Von „erfolgreichen“ Geschäftsleuten mit Online-Webinaren bis hin zu Müttern und russischen Rappern - wir sagen Ihnen, wie die gängigsten Charaktere im russischen Instagram aussehen, was sie posten und wie sie ihr Geld verdienen.
1 Der Geschäftsmann (Info-Zigeuner)
Er hat eine Freundin mit Model-Figur, mehrere Villen und ein teures Auto. Er arbeitet höchstens ein paar Stunden am Tag, weiß alles über passives Einkommen, und Instagram nutzt er nur, um sein Wissen mit den Usern zu teilen – natürlich auf deren Bitte und aus reiner Menschenfreundlichkeit. In den Posts selbst gibt es kaum nützliche Informationen, aber mehr kann angeblich durch die Informationsprodukte des Autors erfahren werden: durch die Kurse, Marathons, Webinare. Natürlich gegen Bezahlung.
- Weist in dem Profil darauf hin, dass eine jahrelange Erfahrung im Investment besteht; er (oder sie) genau weiß, wo man sein Geld am besten investiert
- Ein Foto vor einem teuren Auto
- Einige „seriöse“ Aufnahmen im Anzug mit Laptop auf dem Schoß
- Mehrere Selfies in teurer Markenkleidung
- Reiche Leute können es sich leisten, sich oft zu erholen, deshalb: so viele Fotos aus Bali und Dubai wie möglich
- Lange Beiträge mit der Überschrift „DIE BESTEN BÜCHER ZUM INVESTMENT“, „DENKE POSITIV“, „UM GELD ZU BEKOMMEN, ARBEITE FÜR GELD“ usw.
2 Die Reise-Bloggerin
Beherrscht perfekt Photoshop und weiß, welche Filter verwendet werden müssen, damit alle, die die Fotos so schön fanden, am nächsten Tag das Hotel buchen. Veröffentlicht das ganze Jahr über Bilder von denselben Locations, um den Eindruck einer endlosen Reise zu erwecken, verkauft ihre Filter und Kurse zur Fotobearbeitung.
- Gibt in der Profilbeschreibung die Anzahl der besuchten Länder an (eine lange Reihe von Emoji-Flaggen)
- Unnatürlich helle Filter in allen Bildern
- Jeder Flecken Erde am Ende der Welt wird als „ein einzigartiger Ort mit einer unverwechselbaren Atmosphäre“ beschrieben
- Selfies vor dem Hintergrund von Bergen, Lavendelfeldern oder alten Palästen – ausschließlich in Abendgarderobe
- Fotos von Hotels – nur im Pool oder Jacuzzi
3 Das Model und die Influencerin
Die weibliche Version der Info-Zigeuner – es sind diese jungen Frauen, die mehrmals die Woche ins Fitnessstudio mit Panoramablick auf Moskau gehen, ausschließlich Luxusmarken tragen und in den teuersten Restaurants speisen. Illustriert mit Selfies (glatte Haut und im Badeanzug) wird über Motivation gepostet, darüber, wie man die richtigen Wünsche äußert (es gibt eine Milliarde Techniken und alle funktionieren – glauben Sie mir!). Parallel dazu gibt es Showrooms mit Anti-Age-Gesichtsmasken oder Kursen zu modischen Outfits
- Neutral-beige Filter bei allen Fotos
- Mindestens einmal pro Woche ein Foto aus dem Fitnessstudio...
- Ein paar Mal pro Woche Fotos im Fahrstuhl („lift look“) und aus Restaurants
- Anforderungen an das Aussehen: lange Beine, Angelina-Jolie-Lippen (gerne auch dank Botox) und starke Augenbrauen (können auch gemalt sein), gebräunte Haut (notfalls aus dem Sonnenstudio)
- Produziert und bewirbt etwas Eigenes: eine eigene Kosmetik-, Haut- oder Körperpflegeserie oder Webinare, wie z.B. „Wie man lernt, sich selbst ein für alle Mal zu lieben“
4 Die Hubschrauber-Mutter
Die meisten der wohlhabendsten Instagram-Blogger in Russland sind Mütter. Sie wissen genau, wie ein Kind zu ernähren ist, wie man eine Ehe rettet und gleichzeitig Millionen verdient. Sie werben für alles – von Kosmetika bis hin zu Banken, Privatkliniken und englischen Sprachschulen.
- Obligatorisches „Schwangerschafts-Fotoshooting“ mit dem Ehemann, der den Bauch umarmt und küsst
- Die ersten vierzig Tage (manchmal bis zu einem Jahr) nach der Geburt des Kindes wird sein Gesicht überklebt, damit es von Feinden nicht verhext werden kann
- Dutzende Posts über das schnelle Abnehmen nach der Entbindung
- Eine Milliarde Bilder vom Geburtstag des Kindes
- Eine Milliarde Bilder vom Kind, wie es zum ersten Mal lacht / lernt zu essen / den ersten Schritt macht / sein erstes Wort spricht usw.
5 „Der Viner“ und der „Tik-Toker“
Dreht „lustige“ Clips aus dem Alltag oder über irgendwelche Gewohnheiten – sei es von der Müllabfuhr oder über die übermäßigen Liebe zum Trinken. Natürlich ist das nicht immer lustig. Wer so etwas postet, ist meist dem Schulalter bereits entwachsen und versucht deshalb auf jede erdenkliche Weise, den Status eines „Viners“ loszuwerden, indem er eigene Videos und Shows veröffentlicht.
- Produziert mindestens zwei Clips pro Woche mit einem Fön, mit Chips oder Toilettenpapier
- Neben den schief grinsenden Fratzen sind sexy Fotos in Badeanzügen, Abendkleidern oder Kostümen zu sehen
- Mindestens einmal im Monat verlost er ein Auto/Telefon/Gutschein für ein Kosmetikgeschäft
- Ein Foto mit einem coolen Auto im Hintergrund ist ein Muss – um zu zeigen, dass man mit solchen Clips ganz locker das Geld für einen Lamborghini verdienen kann
- Nimmt unbedingt an allen „Challenges“ teil – vom Tanzen zu einem trendigen Song auf Tik-Tok bis hin zu einem Vollbad mit Cola und Mentos
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