Wie kämpfen russische Freiwillige gegen die Umweltverschmutzung in der Arktis?

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MARIA STAMBLER
Die Überreste der sowjetischen Arktiserkundung sind allgegenwärtig: verrottende Fässer, aus denen giftige Chemikalien austreten, Metallabfälle oder Plastikmüll. Dies bedroht die Biosphäre der Region. Freiwillige wollen helfen, die Arktis sauberer zu machen.

Woher kommt der Müll und welchen Schaden richtet er an?

Warwara Semjonowa, Projektkoordinatorin für den Schutz der arktischen Biodiversität beim WWF Russland, war in vielen Teilen der russischen Arktis. Sie sagt, dass selbst als einfacher Beobachter die Menge an Müll, die sie auf ihren Reisen gesehen hat, besorgniserregend war.

„Die Art der Abfälle hängt von der Region ab. An jenen Orten, an denen das Leben während der Sowjetzeit blühte oder an denen polare Wetterstationen gebaut wurden, sind es die Überreste der aufgegebenen und verfallenen Orte. Dort findet man zum Beispiel zerstörte und verfallene Gebäude und Anlagen, massenhaft alte Benzin-Fässer usw.“, erzählt sie.

Viele dieser Fässer enthielten nicht nur Benzin, sondern auch andere chemische Substanzen. Alte Dieselgeneratoren sind ebenfalls im Überfluss vorhanden. Während sie sich (sehr langsam) zersetzen, tritt das giftige Material, das sie einst enthielten, aus.

Russlands arktisches Territorium erstreckt sich entlang der 24.140 Kilometer langen Küste des Arktischen Ozeans und über den Polarkreis von der Barentssee im Westen an der Grenze zu Norwegen bis zum Beringmeer und dem Ochotskischen Meer im Fernen Osten. Russland hat einen Anteil von 53 Prozent an der Küste des Arktischen Ozeans.

Der Müll bedroht die Flora und Fauna der Region. Die Abfälle aus aller Herren Länder führen dazu, dass Mikroplastik ins Wasser gelangt. Die Fische verzehren es und wenn größere Meeresbewohner wie Walrosse diese Fische fressen, gelangt das gefährliche Mikroplastik auch in ihren Organismus.  

„Wenn Wissenschaftler das Meeresleben in der Arktis untersuchen, untersuchen sie unter anderem auch den Mikroplastikgehalt in Tieren“, erklärt Warwara.  

In Orten wie Nowaja Semlija kommt es zu einem wachsenden Konflikt zwischen Mensch und Tier. Es gibt scheinbar lustige Videos von Eisbären, die Müllsammlern nachjagen oder sich an allem erfreuen, was sie in Mülleimern finden. Dies bedeutet jedoch, dass diese Raubtiere in menschliche Siedlungen vordringen, was das Risiko von Angriffen auf Menschen erhöht und schließlich dazu führt, dass entweder der Mensch oder das Tier getötet werden. Darüber hinaus führt die Verfügbarkeit von Nahrungsmitteln in Form von Müll dazu, dass die Eisbären weniger auf See jagen, was möglicherweise das gesamte Ökosystem außer Betrieb setzen kann.

Aufräumaktionen

Glücklicherweise werden dank der Tatsache, dass immer mehr arktische Regionen einen besonderen föderalen Status erhalten, regelmäßig größere Aufräumaktionen organisiert, um dieses „sowjetische Erbe“ loszuwerden. Diese werden direkt von der russischen Regierung unterstützt.

Die Bewertung und Beseitigung der akkumulierten Umweltschäden spiegelte sich in der vom russischen Präsidenten im Februar 2013 genehmigten „Strategie zur Entwicklung der Arktiszone der Russischen Föderation und zur Gewährleistung der nationalen Sicherheit für den Zeitraum bis 2020“ wider. Um diese Strategie umzusetzen, entwickelte und genehmigte das russische Verteidigungsministerium die „Agenda zur Beseitigung von Umweltschäden, die durch Aktivitäten auf dem Gebiet des russischen Verteidigungsministeriums in der Arktis entstanden sind“.

Infolgedessen gab es zwischen 2015 und 2017 sogar ein Programm, bei dem Müll in der Arktis von Spezialeinheiten des Verteidigungsministeriums, den sogenannten „Umwelteinheiten“ gesammelt wurde. Sie säuberten Gebiete, die für militärische Zwecke genutzt wurden auf dem Nowaja Semlija-Archipel, den Nowosibirsk-Inseln und anderen arktischen Gebieten Russlands.

Eine weitere großangelegte Reinigungsaktion wurde in den Jahren 2017-2019 organisiert und abgeschlossen. 

Freiwillige willkommen

Es gibt auch viele Freiwilligenprogramme wie zum Beispiel die Organisation Green Arctic. „Wir haben Green Arctic 2014 als Organisation registriert", sagt Jewgeni Roschkowski, der Vorsitzende. „Die Idee kam uns 2013 bei unserer Aufräumaktion auf Bely Island. Dort entstanden die Projekte ‚Polar Brotherhood‘ und ‚Arctic Volunteer'. Freiwillige können ihre Sommerferien statt in belebten Badeorten im hohen Norden mit Aufräumen verbringen. Wir bilden Teams von Freiwilligen, die an Umweltexpeditionen in arktische Gebiete teilnehmen und dazu beitragen wollen, das ökologische Gleichgewicht der Region wiederherzustellen.“

Jeder kann sich als Freiwilliger bewerben. Im Jahr 2020 gingen bei Green Arctic 267 Anträge ein. Von den Bewerbern wurden 116 ausgewählt, um ein spezielles 30-Stunden-Vorbereitungsprogramm zu absolvieren. Am Ende blieben 48 Bewerber übrig, die in der Arktis aufräumten.

In den letzten acht Jahren nahmen elf Freiwilligenexpeditionen mit 230 Freiwilligen aus 23 russischen Regionen und elf weiteren Ländern (Österreich, Bulgarien, Deutschland, Israel, China, Ukraine, Chile, Kasachstan, Kirgisistan, Moldawien und Transnistrien) an dem Programm teil. Insgesamt wurden rund 1.900 Tonnen Metallabfälle gesammelt und zu Recyclinganlagen gebracht.

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