„Was macht man in der Quarantäne? Puzzle, Collagen, bunte Bilder malen, bis die Stifte aufgebraucht sind <...> oh ja, und wir haben einen Baum gepflanzt!“ So beschreiben (rus) die 22-jährigen Turnerinnen Dina und Arina Awerina, was sie machen, wenn sie nicht trainieren oder an Wettkämpfen teilnehmen.
Trotz des Lockdowns im Frühjahr hatten die Mädchen nur sehr wenige freie Tage - sie trainierten fast täglich nach einer strengen Routine.
„Du stehst auf, wäschst dein Gesicht, wirst medizinisch durchgescheckt und gehst in die Turnhalle: Choreografie und Training stehen auf dem Plan, Tag für Tag. Mit anderen Worten, unser Plan hat sich überhaupt nicht geändert“, erzählt (rus) Dina in einem Dokumentarfilm von „Match TV“.
Die Mädchen sind keine Unbekannten und scheuen keine harten Trainingseinheiten. Sonst hätten sie wohl auch kaum so viele Goldmedaillen bei Weltmeisterschaften in rhythmischer Sportgymnastik geholt. Dina hat 13, Arina 4.
Geboren in Sawolschje, einer kleinen Stadt in der Region Nischni Nowgorod (369 km von Moskau entfernt), begannen sie schon mit dem Turnen, bevor sie zur Schule gingen.
Zuerst konnten sie Schule und Sportkarriere noch miteinander vereinbaren, doch als sie 14 wurden, zogen sie nach Moskau, um unter Olympiatrainerin Vera Schatalina zu trainieren, die auch mit Alina Kabajewa zusammenarbeitete.
„Für das erste Trainingslager sind wir nach Kroatien gefahren, wo wir mit den Stars der Gymnastikszene trainiert haben. Wir waren wie benommen, weil es für uns eine riesige Chance war“, erinnert sich Arina an diese ersten Trainingseinheiten.
Einige Jahre später holten sie ihre ersten Titel - zuerst gewann Dina 2014 die Moskauer Meisterschaft, dann traten die Schwestern im selben Jahr gemeinsam beim Holon Grand Prix an, wo Arina Gold holte. 2017 haben beide Schwestern bei den Weltmeisterschaften in verschiedenen Disziplinen Gold gewonnen.
Die Zwillinge berichten, dass sie anfangs immer versucht haben, sich gegenseitig zu übertreffen.
„Es war hart für Dina, als ich Erste und sie Zweite wurde. Sie war verärgert und vergoss sogar ein paar Tränen“, so Arina.
Aber als sie älter wurden, beendeten die Schwestern ihre Rivalität und heute zeigen sie bei jedem Wettbewerb nichts als Fürsorge füreinander und gegenseitige Unterstützung.
Jede ist in ihrer eigenen Disziplin erfolgreich: Dina schneidet mit dem Reifen und der Keule besser ab, Arina mit dem Ball und dem Band, verrieten (rus) sie in der Late-Night-Show „Abend mit Urgant“ auf Russlands „Kanal 1“. Sie unterscheiden sich auch in ihrer Persönlichkeit, aber das hindert sie in keiner Weise daran, Freundinnen zu sein und ihre gesamte Freizeit zusammen zu verbringen.
„Ich habe einen starken und ernsten Charakter, Arischa [Arina] ist freundlicher und etwas sanfter. Aber wir teilen den gleichen Geschmack und die gleichen Interessen, deshalb sind wir uns immer einig. Wir langweilen uns nie und sind nie getrennt. Wir können uns immer unterhalten und uns gegenseitig alle unsere Geheimnisse und Probleme anvertrauen. Niemand wird je davon erfahren“, sagt Dina.
Im Februar 2020 verletzte sich (rus) Dina am Rücken und nahm dennoch an den russischen Meisterschaften teil.
„Der Schmerz war grausam. Ich habe etwas Vergleichbares nie zuvor erlebt“, beschreibt Dina die Verletzung. Einige Monate später nahm sie, wieder genesen, an einem weiteren internationalen Wettbewerb teil, der aufgrund der Coronavirus-Pandemie online ausgetragen wurde.
„Zuerst hatte ich Angst. Ich dachte, was passiert nun? Es wurde nicht besser durch die Tatsache, dass ich mich in genau dieser Halle verletzt hatte. Ich zitterte ein wenig. Aber als ich herauskam, sah ich die Matte und die Jury und wurde ruhiger“, erinnert sich (rus) Dina.
Die Schwestern wollten sich für Olympia 2020 in Tokio qualifizieren, doch die olympischen Spiele wurden wegen des Coronavirus auf 2021 verschoben.
„Wir waren mitten im Training, als wir erfuhren, dass die Olympischen Spiele abgesagt wurden. Wir schauten uns an und mussten uns erst einmal setzen. Wofür sollten wir jetzt noch trainieren? Aber es ist tatsächlich einfacher geworden. Jetzt trainiere ich nicht für die Olympischen Spiele, sondern nur zum Vergnügen“, erklärt Dina.
Trotzdem hoffen die Schwestern immer noch, dass Olympia in diesem Jahr mit ihnen stattfinden kann.
„Es bleibt abzuwarten, wer letztlich für das Team Russland ausgewählt wird, denn wir haben viele Talente und jeder hat die Chance verdient, sich bei den Olympischen Spielen zeigen zu können“, betont Arina.
„Du kannst dich nicht entspannen, du musst um Deinen Platz kämpfen und jeden Tag alles geben!“, findet Dina.
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