Der russische Präsident Wladimir Putin ist auch mit seinen 68 Jahren laut 2.000 befragten Männern und Frauen immer noch der Mann mit dem größten Sexappeal. Die Umfrage wurde von den Analysten von SuperJob durchgeführt.
Aber wer ist sein engster Rivale? Lernen Sie den 53-jährigen russischen Showman und Schauspieler Dmitrij Nagijew kennen, einen Mann, der sich in den Neunzigerjahren ein Auto mit Putin teilte und auch die skandalträchtigste Show der Nullerjahre moderierte.
Nagijew wurde in Leningrad (heute St. Petersburg) geboren. Seine Vorfahren väterlicherseits waren Araber, die während des Ersten Weltkriegs aus dem Iran nach Turkmenistan flohen. Von der gesamten Familie überlebte nur der neunjährige Ghulam, der spätere Großvater Dmitrijs. Seine Großmutter mütterlicherseits kam aus Deutschland. „Aber wir sind hier geboren, und dafür bin ich sehr dankbar und ich liebe meine Heimat“, sagt Nagijew, der sich selbst als „russisch-orthodoxen Menschen“ bezeichnet.
In seiner Jugend trainierte er Sambo und Judo unter der Anleitung des zukünftigen Milliardärs Arkadij Rotenberg, der auch Putins Judopartner war.
Nagijews Familie war arm, und als Teenager begann er ein profitables, aber gefährliches Geschäft – den Verkauf von Devisen, was in der Sowjetunion ein kriminelles Vergehen war. Als er mit dem Geld festgenommen wurde, floh Nagijew vor der Strafverfolgung zur Armee. „Es war eine schreckliche und nutzlose Zeit“, erinnert er sich an den Dienst. Doch dort wurde ihm klar, dass er Schauspieler werden wollte. Nach seiner Rückkehr vom Dienst schrieb sich Nagijew am Theater ein. Es waren die „hungrigen“ Neunzigerjahre und er begann, nachts als DJ und Moderator von Shows und Schönheitswettbewerben zu jobben.
„In den Neunzigerjahren habe ich nur für die Gangster gearbeitet, alle Nachtclubs waren in deren Hand. Ich habe diese Schule von Anfang bis Ende durchlaufen. Es war kompliziert, schmutzig, ekelhaft. In meinem Beisein wurden keine Menschen getötet. Aber ich sah eine Leiche aus einem Kofferraum fallen. Ich drehte mich weg, tat so, als hätte ich es nicht gesehen“, erinnerte er sich in einem Interview mit dem Journalisten Juri Dudj. Das Video wurde bis heute 30 Millionen Mal aufgerufen. Nagijew sagte, er hatte ein „warmes, respektvolles Verhältnis“ zu den kriminellen Bossen, denn „entweder sie betrachten dich als einen der ihren, oder du arbeitest woanders.“
Zu dieser Zeit war er der beliebteste Radio-DJ Russlands und gewann die Auszeichnung viermal in Folge. Aus diesem Grund wurde er in den Wahlkampf des zukünftigen Gouverneurs von St. Petersburg, Anatoli Sobtschak, berufen, wo er zum ersten Mal persönlich mit Putin (damals erster Stellvertreter des Regierungschefs von St. Petersburg) zusammenarbeitete. Die drei – Nagijew, Sobtschak und Putin – fuhren zu Wahlauftritten durch die Region und verteilten Zigaretten, Buchweizen, Fleischkonserven und andere Produkte an die Menschen.
„Sobtschak saß vor mir, Wladimir Wladimirowitsch [Putin] saß hinter mir, alle im gleichen Minibus. Und Putin fragte mich regelmäßig: Dima, haben Sie noch genug Buchweizen, Fleischkonserven und Zucker?“ Aber diese Bekanntschaft hat sich seiner Meinung nach nicht entwickelt: „Es war nie meine Art und ich habe es nie gelernt, nützliche Freundschaften zu schließen.“
Seine erste große Popularitätswelle erlebte Nagijew nach dem Millennium, als er die Hauptrolle in der Low-Budget-Comedy-Fernsehserie Ostoróschno, Modern! (Vorsicht, Moderne!) übernahm: Zusammen mit dem Schauspieler Sergej Rost spielte er sämtliche Bewohner eines typischen Mietshauses – vom ehemaligen Panzerfahrer bis zum betrunkenen Klempner.
