Staus aus Krankenwagen mit COVID-19-Patienten in Moskau. Ist es so schlimm?

Ilya Pitalev/Sputnik
Ein Video mit Verkehrsstaus aus Krankenwagen erschreckten die Nutzer sozialer Netzwerke. Die Einsatzzentrale zur Bekämpfung des Coronavirus und der Sprecher des Präsidenten haben bereits auf das Video reagiert.

Was ist passiert?

Am 11. April 2020 erschien in den sozialen Netzwerken ein von einem Ambulanzarzt gedrehtes Video. Nach Angaben des Autors standen Dutzende Krankenwagen mit vermutlichen oder bestätigten COVID-19-Patienten in einer Schlange, um in das Krankenhaus Nr. 19 des Föderalen Forschungs- und Klinikzentrums für spezialisierte medizinische Versorgung (FBMA) zu gelangen.

Der Autor behauptet, dass er selbst neun Stunden lang in dieser Schlange gestanden haben, um seinen Patienten aufnehmen und einer ersten Untersuchung unterziehen lassen zu können. Patienten aus allen Krankenhäusern, auch aus privaten, werden in dieses Krankenhaus überwiesen.

Später erschienen weitere Videos von ähnlichen Staus. Der Autor eines der Videos war der Ambulanzarzt Oleg Pychtin.

„Ich arbeite heute im Notdienst in der Nachtschicht. Von Mitino (einem Stadtbezirk im Nordwesten Moskaus) wurde der Patient in das Krankenhaus von Nowogorsk (einer Stadt im Moskauer Gebiet, 25 km von Moskau entfernt) gebracht, offensichtlich gab es in Moskau keine freien Kapazitäten mehr. So etwas habe ich seit sechs Jahren nicht mehr erlebt – wir müssen in einer Schlange stehen“, schrieb Pychtin auf Facebook.

Viele Benutzer der sozialen Netzwerke verglichen angesichts dieser Warteschlange die Situation mit der Verbreitung des Coronavirus in Italien oder den USA.

„So sieht also der Zusammenbruch des medizinischen Systems in Italien aus“, „Warum passiert das? Die Coronavirus-Epidemie steht in Russland erst am Anfang und schon haben wir solche Probleme“, „Das ist ein Albtraum!“ – solche Kommentare hinterlassen die Benutzer unter den Videos.

Wie kam es zu den Staus?

Der Verkehr wurde durch den großen Zustrom von Patienten verursacht, berichtete die Einsatzzentrale, die die Situation mit dem Coronavirus in Moskau kontrolliert und überwacht.

„Alle Krankenhäuser, Ambulanz- und Notfallstationen der Hauptstadt arbeiten im Notfallregime. Die Verwaltungen der medizinischen Einrichtungen ergreifen alle nur möglichen Maßnahmen, um die Patienten so schnell wie möglich auf die Stationen zu verteilen. Wir bitten jeden um Verständnis, da es sich nicht um eine Standardsituation handelt“, erklärte die Einsatzzentrale gegenüber der Zeitung RBC.

Gleichzeitig betonte die Einsatzzentrale, dass alle Patienten, die mit dem Krankenwagen zum Krankenhaus gefahren werden, auf jeden Fall aufgenommen werden und die notwendige medizinische Versorgung erhalten würden. Außerdem wurde erklärt, dass Patienten mit COVID-19 in 13 Krankenhäuser in Moskau sowie in mehrere Privatkliniken und Föderale Krankenhäuser aufgenommen werden.

Gibt es keinen Platz in den Krankenhäusern?

Grund für die Warteschlangen sei nicht nur die starke Zunahme von Coronavirusinfektionen. Es werden alle Menschen mit Lungenentzündung ins Krankenhaus geschickt, teilte in einem Interview mit dem Fernsehsender Zargrad Pawel Worobjow, der Vorstandssprecher der Moskauer Wissenschaftlichen Internisten-Gesellschaft, mit.

Seinen Worten zufolge würden die Krankenwagen stundenlang in der Schlange stehen, ohne darauf zu warten, abgefertigt zu werden.

„Persönlich liegen mir keine Informationen über solch lange Wartezeiten vor. Aber dass die Notarzt-Mannschaften auf die Desinfektion ihres Krankenwagens warten, ist eine Tatsache“, teilte Worobjow mit.

Um solche Warteschlangen zu vermeiden, werden in den nächsten zehn Tagen 24 weitere Krankenhäuser in Moskau auf die Behandlung von Coronavirus-Patienten umgestellt, heißt es auf der Website der Moskauer Gesundheitsbehörde. Insgesamt sollen laut dem Bericht 21.000 Betten für Patienten bereitgestellt werden.

Dmitri Peskow, der Sprecher des Präsidenten, bekannte in einem Interview mit dem Ersten Kanal, dass die Moskauer Krankenhäuser sich gegenwärtig im „Notfallregime“ befinden, aber bisher könne das Gesundheitswesen den Patientenstrom bewältigen.

„Wir hatten einen gewissen Vorlauf, so dass das Gesundheitssystems in diesem engen Bereich der Virologie in nur wenigen Wochen auf diesen Zustrom von infizierten und kranken Menschen vorbereitet werden konnte“, unterstrich Peskow.

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