Diese russischen Gebiete liegen außerhalb Russlands

Barentsburg, russische Siedlung in Spitzbergen, Norwegen.

Barentsburg, russische Siedlung in Spitzbergen, Norwegen.

Legion Media
Ein Schweizer Berg, ein Dorf in der norwegischen Arktis, ein biblischer Feigenbaum… all diese Orte sind weit weg von Russland und dennoch russisches Gebiet.

Eine Stadt und das Kosmodrom in Kasachstan

Baikonur ist eine Stadt im Süden Kasachstans mit dem gleichnamigen Kosmodrom, das Russland bis 2016 für alle seine Raumfahrtmissionen nutzte. Die russische Regierung hat das Kosmodrom und die umliegenden Gebiete bis 2050 gepachtet. Das Gebiet hat den offiziellen russischen Status einer Stadt von föderaler Bedeutung. Hier wird mit russischer Währung bezahlt und es gilt russisches Recht. Die Straßenschilder sind ebenfalls auf Russisch, und auf dem zentralen Platz steht bis heute eine Büste von Wladimir Lenin.

Fachleute aus der gesamten UdSSR kamen nach Baikonur, bevor die Stadt und das Kosmodrom nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion in den Besitz des souveränen Kasachstans übergingen. Im Jahr 1994 wurde der Pachtvertrag mit Russland unterzeichnet, das eine jährliche Gebühr von 200 Millionen Dollar für das Gelände zahlt.

Der Zutritt zur Stadt ist nur mit einer Genehmigung möglich, die jedoch auch für Ausländer nicht schwer zu bekommen ist: Entweder Sie lassen sich von Ihren einheimischen Freunden einladen, oder Sie beantragen sie einfach über einen Reiseveranstalter. Baikonur-Touren, die einen Raketenstart beinhalten, kosten sehr viel Geld: Etwa 1.200 Euro für Russen und über 5.500 Euro für Ausländer.

Ein Schweizer Felsen mit einem Steinkreuz

Dieses Stück Russland, das im späten 19. Jahrhundert erworben wurde, ist nur 495 Quadratmeter groß und liegt in den Schweizer Alpen. Im Jahr 1799 brach General Suworow zusammen mit österreichischen Koalitionstruppen in die Schweiz auf. Die Russen verloren 2.000 Mann am Sankt-Gotthard-Pass. Das Ziel, die Franzosen aus der Schweiz zu vertreiben, wurde nie erreicht und die Armee musste sich aufgrund der hohen Verluste zurückziehen. Historiker sind jedoch der Meinung, dass der gescheiterte Feldzug den Russen fast mehr Ruhm und Ehre einbrachte als ihre erfolgreichsten militärischen Missionen. 

Die Schweizer Gemeinde Urzern verzichtete einige Jahrhunderte später auf die Rechte an dem Grundstück in den Alpen, um den Bau eines russischen Denkmals zu ermöglichen (es wurde 1898 vom russischen Fürsten Sergei Golizyn errichtet). Die Schweizer Regierung erfuhr davon erst in den 1970er Jahren.

Eine Siedlung in Norwegen

Die russische Bergbaugemeinde Barentsburg entstand im Rahmen des Spitzbergen-Vertrags von 1920, der jedem teilnehmenden Land (es sind mehr als 50) das Recht einräumt, auf der Inselgruppe verschiedene Tätigkeiten auszuüben. Allerdings werden diese Privilegien heute nur noch von Russland in Anspruch genommen. 

Die UdSSR besaß dort früher drei Siedlungen, von denen zwei nach dem Ende der Kohleförderung aufgegeben wurden. Die einzig verbliebene Siedlung wird mit staatlichen Subventionen betrieben. 

Dort leben etwa 400 Personen, allesamt Russen, die kein Visum benötigen. Sie kommen vor allem als Saisonarbeiter. In den letzten Jahren hat sich dort ein gewisser Tourismus entwickelt. Für historisches Flair wurde sogar ein Überbleibsel der sowjetischen Präsenz aufgestellt - ein Obelisk mit der Inschrift: „Unser Ziel ist der Kommunismus“. Die Siedlung verfügt über eine eigene Schule, ein Museum, einen Kindergarten, Hotels und Unterkünfte, einen Schlittenhundezwinger und ein Förderzentrum.   

Ein russisches Zentrum in Paris

Im Jahr 2010 setzte sich Russland gegen Kanada und Saudi-Arabien durch und erwarb für 75 Millionen Euro (damals ca. 100 Millionen US-Dollar) ein Grundstück am Seine-Ufer, direkt neben dem Eiffelturm. 

Das Branly Embankment ist 4.245 Quadratmeter groß und ein Projekt des Architekten Jean-Michel Wilmotte. Der Komplex beherbergt die orthodoxe Kathedrale der Heiligen Dreifaltigkeit, ein Ausstellungszentrum, eine Schule, ein Verwaltungsgebäude der Diözese, einen Konzertsaal und Unterkünfte für die Priester. Rechtlich gesehen gehört das Grundstück der russischen Botschaft, daher gilt dort russisches Recht. 

Ein Stück Jordan-Ufer und ein biblischer Feigenbau in Palästina  

Im Jahr 2008 hat Russland drei Grundstücke in Jericho am Westufer des Jordans wieder in Besitz genommen. Sie wurden im 19. Jahrhundert von russischen Priestern von Spendengeldern erworben. Die Grundstücke wechselten jedoch mehrmals den Besitzer und gingen von einem Vorsitzenden der Kaiserlich-Orthodoxen Palästinensischen Gesellschaft (einer in Russland gegründeten wissenschaftlich-humanitären NRO) auf einen anderen über. Nach dem Tod des letzten Vorsitzenden wurde es schließlich rechtlich problematisch, das Land wieder in Russland zu registrieren. Erst ein Jahrhundert später konnten die Verhältnisse geklärt werden. 

Auf dem 12.000 Quadratmeter großen Gelände befindet sich unter anderem ein christliches Heiligtum - der Zachäus-Feigenbaum. Im Lukasevangelium heißt es, dass der Baum der Ort der Begegnung Jesu mit dem Zöllner Zachäus war. 

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