Wohin liefert Russland Sputnik V – und wer hilft dabei?

Marcos Brindicci/Getty Images
Der russische Impfstoff ist sehr gefragt und wird in 46 Länder geliefert. Wir haben genau untersucht, wohin Millionen von Dosen gehen.

Der erste registrierte Covid-19-Impfstoff, der russische Sputnik V, hat sich zu einem der begehrtesten der Welt entwickelt. Während die europäischen und US-amerikanischen Aufsichtsbehörden kein grünes Licht geben, kommen die Aufträge dafür aktiv aus den Entwicklungsländern. Bislang ist der Impfstoff in rund 70 Ländern zugelassen – und mehr als die Hälfte hat Lieferverträge mit Russland abgeschlossen.

Informationen über russische Lieferungen des Impfstoffs ins Ausland sind jedoch kaum öffentlich zugänglich und Details zu den Verträgen nicht bekannt: Lediglich Berichte des Russischen Direktinvestment-Fonds (RDIF), der Sputnik V finanziert hat und für die Vermarktung des Impfstoffs im Ausland zuständig ist, sowie Aussagen von Botschaften und Beamten in der Presse können als Anhaltspunkt dienen.

Bis zum 16. Juli konnte Russia Beyond Berichte über Lieferverträge in 46 Ländern finden, mit Bestellungen der Dosen in einer Größenordnung von mehreren Zehntausend bis hin zum zweistelligen Millionenbereich. Hier sind die größten Kunden für Sputnik V in der Welt:

Bisher haben die meisten Staaten, mit denen es Vereinbarungen gibt, nur einen kleinen Bruchteil der geplanten Mengen erhalten. Argentinien erhielt mit mindestens 33 % der Gesamtbestellung die meisten Dosen. Die Lieferung erfolgte in 15 Tranchen – die erste ging Ende Dezember an das südamerikanische Land, die letzte am 30. Juni.

Der RDIF plant, in diesem Jahr insgesamt 896 Millionen Dosen nach Übersee zu liefern. Jüngste Berechnungen von Massenmedien und Analysehäusern haben jedoch ergeben, dass Russland bisher rund 17 Mio. Dosen Sputnik V in andere Länder transferiert hat – wie viele davon die erste Komponente des Impfstoffs waren und wie viele die zweite, ist meist nicht angegeben. Die Menge entspricht 1,8 % des angekündigten Gesamtvolumens.

Eine Reihe von Staaten hat sich bereits über verzögerte Lieferungen beschwert. So verlangte Guatemala am 30. Juni von Russland die Rückzahlung des Geldes, das es für den Impfstoff bezahlt hatte – die 50%ige Anzahlung für 16 Millionen Dosen Sputnik V betrug 79 Mill. US-Dollar. Tatsächlich wurden bisher nur 150.000 Dosen in das Land geliefert, d.h. 1,87 % der versprochenen Gesamtmenge. „Wir bitten... um Rückerstattung. Wenn sie irgendwann in der Lage sind, [die Impfstoffe] zu verkaufen, werden wir sie bei Lieferung bezahlen“, erklärte die guatemaltekische Gesundheitsministerin Maria Amelia Flores.

RDIF-Chef Kirill  Dmitrijew versichert jedoch, dass alles nach Plan verlaufe und sämtliche Verpflichtungen erfüllt werden. Es wird erwartet, dass die Exporte stark ansteigen werden, vor allem, weil Russland die Inlandsnachfrage komplett abdeckt und Produktionskapazitäten freisetzen wird. Bis das passiert, so Dmitrijew, hat der heimische Markt weiterhin höchste Priorität. „Russische Fertigungsstandorte werden auch für den Export genutzt werden, aber erst, wenn die Massenimpfung in Russland abgeschlossen ist“, erklärte Dmitrijew. Bislang wurden in Russland fast 51 Millionen Impfdosen verabreicht.

Der zweite Punkt ist die Produktion in anderen Ländern. Russland wäre nicht in der Lage, den Exportbedarf zu decken, selbst wenn es die gesamte Produktion im eigenen Land dafür verwenden würde, daher geht es einen anderen Weg, indem es Lizenzen zur Herstellung der Impfstoffe verkauft. Auf diese Weise muss kein Geld für den Bau von Anlagen [in Russland] und die Logistik ausgeben werden, erläutert Nikolaj Bespalow, Entwicklungsdirektor des Analysehauses RNC-pharma. So sollen die Verpflichtungen „abgedeckt“ werden.

Bislang hat Russland mit 15 Ländern ein Abkommen zur Impfstoffproduktion. Der größte ausländische Produzent unter Lizenz der Russischen Föderation wird Indien sein, auf das etwa 60 % der gesamten ausländischen Produktion entfallen. Das regionale Drehkreuz im Osten ist der Iran.

Wie viel genau Russland am Export von Sputnik V verdienen wird, ist nicht bekannt – aufgrund der Geheimhaltungsklausel der Verträge. Informationen darüber sickern jedoch allmählich durch. Weil die slowakische Regierung den Vertrag veröffentlichte, wurden zum Beispiel die Kosten für die Slowakei und Ungarn bekannt – für eine Dosis Sputnik V bezahlen sie 9,90 US-Dollar, für beide Komponenten 19,90 US-Dollar.

>>> Apple Watch, Wohnung, Eier – welche Anreize gibt es in Russland fürs Impfen?

>>> 7 Fragen und Antworten zum ersten russischen Covid-19-Impfstoff „Sputnik V“

Alle Rechte vorbehalten. Vervielfältigung ausschließlich unter Angabe der Quelle und aktiven Hyperlinks auf das Ausgangsmaterial gestattet.

Weiterlesen

Diese Webseite benutzt Cookies. Mehr Informationen finden Sie hier! Weiterlesen!

OK!