„Lachen durch die Tränen“: Ein düsterer Trip zur russischen Fröhlichkeit (FOTOS)

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Eine Gruppe junger russischer Fotografen versucht dem russischen Hang zur Traurigkeit mit Ironie zu begegnen, was ebenfalls eine zutiefst russische Eigenschaft ist. Wenn Sie also die Seele Russlands besser verstehen wollen, schauen Sie diese Bilder an.

„Wie man im traurigen Russland lächelt“ - so lautet die kurze Beschreibung für den Instagram-Account von „Sadrussia“: Tore, Garageneinfahrten, schäbige Gebäudeeingänge, leblose Schaufensterpuppen, verrostete Yachten und natürlich Fleischpastetchen in einer Pfanne. 

Ist das schön? Kommt darauf an, wie man es sieht… „Wir versuchen, das Element der Schönheit im Traurigen zu zeigen“, erklärt IP Masurow (Name auf Wunsch geändert), einer der Macher hinter dem Account. 

Auf die Frage, warum die Trostlosigkeit so eine zentrale Rolle in seinen Aufnahmen spielt, antwortet Masurow: „Traurigkeit ist eine der Grundemotionen Russlands, sie liegt an der Oberfläche. Im Kern gibt es jedoch tatsächlich eine Fülle von Selbstironie und folglich Unmengen von Glück.“ 

„Bekleidung und Schuhwerk für die ganze Familie“ 

„Alles begann vor sechs Jahren. Es war ein trüber Winter, die Straßen völlig vereist. Dieser Anblick war die Inspiration für ein Fotoprojekt über die russische Traurigkeit. Zunächst wurden die Aufnahmen von verschiedenen Leuten gemacht. Irgendwann haben wir uns getroffen und uns gegenseitig unsere Werke gezeigt. Wir haben Gefallen daran gefunden. Das war der Ursprung von „Sadrussia“.

Neben Masurow sind vier weitere Personen an dem Projekt beteiligt. Jeder hat seine spezielle Aufgabe. Die Namen der anderen sind Viktor Nuar, Doktor Patrik und Artur Prowal. „Wir sind alle um die 30, zwei Designer, ein Motion Designer und ein Fotograf. Drei von uns kommen aus Koroljow und einer aus Rostow. Aber wir leben jetzt alle in Moskau und St. Petersburg - unsere Reisen im Land werden hauptsächlich von beruflichen und familiären Verpflichtungen bestimmt.“

Das Konto wird in englischer Sprache geführt, sagt Masurow, betont aber, dass es nicht unbedingt darum geht, dabei auf ausländische Nutzer Rücksicht zu nehmen.  

„Es war von Anfang an das Konzept, dass unser Konto vorgeblich von Ausländern mit Wohnsitz in Russland geführt wird. Über all diese Besonderheiten des russischen Lebens, seine Ästhetik und einzigartigen Eigenschaften auf Englisch zu schreiben – das ist ziemlich lustig. Es begann zunächst als unschuldiger Spaß, hat sich dann aber zu einer großen Vision entwickelt“, erinnert sich IP Masurow.

Viele der Bilder rufen gemischte Gefühle hervor - etwas, das Russen als „Lachen durch die Tränen“ bezeichnen. „Ich kann aus Erfahrung sagen, dass Ausländer die russische Ästhetik lieben. Ich weiß, dass die Finnen zum Beispiel einen echten Kick davon bekommen. Die Franzosen fotografieren unterdessen gerne mehrstöckige Wohnblöcke in Chimki, vielleicht haben sie die nicht. Aber im Großen und Ganzen haben Ausländer keinen besonderen Blick für das Russland, das wir hier zeigen. Wenn sie hierherkommen, geht es vor allem um typischen Tourismus.“

Also, was fällt den Fotografen am meisten auf? „Ich würde sagen, dass das russische Konzept von Luxus ganz oben steht“, sagt Masurow. 

„Die Russen streben nach Luxus. Doch jeder Luxus bekommt einen tristen Anstrich verpasst. Es scheint, als könne der Russe den Luxus ohne einen Hauch von Tristesse nicht genießen“, vermutet Masurow.

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