Impftouren nach Russland: Das russische Gesundheitsministerium warnt vor Betrügern

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WIKTORIA RJABIKOWA
Ein Unternehmer aus Tschechien wirbt mit Impftouren nach Russland. Für rund 1.100 Euro sollen die Touristen dort das russische Vakzin „Sputnik-V“ gegen Covid-19 erhalten. Das russische Gesundheitsministerium hält dies für Betrug. Für kommerzielle Zwecke stehe der Impfstoff gar nicht zur Verfügung.

Andrei Konstantinow, ein in Prag ansässiger Unternehmer russischer Herkunft, hat der tschechischen Zeitung „Hospodarske Noviny“ von seinen Plänen erzählt (cz), für Europäer Touren nach Moskau zu organisieren, wo sie gegen Covid-19 geimpft würden. Die tschechischen Medien nannten (cz) die geplanten Touren „Sputnik-Reisen“, in Anlehnung an den russischen Impfstoff „Sputnik-V“. Dies ist das erste Vakzin der Welt gegen das Coronavirus, das bereits registriert wurde. 

Eine „Sputnik-Reise“ soll insgesamt etwa 30.000 Tschechische Kronen kosten (101.000 Rubel/1100 Euro). Schon bei der Buchung werden etwa 3.000 Kronen (10.100 Rubel/108 Euro) fällig. Der Plan von Konstantinow lautet wie folgt: Der Kunde erhält ein russisches Visum aus medizinischen Gründen, legt einen negativen Test auf Covid-19 vor und bucht eine Reise nach Moskau. 

Dort erhält er die erste von insgesamt zwei Injektionen des Impfstoffes „Sputnik-V“. Die zweite Injektion wird nach drei Wochen verabreicht. Solange kann der Kunde in Russland bleiben. Nach der zweiten Injektion sollte sein Körper Antikörper gegen das Coronavirus gebildet haben. 

Ist das passiert, können die Kunden wieder abreisen. Jedoch muss man nicht zwingend zwischen den Injektionen in Russland bleiben oder am angebotenen Unterhaltungsprogramm teilnehmen. Wie dieses Programm aussehen wird und wo die Impfwilligen untergebracht werden, darüber gab es noch keine Informationen. 

Die Impfungen sollen angeblich in der Ambulanz der Klinik AO Medicina in Moskau durchgeführt werden und nach Abschluss der dritten Phase der klinischen Studien für den russischen Impfstoff im November 2020 beginnen, sagte (rus) Konstantinow gegenüber dem Radiosender „Business FM“. 

„Wenn die dritte Phase abgeschlossen ist, geht es los. Es handelt sich um eine Kooperation für einen begrenzten Zeitraum, d.h. für den Monat November. Es hängt von den Entwicklungen vor Ort ab. Wir müssen den Menschen einige Garantien geben“, fügte er hinzu. Konstantinow sprach (rus) auch mit der Zeitung „Kommersant“ und sagte, dass es bereits eine Warteliste mit mehreren hundert Interessenten gebe. 

Der Direktor von AO Medicina, Grigori Roitberg von der Russischen Akademie der Wissenschaften, sagt, dass die Klinik in keiner Verbindung zu Konstantinows geplanten Touren stehe und auch keine klinischen Studien mit dem Impfstoff „Sputnik-V“ durchführe. 

„Es ist das erste Mal, dass ich davon höre. Wir machen so etwas hier nicht. Ich habe diesen Impfstoff nicht ... Wir betreiben hier zwar Medizintourismus, aber dabei geht es um ganz andere Bereiche: Radionuklidtherapie, Onkologie. Es kommen Patienten aus aller Welt. Aber von Covid-19 war nie die Rede … Es gab nie Pläne für ‚Impftourismus‘ und die wird es auch zukünftig nicht geben“, sagte (rus) Roitberg zu „Business FM“. 

Eine kommerzielle Impfung sei in Russland noch gar nicht möglich, erklärte (rus) der stellvertretende russische Gesundheitsminister Alexei Kusnetsow. „Das ist schlicht Betrug. Eine kommerzielle Covid-19-Impfung, geschweige denn für ausländische Touristen, gibt es nicht. Es wird bereits geimpft und dies ist für russische Bürger kostenlos. Russen haben absolute Priorität“, betonte Kusnezow und fügte hinzu, dass man, wenn die Risikogruppen und alle impfwilligen Russen geimpft seien, über kommerzielle Impfungen nachdenken könne, jedoch erst dann.