Das Wichtigste zuerst: Wie erkennt man einen als Russen getarnten ausländischen Spion? An seiner Art, zu hocken. Ein Nicht-Russe würde es falsch machen:
In Sowjetrussland konnte man leicht erkennen, wenn ein Mann Zeit im Gefängnis verbracht hatte. Ein solcher Mann konnte mühelos lange Zeit in der Hocke sitzen. Warum war diese Fähigkeit in der Haft so wichtig?
Die Regeln in den sowjetischen Gefängnissen besagten, dass Gefangene erst nach Lichtausfall auf ihren Betten liegen oder sitzen durften. Tagsüber mussten die Inhaftierten stehen oder auf dem Boden Platz nehmen. Diese strenge Regel stammt aus vorrevolutionären Zeiten. Im Kresty-Gefängnis in St. Petersburg wurde das Bett nur in der Nacht ausgeklappt, so dass die gefangenen tagsüber nicht ruhen konnten. Aktuell gibt es solche Vorschriften nur noch in Hochsicherheitsgefängnissen.
Nicht nur die Tatsache, dass die Steinböden unerträglich kalt waren, sondern auch der Umstand, dass es als Unterordnung galt, auf dem Boden zu sitzen und zudem unhygienisch war, führten dazu, dass die Häftlinge in die Hocke gingen. Es gab auch außerhalb der Zelle keine Möglichkeit, zu sitzen. Selbst die Innenhöfe, in denen sie sich jeden Tag etwa eine halbe Stunde aufhalten durften, hatten keine Sitzgelegenheiten.
Das Sitzen in der Hocke wurde zur Gewohnheit, daher waren ehemalige Insassen bekannt für ihre Fähigkeit, sehr lange eine hockende Position einzunehmen. Unter kriminellen sowjetischen Jugendlichen wurde die Pose populär.
Die Orte, an denen sich junge Schläger (Gopniki) versammelten und rauchten, tranken und sich stritten, gab es auch selten Bänke. Man traf sich hinter Garagen oder in der Nähe von Anlagen. Die Rowdys mussten also hocken.
In seinem Aufsatz „Körpertechniken“ schrieb der französische Ethnograph und Soziologe Marcel Mauss, dass „die Menschheit in diejenigen unterteilt werden kann, die in der Hocke sitzen, und diejenigen, die auf Geräten sitzen“. „Ein Baby hockt oft, wir Erwachsenen verlernen es“, schrieb Mauss und implizierte, dass das Hocken ein Zeichen für eine niedrig entwickelte Gesellschaft sei.
In geschlossenen männlichen Gemeinschaften etablierten sich primitive Hierarchien schnell, und höchstwahrscheinlich ist das Hocken eines ihrer Merkmale.
Das Sitzen in der Hocke ist auch in den asiatischen Kulturen sehr beliebt. Wenn zwei oder mehr Personen miteinander sprechen und keine Stühle oder Bänke vorhanden sind, hocken sich viele Asiaten aus Bequemlichkeitsgründen und setzen die Unterhaltung fort.
Wie lange schaffst DU es, zu hocken? Erfahrene „Hocker“ kennen kein Limit, sie spüren nicht, dass ihre Beine schmerzen oder taub werden. Ärzte sagen, dass das Hocken, als eine der ursprünglichen Positionen, als es noch keine Sitzgelegenheiten gab, vorteilhaft für die Kniegelenke, die Darmperistaltik, den Blutfluss usw. sei. Könnte dies einer der Gründe sein, warum Russen so widerstandsfähig sind?