Geschlossene Städte sind Teil des sowjetischen Erbes Russlands. Als die UdSSR militärisch mit den USA konkurrieren wollte, entstanden in dem kommunistischen Land zahlreiche geschlossene Städte, in denen geheime Waffen und Technologien für das Militär erforscht und entwickelt wurden.
Diese Städte waren nicht auf den Landkarten vermerkt und ihre Existenz wurde vor ausländischen und sowjetischen Bürgern gleichermaßen verheimlicht. Die Bewohner arbeiteten in geheimen Werken und Fabriken, und niemand durfte diese Städte ohne Sondergenehmigung verlassen oder betreten. Die Regierung sorgte gut für die Bewohner in diesen Städten: sie bekamen Wohnungen, hatten einen garantierten Arbeitsplatz, wurden mit Lebensmitteln versorgt, die im Rest des Landes nicht immer erhältlich waren, und wurden medizinisch gut betreut.
Noch heute gibt es in Russland Orte mit dem Status einer geschlossenen Stadt. Wir stellen Ihnen fünf dieser Städte vor.
Norilsk, heute ein Zentrum des russischen industriellen Bergbaus, wurde in den 1920er Jahren gegründet. Damals beschloss die Sowjetregierung, die reichen Bodenschätze der Region zu erkunden und zu nutzen. Gulag-Gefangene mussten in Norilsk ein Bergbau- und Hüttenkombinat errichten. Viele von ihnen starben aufgrund des extrem rauen Klimas und der harten Arbeitsbedingungen.
Trotz seiner strategischen Bedeutung war Norilsk bis 2011 keine geschlossene Stadt. In einer offiziellen Ankündigung der russischen Regierung wurde verkündet, dass der neue Status der Stadt darauf abziele, die Lebensbedingungen ihrer Bewohner zu verbessern. Sie hatten nun Anspruch auf zusätzliche Sozialleistungen, die den Bewohnern geschlossener Städte vorbehalten sind.
Durch den neuen Status wurde für Ausländer jedoch auch der Zugang zu diesem Anti-Utopia im sibirischen Permafrost eingeschränkt. Um heute in eine der am stärksten verschmutzten Städte der Erde einzureisen, muss jeder Ausländer, einschließlich Journalisten, eine Genehmigung beantragen.
Ursprünglich als Krasnojarsk 26 bekannt, wurde diese geschlossene Stadt 1950 als Standort für die Herstellung von waffenfähigem Plutonium gegründet. Darüber hinaus werden in der Stadt Satellitensysteme erforscht und entwickelt, wie zum Beispiel das bekannte GLONASS-Programm - eine russische Alternative zum US-amerikanischen GPS.
Einige Quellen sagen, dass in der Stadt Atombunker existieren, wie man sie aus Filmen kennt. Sie wurden in Höhlen in den Bergen gebaut, die in diesem Gebiet liegen. Sie sollen ein sicherer Rückzugsort im Falle eines Atomschlags sein.
Diese Stadt ist aus einem einfachen Grund geschlossen: Sie liegt in der Nähe von Kapustin Jar, einem russischen Raketenstart- und Testgelände in der Region Astrachan.
Der Raketenstartplatz wurde Ende der 1940er Jahre gebaut und als Testgelände für ballistische Raketen genutzt, bevor er 1962 in ein Kosmodrom für den Start kleiner Forschungssatelliten umgewandelt wurde.
Eine Mischung aus Geheimhaltung und militärischen Tests erzeugte anhaltende Gerüchte über UFO-Sichtungen in der Region. Einige behaupten, dass in den 1950er Jahren ein UFO in der Stadt abgestürzt sei. Snamensk und Kapustin Yar gelten seitdem als das russische Roswell.
In den ersten Jahren des Weltraumrennens zwischen den USA und der Sowjetunion gab es auch unbestätigte Spekulationen über Versuche eines bemannten Raumflugs noch vor Juri Gagarin. Diese sollen von Snamensk aus gestartet sein.
Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion war der Standort bis 1999 außer Betrieb. Damals wurde Kapustin Yar wieder Militärstandort.
Im zaristischen Russland war Sarow als heiliger Ort bekannt: Hier befand sich ein altes Kloster neben dem Fluss Sarow. Daher der Name der Stadt. Eine lokale Legende besagt, dass Mönche eine unterirdische Stadt als Rückzugsort errichteten.
Nach der Revolution im Jahr 1917 wurde die heilige Stätte abgeschafft. Einige Jahre später wurde der Ort zu einem der geheimsten und strategisch wichtigsten in der gesamten Sowjetunion. Dort entwickelte der sowjetische Atomphysiker Igor Kurtschatow die erste sowjetische Atombombe, auch bekannt als RDS-1 oder Device 501.
Zu dieser Zeit verschwand Sarow von allen Landkarten und niemand durfte die Stadt ohne besondere Erlaubnis betreten oder verlassen. Diese erhielten nur Mitarbeiter des Geheimprojekts.
Sarow ist weiterhin eine geschlossene Stadt, da dort seit Sowjetzeiten bis heute ein Atom-Forschungszentrum besteht. Interessierte Außenstehende können gelegentlich die Stadt besuchen. Jedoch müssen sie vor Betreten der Stadt Pass, Telefone und Kameras abgeben.
Diese Stadt nördlich des Polarkreises ist eine Basis der Nordflotte der russischen Marine und gilt als strategischer Verteidigungsposten Russlands in der Arktis.
Obwohl der Marinestützpunkt bereits seit den Anfängen der Sowjetunion besteht, erhielt die Stadt erst 1996 den Status einer geschlossenen Stadt.
Die Stadt ist voller Museen, die der Geschichte der russischen Marine gewidmet sind. Es herrscht ein raues Klima und eine hohe Luftfeuchtigkeit. Von Anfang Dezember bis Mitte Januar ist es 24 Stunden am Tag dunkel. Ausländer dürfen die Polarnächte dieser geschlossenen Stadt jedoch nicht erleben.
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