Gleichzeitig moderierte Nagijew mehrere Talkshows, von denen die skandalöseste und provokativste Ókna (Fenster) war, ein von der Jerry Springer Show kopiertes Format mit Schlägereien und einer Fülle von Schimpfwörtern zu angeblich „lebenswichtigen Themen“. Später gab er zu, dass er sich die Sendung nie angesehen habe, da er sie für eine zweitklassige Trash-Show hielt.
„Ich hatte Kredite aufgenommen und wollte in Moskau leben. Aber dann haben sie die Sendung abgesetzt – das war ein Schock für mich. Aber schon am Abend erhielt ich einen Anruf vom Ersten Kanal. Man lud mich zu einem Gespräch mit Ernst [Konstantin Ernst, Generaldirektor des wichtigsten staatlichen Fernsehsenders des Landes] ein. Der sagte: „Sie sind ein sehr talentierter Mann und haben in den drei Jahren einen guten Job gemacht, indem Sie das Image eines echten Kobolds geschaffen haben. Willkommen an Bord!“ Und ich wurde beim Ersten Kanal eingestellt.
Das Image des „Kobolds“ verdankte er zum Teil seinem „Markenzeichen“, dem Schielen – seit seiner Studentenzeit leidet er unter einer Lähmung des Gesichtsnervs.
Mit der Zeit übernahm Nagijew Hauptrollen in Serien und Filmen (meist Gruselkomödien). Bis heute kann er auf etwa 80 Projekte in Film und Theater zurückblicken und sein Terminkalender ist immer noch bis zum Rand gefüllt. Im Jahr 2016 führte Forbes ihn mit einem Jahreseinkommen von 3,2 Millionen Dollar als den reichsten Schauspieler Russlands an.
Nagijew nahm sich nicht einmal frei, als er vom Tod seiner Mutter erfuhr, und trat ein paar Stunden später wie gewohnt als Moderator in der Gesangs-Talkshow Голос (dt.: Die Stimme) auf.
„Ja, das war ein schwerer Moment. Aber den Zuschauern ist es egal und sie müssen auch nicht wissen, was mit dir los ist. Du musst einfach vor die Kamera. Ich nahm, wie alle anderen auch, die Nachricht, dass Schwarzenegger nicht zur Beerdigung seines Vaters geflogen ist, sehr zwiespältig auf. Wie konnte er das nur tun? Das war doch sein Vater! Nun, bei mir war es ähnlich“, erklärte er.
Nagijew als Witalij Kalojew
Sarik Andreasyan / Big Cinema House, 2018In den letzten Jahren versuchte er, sein Image als Schauspieler zu ändern und spielte wieder dramatische Rollen (in den neunziger Jahren überzeugte er als tschetschenischer Kämpfer in Чистилище (dt.:Fegefeuer)): Im Film Непрощенный (dt.: Unvergessen), der auf der realen Geschichte des Witalij Kalojew basiert, der sich für den Tod seiner bei einem Flugzeugabsturz im Jahre 2002 umgekommenen Familie rächte, und in der Serie Чикатило (Tschikatilo), in der er den gleichnamigen Massenmörder spielte, der 43 Menschen tötete. Laut Kritikern habe sich Nagijews dramatisches Talent als durchaus nicht koboldhaft erwiesen und er sei sogar in der Lage gewesen, „alle Ecken und Kanten“ der nicht gerade hervorragenden TV-Produktion zu glätten.
Über Nagijews Privatleben ist fast nichts bekannt: Er hat einen Sohn aus erster Ehe und hält seine neue Familie aus dem Rampenlicht der Medien heraus.
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