einfach so im Handschuhfach herumflogen. Die Kassettenbox wurde bald von der CD-Box abgelöst.  

6. Notizblock mit Saugnapf 

Dies war eine Grundvoraussetzung für jeden, der sich selbst als wichtigen Geschäftsmann  betrachtete (das waren in den 1990er Jahren sehr viele…). Manchmal gab es noch eine Stifthalterung dazu. Dabei handelte es sich mehr um Show als alles andere. Tatsächlich hat niemand das jemals genutzt. Häufig hielt der Saugnapf dem Gewicht des Blocks nicht stand und fiel ab. Aber was soll es? Wichtig war nur, dass man anderen Verkehrsteilnehmern die eigene Wichtigkeit nachweisen konnte.  

7. Zweiter Rückspiegel 

Noch einer? Ja, ein Panoramaspiegel wurde über dem Standardspiegel befestigt. Zum einen sah das cool aus und zum anderen wurden in jenen Tagen oft die Seitenspiegel gestohlen, so dass die einzige Lösung darin bestand, einen sehr großen Spiegel an der Innenseite anzubringen. Im Laufe der Zeit erfuhr der Spiegel einige Erweiterungen. Es wurden eine elektronische Uhr, ein Kompass (!) und ein im dunkeln leuchtendes Thermometer integriert. Damit kletterte man die Status-Leiter ein Stück weiter nach oben.

8. Lenkradsperre 

Autoalarmanlagen gab es zwar bereits in den 1990er Jahren, aber sie waren teuer und nicht immer effektiv. Eine Diebstahlsicherung am Lenkrad war jedoch schwieriger zu knacken. Sie musste zersägt oder das ganze Armaturenbrett zerlegt werden. Manchmal passierte das sogar.

9. Antenne 

Obwohl sie keinerlei praktischen Nutzen hatte, zeigte sie allen, dass der Fahrer wichtig war (insbesondere in Kombination mit einem Saugnapf-Notizblock). Die Antenne war an der Windschutzscheibe befestigt. Weitere konnten an der Karosserie oder auf dem Dach befestigt werden. Es war völlig egal, dass sie keinen Empfang hatten.  

10. Schonbezüge 

Das Herzstück eines jeden Autoinnenraums! Ganz egal, welches Polster sich darunter verbarg, ganz gleich ob Velours oder Leder oder eine schwarze Paspelierung. Wichtig waren nur die Schonbezüge. Sie schützten die Sitze vor Verunreinigungen und Abnutzung. Beim Weiterverkauf des Autos konnte man dank der Schonbezüge einen deutlich besseren Preis erzielen. Einige brachten sie unmittelbar nach dem Fahrzeugkauf an und nahmen sie nie wieder ab.

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