Ausländische Marken, die sich als Russisch ausgeben

Wer produziert eigentlich „russische“ Wurst in Europa und „Kamtschatka“-Wodka in den USA? Obwohl es sich hierbei um Originalprodukte handelt, die nicht gefälscht sind, werden diese nicht von russischen Unternehmen hergestellt.

Wodka, Kaviar und Tee sind Produkte, die traditionell mit Russland in Verbindung gebracht werden. In Wirklichkeit sind es ausländische Unternehmen, die ihre Produkte als russische Marken vermarkten, obwohl niemand in Russland diese kennt. 

Wodka für jeden Geschmack

Für viele Menschen ist Wodka das erste Getränk, das ihnen in den Sinn kommt, wenn sie an Russland denken. In deutschen Supermärkten werden Sie auf Wodka der Marken „Rachmaninoff“ - nach dem russischen Komponisten - oder „Putinoff“ stoßen. Aber keine dieser Marken hat etwas mit Russland zu tun. Beide sind Eigenmarken der Supermarktkette Lidl und werden in Deutschland hergestellt.

Ein anderer deutscher Wodka namens „Gorbatschow“ hat zumindest zum Teil russische Wurzeln. Die Marke wurde ursprünglich 1921 in Berlin von Leonid Gorbatschow gegründet, einem russischen Emigranten, der vor der bolschewistischen Revolution geflohen war. Mittlerweile hat der deutsche Familienkonzern Dr. Oetker diese Marke übernommen. 

In amerikanischen Geschäften finden Sie zum Beispiel billige russisch klingende Wodkas wie „Popov“ und „Kamchatka“, die aber beide im US-Bundesstaat Kentucky abgefüllt werden.

Allerdings punkten diese Wodkas bei Russen mit nicht gerade guten Kundenrezensionen (rus), besonders wenn es um den Kater geht, den sie verursachen. 

Russische Getränke aus Deutschland

Russen lieben fermentierte Milchprodukte. Praktisch jedes Geschäft in Russland hat eine große Auswahl davon. Nur eines davon, der Kefir, ist im Ausland weit verbreitet und wird normalerweise auch vor Ort hergestellt. In Deutschland wird Kefir beispielsweise unter dem Namen „Kalinka“ verkauft und hat eine russisch-orthodoxe Kirche auf dem Etikett.

Im Gegensatz zum traditionellen russischen Kefir gibt es eine deutsche Sorte mit verschiedenen Geschmacksrichtungen wie Himbeere, Zitrone oder Erdbeere. Darüber hinaus beträgt sein Fettgehalt nur 1,5%, während der Kefir in Russland normalerweise 3,2% enthält.

Deutschland produziert neben Kefir auch Energy Drinks und Liköre mit dem Markennamen „Russian Power“, deren Logo einen russischen Bogatyr (altrussischer Krieger) und die russische Flagge trägt.

Auf der Website des Unternehmens heißt es: Im Laufe der Geschichte wurde die Kraft Russlands von ihren Feinden erkannt und gefürchtet. Dennoch muss jemand das Geheimnis des russischen Geistes aufdecken. Russische Power Energy Drinks werden in vielen Ländern verkauft, einschließlich Russland.

Russischer Tee, von dem niemand in Russland gehört hat

Ein weit verbreitetes Phänomen über Russen ist, dass sie ihren Tee gerne mit Zitrone trinken. Und tatsächlich, dieses ist oft wahr. In Russland wird Tee normalerweise mit Zitronenscheiben auf einer separaten Untertasse serviert. Supermärkte in Europa verkaufen einen sogenannten „russischen Zitronentee“ von bekannten Unternehmen wie Lipton oder Twinings. Er heißt „Russian Earl Grey“ und enthält Bergamotte und Zitrone.

Es gibt auch einen Tee namens „Russian Caravan“, einen schwarzen Tee mit rauchigem Geschmack (der an die Lagerfeuer erinnert, die russische Handelskarawanen auf ihrem Weg von China nach Europa machten), sowie die Top-End-Marke „Kusmi“, die von den Nachkommen russischer Einwanderer gegründet wurde, aber mittlerweile im Besitz eines amerikanischen Unternehmens ist.

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Russische Lebensmittel in europäischen Geschäften

In fast jeder mittelgroßen europäischen Stadt werden in Geschäften beliebte russische Lebensmittel verkauft. Dazu gehören Pelmeni, Buchweizen, Sefir und andere Produkte, die russische Auswanderer tendenziell vermissen. Allerdings werden nicht alle diese Produkte tatsächlich aus Russland importiert. Einerseits wäre dies sehr teuer. Und andererseits ist die Haltbarkeitszeit mancher dieser Produkte sehr kurz, sodass sie während des Transports schlecht werden würden.

Dies gilt insbesondere für Fleischprodukte, weshalb viele der in europäischen Geschäften verkauften „russischen“ Produkte tatsächlich vor Ort hergestellt werden und nur kyrillische Etiketten aufgetragen werden, damit sie Russisch aussehen. Einige berühmte Beispiele sind Moskowski- und Peterburgski-Serwelats, Berjoska-Salami und die berühmte Doktorskaja-Wurst.

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