Vom 31. Dezember 2020 bis zum 15. Januar 2021 werden die meisten russischen Regionen verschiedene Beschränkungen aufgrund der Coronavirus-Pandemie einführen. Cafés, Bars und Restaurants schließen über Nacht, große Feierlichkeiten und öffentliche Veranstaltungen wurden abgesagt, Neujahrsshows und Kinderfeste wurden ins Internet verlagert. Kinos und Konzertsäle dürfen öffnen, jedoch nur ein Viertel ihrer Plätze belegen.
In St. Petersburg sind Eisbahnen in Einkaufszentren, Cafés, Restaurants und Theater nicht geöffnet. Neujahrsfeuerwerke wurden ebenfalls abgesagt. Viele andere russische Regionen haben ähnliche Beschränkungen eingeführt. Wir sagen Ihnen, wo und wie die Russen unter solchen Einschränkungen das neue Jahr feiern wollen.
Laut einer Umfrage (rus) des E-Ticketing-Dienstes Yandex.Travel wollen 85 Prozent der Russen das neue Jahr zu Hause feiern. Von diesen befürchten nur 13 Prozent, sich mit dem Virus zu infizieren, während 9 Prozent von den Beschränkungen in Russland und im Ausland abgeschreckt sind. Etwas mehr als ein Drittel (34 Prozent) kann es sich nicht leisten, irgendwohin zu reisen und die restlichen 29 Prozent sind es einfach gewohnt, das neue Jahr zu Hause zu feiern.
„In den letzten Jahren habe ich in verschiedenen russischen Städten Neujahr gefeiert. In diesem Jahr habe ich ein Auto auf Kredit gekauft, daher kann ich mir keine Reise auf die Krim oder nach Sotschi leisten. Ich kann noch nicht einmal einen Baum kaufen. Ich warte auf mein Gehalt, damit ich eine Tanne besorgen und die Neujahrseinkäufe erledigen kann“, klagt PR-Managerin Anastasia aus der Region Moskau.
Alexandra aus Moskau feiert jedes Jahr mit ihrer Familie und ihren Freunden das neue Jahr in der Datscha und besucht während der Neujahrsferien Verwandte. Aber die Pandemie hat auch diese Pläne beeinflusst.
„Jetzt scheint es ein bisschen riskant zu sein, Freunde einzuladen. Jemand könnte einen anderen infizieren. Die Hälfte meiner Verwandten ist krank, deshalb werde ich sie nicht sehen können. Wir haben auch versucht, Lebensmittel und Champagner auf Vorrat zu kaufen, um die überfüllten Geschäfte am Silvesterabend zu vermeiden“, so Alexandra.
Aufgrund der Pandemie sind auch Auftritte von Väterchen Frost und Snegurotschka, den wichtigsten Figuren des Neujahrsfestes, abgesagt. Elena Schamanowa, eine Schauspielerin aus Moskau, die die Rolle des Schneemädchens spielt, hatte in diesem Jahr 40 Prozent weniger Aufträge als im Vorjahr.
„Es gibt nicht viele Buchungen, aber manchmal bekomme ich ein oder zwei pro Tag, manchmal sogar mehr. Einige fragen mich nach einem Coronatest und ich schicke ihnen meine Ergebnisse. Ich war bereits infiziert und habe jetzt Antikörper. Das erleichtert es mir, an Aufträge zu kommen“, erzählt sie.
Ein anderer Schauspieler, Jewgenij Abramow, der Väterchen Frost spielt, beklagt sich ebenfalls über den Mangel an Arbeit.
„In diesem Jahr habe ich nur Buchungen von Stammkunden für den 30. und 31. Dezember. In den vergangenen Jahren habe ich viel mit Matineen in Kindergärten und Förderzentren verdient, jetzt gibt es das nicht mehr. Das gleiche gilt für Auftritte in Bars. Bisher bin ich an jedem Silvesterabend als Väterchen Frost in einer Bar aufgetreten. Nun werde ich erstmals seit fünf Jahren zum Neujahrsfest zu Hause sein“, berichtet Jewgenij.
Er wurde von seinen Kunden noch nicht oft nach einem Coronatest gefragt, weiß aber, dass Kollegen eine überstandene Infektion als Verkaufsargument anbringen.
„Obwohl ich das Virus bereits hatte und mich erholt habe, bat mich dennoch einer meiner Stammkunden, die Kinder nicht wie gewohnt, sondern mit Abstand von der Treppe aus zu begrüßen. Er war noch immer besorgt“, erzählt der Schauspieler.
Die restlichen 15 Prozent der Russen werden laut der Umfrage von Yandex.Travel Neujahrsreisen durch das Land unternehmen. Trotz der Einschränkungen werden die Menschen das neue Jahr in Sotschi, Moskau, St. Petersburg, Kasan und Jalta feiern - viele Buchungen wurden getätigt, bevor die Einschränkungen bekannt gegeben wurden. Einige, wie die Journalistin Daria Labutina, werden sich auf den Goldenen Ring Russlands beschränken, eine Reihe antiker Städte im Nordosten Moskaus.
„Ich habe das neue Jahr immer mit meinen Eltern zu Hause gefeiert, aber dieses Mal haben wir beschlossen, eine Tour durch Rostow, Jaroslawl und Kostroma zu machen. Wir haben die Reise vor der zweiten Welle gebucht und können nicht zurücktreten. Daher ist die ganze Familie besorgt um ihre Gesundheit, insbesondere meine Großmütter. Ich weiß nicht, wie ich dieses Neujahr verbracht hätte, wenn es Covid-19 nicht gegeben hätte“, so Labutina.
Produktmanagerin Irina Prochodowa hat eine Reise in die nördlichen Städte Wologda, Weliki Ustjug und andere geplant.
„Ich habe erst vor kurzem mit der Planung der Reise begonnen, gerade weil die Anzahl der Fälle gestiegen ist. Ich fahre mit Freunden mit dem Auto. Wir übernachten bei Bekannten auf dem Land und nur gelegentlich in Hotels. Wir werden versuchen, weniger Kontakt zu Menschen zu haben. Wir freuen uns darauf, den echten russischen Winter zu erleben. Das garantiert eine festliche Stimmung“, gibt sich Prochodowa optimistisch.
Nur wenige Russen planen, das neue Jahr im Ausland zu feiern, aber für diejenigen, die außer Landes wollen, sind die Türkei, Abchasien und die Vereinigten Arabischen Emirate die beliebtesten Reiseziele. Kirill Sawinow, der für Yandex arbeitet, wird das neue Jahr in Istanbul begrüßen, obwohl die Cafés und Restaurants dort nur für Speisen und Getränke zum Mitnehmen geöffnet sind und während der Neujahrsferien vom 31. Dezember bis 4. Januar eine 24-stündige Ausgangsperre in Kraft sein wird.
„Ich reise mit meiner Frau und meinen Freunden. Soweit ich weiß, haben sie ungefähr die gleichen Einschränkungen wie in Russland, nur mit strengeren Regeln im Hinblick auf die Maskenpflicht. Selbst wenn alles geschlossen ist, wird es Freude machen, durch das verlassene Istanbul zu spazieren oder in der gemieteten Ferienwohnung zu entspannen“, ist Kirill überzeugt.
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