Wie funktioniert der öffentliche Nahverkehr in Russland, wenn draußen -50 °C sind?

Alexei Malgawko/Sputnik
Das Leben im russischen Norden geht trotz der eisigen Temperaturen im Winter weiter. Der öffentliche Nahverkehr ist bestens vorbereitet: Beheizte Haltestellen und Fahrzeuge sorgen dafür, dass manch einer das eigene Auto lieber stehen lässt.

In den Regionen Russlands jenseits des Polarkreises sind strenge Winter und schwere Schneestürme weit verbreitet. In Jakutsk, Norilsk und Workuta kommt der Winter bereits Mitte Oktober. Dann ist der Zeitpunkt gekommen, an dem Autobesitzer auf den öffentlichen Verkehr umsteigen, denn das eigene Auto im Winter zu betreiben ist ziemlich teuer. Wie gelingt es den Bussen unter solchen extremen Bedingungen zu fahren?  

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Beheizte Haltestellen 

Jakutsk ist mit über 300.000 Einwohnern die größte Stadt auf Permafrost-Gebiet. Die Durchschnittstemperaturen im Winter liegen hier bei -45/-50 °C. Eine besondere Sache in Jakutsk ist, dass es eine ungewöhnlich große Auswahl an Buslinien und Bushaltestellen gibt. Viele Bushaltestellen liegen nur 200 Meter voneinander entfernt. Öffentliche Verkehrsmittel verkehren häufig und eine Fahrt von den Vororten ins Zentrum dauert nicht länger als eine halbe Stunde. Außerdem können Sie online den Standort ihres Busses verfolgen. 

Die Stadt hat fast drei Dutzend beheizte Bushaltestellen. Es sind überdachte Pavillons mit Fenstern. Innen gibt es Sitzgelegenheiten, Infobildschirme und Videoüberwachung. Wenn ein Bus kommt, wird dies angezeigt. 

Einige Bushaltestellen verfügen über kommunales WLAN, Steckdosen zum Aufladen von elektronischen Geräten und sogar Geld- oder Kaffeeautomaten.

Beheizte Bushaltestellen gibt es auch in Omsk, Surgut und Norilsk. Um zu verhindern, dass die Wartungskosten der High-Tech-Stopps das gesamte Budget des städtischen Haushalts verschlingen, werden Teilbereiche vermietet, so dass viele Haltestellen zugleich als Apotheke oder Blumenladen dienen.

In Kemerowo sind die Bushaltestellen offen gebaut, sie sind jedoch mit Infrarotstrahlern ausgestattet, die sich automatisch einschalten, wenn die Temperatur unter -5 °C fällt.

Kälteschutz im Bus  

Gemäß den gesetzlichen Bestimmungen darf die Temperatur in öffentlichen Verkehrsmitteln im Winter nicht unter 10 °C fallen, wenn die Außentemperatur auf -25 °C gesunken ist, und nicht unter 5°C, wenn die Außentemperatur -40 ° C erreicht.

In Jakutsk sind Busse im Winter mit Doppelverglasung ausgestattet, um die Fahrgäste vor Kälte zu schützen. Darüber hinaus beschlagen oder vereisen diese Scheiben nicht, so dass die Fahrgäste erkennen können, wann ihre Haltestelle kommt. 

Um zu verhindern, dass Busse ausfallen, sind sie mit Webasto-Autoheizungen ausgestattet, die den Motor erwärmen. Der Motor wird in der Nacht in spezielle Decken gewickelt, damit er nicht zu sehr auskühlt. Der Großteil der öffentlichen Verkehrsmittel in der Stadt läuft übrigens nicht mit Benzin, sondern mit Methangas.

Neue Busse sind mit leistungsstarken Heizsystemen und Fußbodenheizung ausgestattet, während die Shuttlebusse im alten Stil noch mit Teppichboden ausgelegt sind, um die Menschen ein wenig warm zu halten.

Über das Eis 

Viele nordrussische Orte (zum Beispiel Jamal, Kamtschatka und Tschukotka) haben im Winter vereiste Gewässer, die als Überweg genutzt werden. Dafür kommen Luftkissenfahrzeuge zum Einsatz, die die Fahrgäste von einer Seite eines zugefrorenen Flusses zur anderen befördern.

Sie werden bis weit nach Frühlingsbeginn betrieben, wenn das Eis bereits schmilzt. Ein solches Fahrzeug kann durchschnittlich zehn Personen plus Gepäck aufnehmen.

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