Jede Region Russlands hat nur eine sehr geringe Einwanderungsquote. Das letzte Mal, als ich mich darüber informiert habe, durften in die 12,5-Millionen-Stadt Moskau gerade einmal 5 000 Menschen einwandern, wenn sie nicht mit einem Russen/einer Russin verheiratet waren.
Wenn Sie nicht gerade einen enormen Beitrag zur Förderung der russischen Wirtschaft leisten oder ein enger Freund des Präsidenten sind, führt kein Weg an dieser Quote vorbei, die meist nur wenige Tage nach Neujahr (wenn sie neu festgesetzt wird) schon ausgeschöpft ist. Die Heirat mit einem russischen Staatsbürger garantiert Ihnen die Möglichkeit, eine befristete Aufenthaltserlaubnis zu beantragen.
Sie benötigen eine Aufenthaltserlaubnis, um in Russland zu leben. Dies bedeutet, dass Sie wahrscheinlich hier heiraten werden, während Sie ein Touristenvisum haben, das nicht lange gültig ist.
Statt in die Flitterwochen, werden sie wohl zur Einwanderungsbehörde fahren, um die bürokratische Schlacht zu eröffnen, die monatelang dauern kann.
Ein Touristenvisum verbietet Ihnen, in Russland zu arbeiten. Außerdem haben diese keine lange Gültigkeitsdauer. Sie müssen das Land nach Ablauf zunächst für eine Weile verlassen, bevor sie wiederkommen dürfen.
Die Einstellung eines ausländischen Mitarbeiters ist sehr aufwendig und sehr teuer. Wenn Sie in Moskau ankommen, werden Sie vielleicht jemanden finden, der Sie gerne einstellen würde, aber die Bürokratie erweist sich als unüberwindbares Hindernis.
Erst, wenn Sie eine Aufenthaltsgenehmigung haben, sollten Sie auf Arbeitssuche gehen. Sie könnten auch illegal Englisch oder Deutsch unterrichten, aber wollen Sie dieses Risiko wirklich eingehen?
Ein Umzug nach Russland bringt Ihnen keine finanziellen Vorteile. Sie werden hier keine Sozialhilfe beantragen können. Es gibt auch keine Beratung durch öffentliche Stellen für Einwanderer. Wer in Russland leben möchte, muss sein Geld durch Arbeit verdienen und sich selbst um alles kümmern.
Die Migrationsdienste sind auf der Jagd nach illegalen Einwanderern. Haben Sie also jederzeit Ihren Reisepass, Ihre Registrierung und Ihre Migrationskarte bei sich.
Um einwandern zu können, müssen Sie einen Wohnsitz in Russland haben. Sie müssen also unter einer Adresse registriert sein. Wenn Sie eine Wohnung mieten, werden Sie feststellen, dass die meisten Vermieter nur ungern zur Registrierung bereit sind, denn dadurch haben Sie auch Rechte am Mietobjekt.
Zudem vermieten einige auch am Finanzamt vorbei und haben daher ebenfalls kein Interesse, das Mietverhältnis offiziell zu machen. Es ist jedoch strafbar, sich nicht registrieren zu lassen. Wird man dabei mehrfach erwischt, kann dies zur Abschiebung führen.
Russland vergibt Touristenvisa wie Süßigkeiten. Alles, was Sie tun müssen, ist, einige Formulare ausfüllen, eine Gebühr zahlen und ein Foto einreichen. Und schon dürfen Sie das Land bis zu einem Monat besuchen.
Das Einwanderungsverfahren ist in keiner Weise vergleichbar, denn dafür braucht es wesentlich mehr:
Niemand wird Ihnen sagen, was Sie alles brauchen, niemand wird Ihnen helfen. Sie sind völlig auf sich allein gestellt auf dieser Reise durch den Dschungel der russischen Bürokratie. Und Sie dürfen sich keinen noch so kleinen Fehler erlauben.
Sie brauchen viel Zeit, sie brauchen viel Geld! Sie werden Wochen Ihres Lebens nur mit Ihrer Einwanderung beschäftigt sein.
Für diejenigen, die nach Moskau ziehen möchten, liegt die zuständige Behörde am Stadtrand, 40 Kilometer abseits der MKAD-Autobahn. Sie fahren also unter Umständen bis zu 90 Minuten, nur, damit Ihnen der Beamte sagt, dass Sie ein Komma falsch gesetzt haben und Sie wieder nach Hause schickt. Planen Sie für jeden Besuch beim Einwanderungszentrum einen ganzen Tag ein. Sie werden viele dieser Tage brauchen…
Russland verteidigt seine Grenzen und ist beim Thema Einwanderung sehr restriktiv. Sie werden behandelt wie ein Rekrut, der zu den Navy Seals möchte. Sie werden durch die Hölle gehen müssen, bis Sie Ihr Ziel erreicht haben. Jedes Formular muss exakt den Vorstellungen des jeweiligen Regierungsbeamten entsprechen. Es ist zudem möglich, dass Beamter A eine ganz andere Vorstellung hat als Beamter B oder Beamter C, doch das ist allein Ihr Problem. Ihr Antrag muss makellos sein, sonst wird er abgelehnt werden. Ein Rechtschreibfehler? Abgelehnt! Ein Kommafehler? Abgelehnt!
Viel Glück, zukünftiger Einwanderer. Sie werden es brauchen!
Der US-Amerikaner Tim Kirby lebt und arbeitet seit 2006 in Russland.
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