Zwischen Privatleben und staatsmännischer Pflicht: Wie Präsident Putin Neujahr feiert

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WIKTORIA RJABIKOWA
Ein Eishockeyspiel einige Tage vor Silvester und ein Weihnachtsgottesdienst bei -46 °C: Erfahren Sie mehr über diese und andere Festtags-Traditionen, die Präsident Wladimir Putin pflegt und darüber, wie er das neue Jahr 2021 begrüßen wird.

Wladimir Putin, gekleidet in eine Hockeyuniform mit der Rückennummer 11, nähert sich dem Imbiss an der Eisbahn auf dem Roten Platz. Mit Blick auf die gebratenen Maiskolben in der Auslage sagte er zum Jazzmusiker Igor Butman, der für das gegnerische Team spielt:

„Ich hatte einen Maiskolben und [Verteidigungsminister] Sergei Schoigu einen Donut. Wir werden dich schlagen.“

„Ja, aber ich hatte auch einen Maiskolben und Gennadi Nikolajewitsch Timtschenko [ein russischer Milliardär] hatte einen Donut, antwortete Buntman.

„Stimmt“, antwortete Putin, „aber das Loch in unserem Donut war größer.“  

Nach diesem kurzen Austausch während einer Pause in einem Eishockeyspiel erzielte Putin mehrere Tore und sein Team gewann mit 8:5. So lief laut „Kommersant“-Journalist Andrei Kolesnikow (rus) das traditionelle Neujahrshockeyspiel auf dem Roten Platz im Dezember 2019 ab.

Präsident Putin spielt dort seit 2017. Für den Präsidenten ist dies bereits eine Neujahrstradition geworden. An diesen Spielen sind neben dem Staatsoberhaupt in der Regel Minister, Geschäftsleute und Hockeyveteranen beteiligt. Letztes Jahr absolvierte Putin das Aufwärmtraining mit Eishockey-Olympiasieger und Stanley-Cup-Sieger Waleri Kamenski.

„Wir spielen zusammen. Wir versuchen, für den Präsidenten zu spielen. Das Spiel hat gezeigt, dass der Präsident wirklich gut gespielt hat. Angesichts seines straffen Zeitplans ist es schwer für ihn, aber er spielt immer noch gutes Hockey“, sagte (rus) Kamenski gegenüber „Kanal 1“ über Putins Leistung im Spiel. Der Präsident hatte zuvor über Schlaflosigkeit in der vorangegangenen Woche geklagt. Er habe jede Nacht nur vier bis fünf Stunden schlummern können.  

Ende November 2020 schloss der Pressesprecher des Präsidenten, Dmitri Peskow, nicht aus, dass Putin trotz der Coronavirus-Pandemie auch im Dezember an einem Neujahrs-Eishockeyspiel teilnehmen könnte.

„Normalerweise werden die Pläne dafür ziemlich kurzfristig vor Neujahr gemacht. Noch gibt es keinen Plan, aber das bedeutet nicht, dass kein Spiel stattfinden wird. Das Match würde im Freien abgehalten werden und unter Berücksichtigung bestimmter Schutzmaßnahmen, so dass eine Durchführung durchaus möglich wäre“, sagte (rus) Peskow.

Weihnachtsfeierlichkeiten

Ebenso wie in anderen christlich orthodoxen Ländern wird in Russland am 7. Januar Weihnachten gefeiert.  Traditionell besucht Präsident Putin einen Weihnachtsgottesdienst in verschiedenen Kirchen im ganzen Land. In der Spaso-Preobraschenski-Kathedrale in St. Petersburg, wo er im Alter von sechs Wochen getauft wurde, war er schon mehrfach (rus). Putin nimmt mit anderen Gemeindemitgliedern am Gottesdienst teil, zündet eine Kerze an und richtet den Gläubigen anlässlich dieses wichtigen kirchlichen Feiertages Grüße aus. 

„Ich wünsche Ihnen frohe Weihnachten und ein gutes neues Jahr. Bleiben Sie gesund, viel Glück und frohe Weihnachten“, sagte er beim Weihnachtsgottesdienst am 7. Januar 2020.

Putin hat bereits Weihnachtsgottesdienste in Kirchen in Sotschi, der Region Twer, der Region Kostroma, in Karelien, Susdal und Weliki Ustjug besucht. 2006 entschied er sich für eine Kirche in Jakutien, wo die Temperatur zu dieser Zeit bei -46 °C lag.

Laut dem Journalisten Andrei Kolesnikow (rus) zündete Putin eine Kerze an und stand 40 Minuten inmitten einer Gruppe Kinder. 

„Was macht er?“ fragte mich eine alte Jakutin, die ihren Hals lang machte, um einen Blick auf den Präsidenten werfen zu können- „Betet er?“   

„Er hält eine Kerze“, antwortete ich.

„Das schaffe ich nie“, sagte sie bewundernd. 

Nach ein paar Minuten reckte sie sich erneut.

„Steht er immer noch dort?“

„Ja“, sagte ich.

„Es muss sehr heiß für ihn sein“, war sie besorgt. 

Darauf konnte ich ihr keine Antwort geben, sagte der Journalist. Putin musste mit einem Ersatzflugzeug nach Jakutien reisen, weil die Präsidentenmaschine aufgrund des starken Frosts nicht starten konnte. 

Pflichtbesuche und Familienfeier 

In den Medien wurde viel darüber berichtet, dass Wladimir Putin Neujahr nicht zu Hause feiert. Zum Beispiel reiste (rus) der Präsident am 31. Dezember 2013 nach Chabarowsk, das damals zum Jahresbeginn von schweren Überschwemmungen heimgesucht worden war, von denen 135.000 Menschen betroffen waren. 32.0000 Anwohner mussten evakuiert werden, berichtete RBC. Putin wollte den Hochwasseropfern ein frohes neues Jahr wünschen und die neuen Unterkünfte inspizieren, die ihnen zur Verfügung gestellt worden waren.

Wenn der Zeitplan des Präsidenten keine Pflichttermine enthält, verbringe Putin das neue Jahr lieber zu Hause mit seiner Familie und engen Freunden, verriet (rus) Kreml-Pressesprecher Dmitri Peskow im Jahr 2019.

Während der Neujahrsferien vertreibt sich (rus) Putin seine Zeit gerne mit verschiedenen sportlichen Aktivitäten: Skifahren, Eishockey spielen und Schwimmen. 2018 verbrachte Putin die Neujahrsferien zu Hause und reiste anschließend nach Sibirien.

„Es ist eine Tradition. Um ehrlich zu sein, bin ich nicht geneigt, irgendwohin ins Ausland zu reisen. Ich blieb über die Neujahrsferien zu Hause und fuhr dann für ein paar Tage nach Sibirien. Es war dort wirklich sehr kalt, -33 Grad. Aber mir gefiel es“, erzählte (rus) Putin über den Urlaub 2018. 

Das kommende neue Jahr wird Putin höchstwahrscheinlich zu Hause begrüßen, sagte sein Pressesprecher Dmitri Peskow am 13. Dezember 2020.