Ein Schuljunge bezahlt das Busticket einer jungen Frau und wird über Nacht Millionär

Swetlow Artjom (CC BY 3.0); Natascha Mischina
Der 13-jährige Wanja gab 100 Rubel aus, um einer jungen Mutter einen Fahrschein zu kaufen. Diese bedankte sich großzügig, rief via Instagram zu Spenden für Wanja auf und machte ihn zum Rubel-Millionär. Doch einige finden es ungerechnet, dass diese simple Tat mit so viel Geld belohnt wurde.

Natalja Mischina aus St. Petersburg besuchte zusammen mit ihrem kleinen Sohn Mischa zu Neujahr ihre Verwandten in der sibirischen Kleinstadt Kamen-na-Obi. Als sie dort einmal in einen Bus einstieg, fing Mischa an zu weinen. Natalja beschloss, zuerst ihr Kind zu beruhigen, doch der Fahrer wurde unruhig, weil er dachte, Natalja wolle mitfahren, ohne den Fahrpreis zu bezahlen. 

„Nachdem ich Mischa beruhigen konnte, ging ich zum Fahrer, um ein Ticket zu kaufen. Da sagte er, dass ein junger Bursche bereits für uns bezahlt hätte. Ich war überrascht und setzte mich neben den Jungen. Doch viel konnte ich nicht von ihm erfahren“, erzählt (rus) Natalja. 

Der Junge hieß Wanja und war 13 Jahre alt. Er fuhr nur vier Stationen mit und erzählte, dass er eine örtliche Schule besuche, zusammen mit seiner Mutter Tatjana lebe und sein Vater gestorben sei. Die Mutter arbeite als Verkäuferin, ihr Lohn reiche gerade für das Nötigste. Da die Wohnung renoviert werden müsse, könne Wanja nicht mehr zur Kunstschule gehen. Er sagte, er habe den Fahrpreis bezahlt, weil er einer Mutter mit Kind hätte helfen wollen. In seiner Familie sei es normal, füreinander da zu sein. 

„Wanja stieg aus und ich hatte keine Gelegenheit mehr, nach seinem Nachnamen zu fragen. Doch ich war nun fest entschlossen, ihn wiederzufinden“, sagt Natalja.  

Suche nach Wanja 

Es war nicht schwer, den Jungen zu finden. Durch einige alte Bekannte - ehemalige Mitschüler von ihr - fand (rus) Natalja schnell die Schule, die Wanja besuchte. Der Klassenlehrer gab ihr seine Adresse. Sie kaufte Obst und Kekse und besuchte Wanjas Mutter. „Ich habe gerade tapeziert. Plötzlich stand eine junge Frau mit einer vollen Einkaufstasche vor der Tür. Ich hatte keine Ahnung wer sie war und warum sie uns besuchte. Ich dachte, sie käme von der Schule“, berichtet Wanjas Mutter. 

Wanja und seine Mutter Tatjana

Tatjana wusste nicht, dass ihr Besuch, Natalja Mischina, eine bekannte Bloggerin ist. Auf Instagram hat sie 647.000 Follower. Natalja war so berührt von Wanjas Handeln im Bus und seiner Geschichte, dass sie auf ihrem Instagram-Account zu Spenden für seine Familie aufrief, damit die Wohnung renoviert und Wanja so schnell wie möglich wieder zur Kunstschule gehen könne. Sie hat Tatjanas Kontonummer auf Instagram veröffentlicht. 

Natalja Mischina

„Ich erinnere mich, dass in dieser Nacht eine Textnachricht nach der anderen auf meinem Telefon erschien. Es wurden immer mehr. Erst langsam realisierte ich, was dort vor sich ging und dass gerade eine unglaubliche Summe auf meinem Konto einging. Inzwischen waren über eine Million Rubel gespendet worden. Ich war völlig überwältigt. Das konnte nicht wahr sein. Das passierte doch nicht uns? Es musste ein Traum sein!“, erinnert sich Tatjana.  

Innerhalb von 24 Stunden war sie um eineinhalb Millionen Rubel, umgerechnet knapp 22.000 Euro, reicher geworden.

Shitstorm für Natalja 

„Mama, was ist los? Ich habe doch nur einen Fahrschein für eine junge Frau und ihr Kind gekauft“, wunderte sich Wanja am nächsten Morgen, als seine Mutter den frischgebackenen Rubel-Millionär weckte. Nicht nur der 13-jährige war verwirrt. Lokale und sogar nationale Medien berichteten über dieses „Neujahrswunder“.

Nicht alle Kommentare zu Nataljas Aktion waren positiv. Einige zeigten sich sehr kritisch: „Ich ziehe zwei Söhne - vier und fünf Jahre alt - alleine auf. Wir leben in einer Mietwohnung. Ich habe keine Verwandten. Mein größter Traum ist es, eine kleine eigene Wohnung zu haben. Alles, was ich verdiene, geht weg für Kindergarten und die Miete. Und Du verschenkst eineinhalb Millionen für eine Wohnungsrenovierung. Wirklich toll!“, schreibt ironisch liubimova924. 

„Ich dachte, jemand hat ein Leben gerettet, aber dann stellt sich heraus, dass die angebliche Wundertat gar keine war. Es ist übertrieben, zu Spenden aufzurufen, nur weil ein Junge eine Mutter hat und 100 Rubel für einen Fahrschein ausgegeben hat. Warum spenden Sie nicht, damit Kinder Wohnungen bekommen, die andere vor dem Ertrinken gerettet haben oder aus brennenden Gebäuden? Oder für solche, die Müll aufsammeln oder für ihre kranken Eltern sorgen? Ganz zu schweigen von denjenigen, denen diese Million ihr Leben retten könnte“, äußert sich auch tango.888 wenig begeistert zu Nataljas Aktion. 

Diese ist verletzt von den negativen Reaktionen. „Es tut weh, das zu lesen“, sagt (rus) Natalja und fügt hinzu: „Ich möchte all die Hater fragen: ‚Wer bist Du, dass Du glaubst, darüber urteilen zu können, wer ein Wunder verdient und wer nicht?‘“  

Wanjas Mutter will das Geld verwenden, um die Renovierungsarbeiten zu Ende zu bringen und den Rest sparen, um Wanja eine Wohnung in einer größeren Stadt wie Barnaul oder Nowosibirsk kaufen zu können.

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