„Für Puppen habe ich mich nie interessiert. Ich mochte Autos“: Driften ist nicht nur Männersache

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Jekaterina Nabojtschenko, 27, begann mit 16 zu driften. Inzwischen ist sie in der Russian Drift Series erfolgreich.

Jekaterina Nabojtschenko fährt in der Russian Drift Series. Auf der Autobahn gibt sie Gas, zieht dann die Handbremse ihres Sportwagens und beginnt zu schleudern. Was so ungewöhnlich erscheint, ist es für Jekaterina nicht. Seit ihrer Kindheit ist sie ein Wildfang.

„Für Puppen habe ich mich nie interessiert. Ich mochte Autos. Hätte mir jemand zum Geburtstag eine Puppe geschenkt, hätte ich ihr den Kopf abgerissen”, sagt sie. 

Mit 16 hat sie das Driften für sich entdeckt. „Ich saß zufällig im Auto eines Drifters. Wir sind durch die ganze Stadt geschleudert. Es war wild und ich fand es toll. Mit 21 habe ich es selbst probiert.“ Damals bekam sie ihr erstes Auto, einen Nissan Skyline.

Nicht alle fanden Jekaterinas neues Hobby gut. „Freunde und Kollegen hielten mich für verrückt”, erzählt sie. „Sie haben mich nicht verstanden. ‚Du bist ein Mädchen‘, haben sie gesagt. Das habe ich mir wieder und wieder anhören müssen, doch ich habe meinen Traum verwirklicht.” 

Ein Zufall brachte Jekaterina auch zur Russian Drift Series. Ein Bekannter hat ihr Auto beschädigt, doch statt es verschrotten zu lassen, hat sie es tunen lassen, um damit zu driften. Nur eine Woche vor ihrem ersten Wettbewerb wurde es fertig.

„Ich war sehr nervös. Meine Oma bemerkte das und fragte mich, was los sei. Als ich es ihr erzählte, sagte sie, sie hätte nie gedacht, dass ich so dämlich sei”, berichtet Jekaterina.

Das erste Rennen war ein Desaster. Jekaterina holte keinen einzigen Punkt in den drei Qualifikationsrunden.

„Alles ging schief. Ich wäre am liebsten im Erdboden versunken.”

Aber sie hat nicht aufgegeben. „Ich bin erneut angetreten. Viele haben mich gefragt, ob es mir Spaß macht, mich selbst zu demütigen. Doch beim zweiten Versuch holte ich einige Punkte und konnte mich qualifizieren. Das nächste Mal lief dann wirklich gut”, erinnert sie sich. 

Für Jekaterina ist das Driften mittlerweile eine ernste Angelegenheit und sie investiert ihre ganze Freizeit und ihr ganzes Geld in ihr Hobby.

„Driften ist ein sehr teurer Sport. Alles in allem, Benzin, Reifen, Transport des Autos zur Rennstrecke, Garagenmiete usw., kostet die Teilnahme an einem Wettbewerb rund 500.000 Rubel (etwa 6800 Euro)”, rechnet sie vor.

Auch sonst muss Jekaterina Opfer bringen. „Mein Ex-Freund sagte, dass ich niemals ein glückliches Privatleben haben werde, solange ich diesen Sport betreibe. Es gibt zwar einige, die finden eine Rennfahrerin cool. Aber andererseits hängt dieses Mädchen auch die ganze Zeit ölverschmiert in Garagen herum, nur mit Männern. Das macht auch vielen Angst”, weiß Jekaterina. 

Viele versuchen sie, zum Aufhören zu bewegen. „Sie behaupten, das sei nichts für Frauen. Ich solle besser heiraten und Kinder bekommen. Manchmal habe ich selbst Zweifel. Aber ich weiß, ich wäre unglücklich, wenn ich mein geliebtes Hobby aufgeben müsste.” 

Zumindest für den Moment ist das Driften wie eine Sucht für Jekaterina: „Wenn ich eine Weile nicht fahre, werde ich schlecht gelaunt und gereizt. Ich leide dann unter Adrenalinentzug.” 

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