Kirill Potapow: Der mit dem Wolf lebt

Kirill Potapow
In drei Jahren hat der russische Geschäftsmann vier Wölfe adoptiert und ein Jungtier aufgezogen. Er ist das Alphatier im Rudel.

Wenn Sie an einen etwa 30-jährigen Werber denken, denken Sie sicher nicht gleichzeitig an ein Wolfsrudel im Garten. Dann kennen Sie Kirill Potapow noch nicht. 

„Seit meiner Kindheit wollte ich Tieren helfen. Gute Lebensbedingungen für Tiere gibt es nicht in der Innenstadt, sondern in der Natur, auf dem Land, an der frischen Luft”, sagt (rus) Kirill aus Jekaterinburg. 

Er hat zwei Universitätsabschlüsse: einen in Sprachen und einen in Management. Er ist Inhaber einer Werbeagentur. Vor fast drei Jahren nahm er vier Wölfe bei sich auf. Die ersten beiden hießen Alfa und Ugoljok. Beide kamen von privaten Zuchtstationen. Kirill fand sie über eine Anzeige. 

Als nächstes kamen Rakscha und Akela (benannt nach den Wölfen aus Kiplings Dschungelbuch). Sie stammten aus einem Zoo. Kirill betont, dass er sie gerettet habe. In einem kleinen Käfig mit Betonboden könne sich das Gehirn eines Wolfes nicht entwickeln.

Ausgewachsene Tiere hätte Kirill wohl nicht aufnehmen können. „Ich habe sie als Jungtiere übernommen, denn es ist unmöglich, einen erwachsenen Wolf zu zähmen. Selbst die Jungtiere sind schon recht groß. Ihre Fütterung ist anspruchsvoll. Sie neigen wie menschliche Babys zu Magenkoliken. Sie verweigern die Nahrung oder essen Buchweizen. Sie brauchen dann Haferflocken. Alle drei Stunden musste ich sie füttern”, erzählt (rus) Kirill. 

Bevor Kirill die Wölfe aufnahm, las er Dutzende Bücher über diese Tiere und suchte Kontakt zu Biologen. Er hat gelernt, dass Wölfe sehr sensibel sind. „Ich dressiere sie nicht. Einen Wolf kann man nicht wie einen Hund erziehen. Sie müssen immer ruhig und gelassen in ihrer Nähe bleiben“, erklärt er. „Ich erhebe in ihrer Gegenwart nie die Stimme oder benutze Schimpfworte. Sie wittern Aggression sofort. Sie würden Angst bekommen und das Vertrauen in mich verlieren.” 

Vor einem halben Jahr hat Alfa geworfen, am Tag ihres eigenen Geburtstages. Wolfsmädchen Vita kam noch ohne Probleme zur Welt, doch dann gab es Komplikationen. Alfa schaffte es nicht aus eigener Kraft, die anderen Jungen zur Welt zu bringen. Kirill musste mit ihr in die Tierklinik, wo sie einen Kaiserschnitt bekam. Leider haben sechs der Jungtiere nicht überlebt. Alfa wurde sterilisiert.

„Nach der Operation verbrachte sie eine Woche in der Klinik. Sie trank dort gut und bekam Vitamine. Als sie sich weitgehend erholt hatte, brachte ich sie wieder nach Hause zu Ugoljok.“ Doch der Wölfin gelang es, ihren Verband zu entfernen und sich die Wundnähte aufzubeißen. „Ihre Gedärme traten hervor. Ich drückte sie während der Fahrt zum Tierarzt mit meinen bloßen Händen zurück”, berichtet Kirill von diesen dramatischen Momenten. „Es war der stressigste Monat meines Lebens, doch am Ende wurde Alfa wieder ganz gesund.“ 

Die kleine Vita und die anderen Wölfe sehen Kirill als Leitwolf. „Ich darf den Wölfen Fleisch aus dem Maul nehmen. Das gestatten sie längst nicht jedem Menschen, bei mir lassen sie es ohne weiteres zu.“ 

Auf Instagram, wo Kirill mehr als 110.000 Anhänger hat, erzählt er interessante Fakten über das Leben mit Wölfen. Zum Beispiel zum Thema Nahrung: „Sie essen 3 kg Rindfleisch pro Tag, 200 g Hühnerherz, 200 g Hüttenkäse, Sellerie, Äpfel, Leber und fünf Wachteleier.“ 

Vor nicht allzu langer Zeit haben die Wölfe ihren eigenen Auslauf bekommen. Alle Einnahmen Kirills fließen in den Unterhalt und in den Bau neuer Gehege, um weitere Wildtiere retten zu können.

Kirill plant ein  Umweltschutzgebiet und ein Rehabilitationszentrum für Wild- und Haustiere. Das 100 Hektar große Grundstück für das Projekt wurde ihm von den Bezirksbehörden und der Firma Uralskie Niwi zur Verfügung gestellt. 

Außerdem zeichnet Kirill mit einem professionellen Audiorecorder das Geheul der Wölfe und das Geräusch von Hunden und Vögeln auf. „Ich werde in Kürze eine ‚Wolfsoper‘ komponieren und tierische Klingeltöne zum Herunterladen und Streamen auf iTunes und Apple Music bereitstellen. Wir verlangen dafür einen geringen Betrag, der den Tieren zugutekommen wird“, verspricht der Werber. 

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