So beantragen Sie die russische Staatsbürgerschaft, wenn Sie russische Wurzeln haben

Alexander Rjumin/TASS
Wenden Sie sich am besten an ein russisches Konsulat in Ihrer Nähe, denn sich alleine durch den Antragsdschungel zu kämpfen, ist schwierig. In jedem Falle brauchen Sie trotz bereits vereinfachter Antragsverfahren einen langen Atem.

Hat eines Ihrer Elternteile einen russischen Pass? Oder können Sie von sich behaupten, ausgezeichnet Russisch zu sprechen? Dann können sie über das sogenannte vereinfachte Verfahren die russische Staatsbürgerschaft beantragen.

Wer dazu berechtigt ist, hat die Möglichkeit, sofort eine unbefristete Aufenthaltserlaubnis zu erhalten. Antragsteller im allgemeinen Verfahren bekommen dagegen zunächst nur eine auf fünf Jahre befristete Aufenthaltserlaubnis, erklärt Alexei Gawrischew, Mitglied der russischen Rechtsanwaltsvereinigung. Außerdem verkürzt sich die Bearbeitungszeit auf sechs Monate.

Das vereinfachte Verfahren steht bestimmten Antragstellerkategorien zur Verfügung: 

  • Sie haben ein Elternteil mit russischer Staatsbürgerschaft, das dauerhaft in Russland lebt;
  • Sie haben – offiziell nachgewiesene – exzellente russische Sprachkenntnisse;
  • Sie hatten einmal einen sowjetischen Pass und haben in einem postsowjetischen Staat gelebt;
  • Sie sind seit mehr als drei Jahren mit einer/einem russischen StaatsbürgerIn verheiratet;
  • Sie haben ein Kind mit russischer Staatsbürgerschaft.

Beachten Sie bitte, dass diese Liste nicht vollständig ist.  

Seit 2007 führt das Land auch ein staatliches Programm (eng) zur Unterstützung von im Ausland lebenden Landsleuten bei der Umsiedlung nach Russland durch. Dadurch kamen allein seit März diesen Jahres 826 000 Menschen (rus) ins Land, die ebenfalls das vereinfachte Verfahren zur Beantragung der russischen Staatsbürgerschaft in Anspruch nehmen können.

Die erforderlichen Unterlagen, die Sie beibringen müssen, hängen von der Art Ihres Verfahrens ab. Neben einem ausgefüllten Antragsformular müssen ggf. die Kopie einer gültigen Aufenthaltserlaubnis, ein Reisepass, Passbilder und eine Geburtsurkunde vorgelegt werden. 

Bei einigen ausländischen Antragstellern entfallen seit den Änderungen von 2019 (rus) der Nachweis russischer Sprachkenntnisse, Angaben zur finanziellen Situation sowie die bislang geforderte Aufgabe der bisherigen Staatsbürgerschaft.

Alexander Inojadow, Anwalt bei BMS Law Firm, weist darauf hin, dass dies lediglich für die Teilnehmer des Umsiedlungsprogramms, Ukrainer sowie auf dem Gebiet der Russischen Sozialistischen Föderativen Sowjetrepublik geborene Rückkehrer aus Afghanistan, dem Irak, dem Jemen und Syrien gelte, die zuvor bereits einmal russische Staatsbürger waren. 

„Bei der Antragstellung lauern zahlreiche Fallstricke und unangenehme Überraschungen”, weiß Rechtsanwalt Wladimir Postanjuk. „Es ist ein zeitaufwendiger und mühsamer Prozess, der viel Geduld erfordert. Das beginnt mit dem Zusammentragen aller erforderliche Dokumente. Zudem muss man oft endlos lange Wartezeiten bei den Behörden in Kauf nehmen. Der kleinste Fehler in den Dokumenten (Ungenauigkeiten im Reisepass), der Ablauf der befristeten Aufenthaltsgenehmigung oder irgendeine andere Kleinigkeit können zur Ablehnung führen und Sie müssen wieder ganz von vorne anfangen.

Wenn Sie ein russisches Elternteil haben und Sie in Russland geboren sind, als Kind jedoch ins Ausland umgezogen sind, sind Sie in einer etwas besseren Ausgangslage. 

Maria (Name geändert) hat den größten Teil ihres Lebens in Großbritannien verbracht, aber im Mai 2018, damals lebte sie gerade in Berlin, überlegte sie, einen russischen Pass zu beantragen, und erkundigte sich zu den Möglichkeiten. Sie nahm Kontakt zum russischen Konsulat vor Ort auf. 

Sie musste ihre Geburtsurkunde vorlegen sowie den Reisepass ihrer Mutter, in dem sie eingetragen war. Dies sei der Nachweis, dass sie als russische Staatsbürgerin zur Welt gekommen ist. „Die Tatsache, dass ich bereits die russische Staatsbürgerschaft besaß, bedeutete, dass ich einen russischen Pass beantragen durfte und meine britische Staatsbürgerschaft nicht aufgeben musste. Ich musste ebenfalls nicht das vollständige Einbürgerungsverfahren durchlaufen. Wichtig war zudem, dass ich einen Wohnsitz in Moskau nachweisen konnte.”  

Vier Monate dauerte es von der Beantragung bis zum Erhalt des russischen Passes, erinnert sich Maria. Der Antrag kam einige Male an sie zurück, da Unterlagen fehlten oder fehlerhaft waren. Doch schließlich gingen die Papiere nach Moskau. Dort dauerte es zwei Monate bis zu einer Rückmeldung ans Konsulat, das daraufhin innerhalb eines weiteren Monats Marias Pass ausstellte. „Das Berliner Konsulat hat mir einen Zagran-Pass (internationaler Reisepass) ausgestellt. In Moskau konnte ich mit diesem und meiner Meldebescheinigung zu meinem zuständigen MFC (Behördendienstleistungszentrum) gehen und mir einen Inlandspass ausstellen lassen. Die Wartezeit darauf betrug ungefähr einen Monat”, berichtet Maria. 

Wenn es Ihnen ernst ist, russischer Staatsbürger zu werden, suchen Sie nicht im Internet nach Möglichkeiten. Die russischen Gesetze ändern sich ständig in dem Bestreben, den Prozess zu vereinfachen. Verschwenden Sie also nicht ihre Zeit. Denn Zeit werden Sie noch genug brauchen auf Ihrem Weg zur russischen Staatsbürgerschaft. Wenden Sie sich besser direkt an ein russisches Konsulat in ihrer Nähe. 

Zugegeben, der Bewerbungsprozess erfordert starke Nerven. Doch vielleicht ist es genau das, was die Russen wollen: Sie nehmen nur die Hartnäckigsten in ihren Kreis auf … 

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