Mit welchen Fahrzeugen bewegen sich die Russen im eisigen Winter fort?

Lifestyle
ANNA SOROKINA
Autofahren in Jakutien, Taimyr oder Tschukotka ist nicht einfach, aber die erfinderischen Bewohner dieser Regionen haben sich etwas einfallen lassen, um durch die eisigen Winter zu kommen.

Wir haben bereits darüber berichtet, wie die Bewohner von Jakutsk, Norilsk und Workuta ihre Autos auf verschneite und kalte Winter vorbereiten. Aber welche Art von Autos sieht man am häufigsten in den russischen Regionen, in denen das Wetter extrem kalt ist? Es mag überraschen, aber die Favoriten der Einheimischen sind keine riesigen SUVs oder Pickups.

Japanische Klassiker für Sibirien und den Fernen Osten

Je weiter östlich Sie in Russland fahren, desto mehr japanische und chinesische Autos werden Sie auf den Straßen sehen, und die meisten davon sind aus zweiter Hand.

Jakutien ist die größte und kälteste Region Russlands. In zwei Städten der Republik, Oimjakon und Werchojansk, wurden bereits Temperaturen um minus 70 Grad gemessen, während in der Regionalhauptstadt Jakutsk Temperaturen von minus 50 Grad als normal für den Winter gelten. Was für ein Auto kann man bei solch extremen Wetterbedingungen überhaupt fahren?

Die Automobil-Webseite Drom hat eine Rangliste der meistverkauften Autos in Jakutien erstellt. Bei der Analyse von mehr als vier Millionen Anzeigen aus den Jahren 2015 bis 2020 wurde festgestellt, dass die ersten fünf Plätze in all diesen Jahren von verschiedenen Rechtslenkermodellen der japanischen Marke Toyota belegt wurden, während in anderen Teilen Russlands die meistverkauften Modelle von dem einheimischen Autohersteller AvtoVaz (LADA) hergestellt werden. 

Ende 2020 lag der Toyota Vitz als kompakte Schräghecklimousine an der Spitze, gefolgt vom Toyota Corolla Fielder Kombi, dem Toyota Allion, der Toyota Premio Limousine und dem Toyota Ipsum Minivan. Sie eignen sich gut für winterliche Straßenverhältnisse und haben einen moderaten Kraftstoffverbrauch, was sehr wichtig ist, da viele Einwohner Jakutiens ihre Motoren mehrere Monate lang durchlaufen lassen, damit ihre Autos nicht einfrieren.

„Es herrscht die Meinung vor, dass das CVT-Getriebe für den Winter ungeeignet ist. Bei mir funktioniert es, klopfen auf Holz. Aber wenn es kalt wird, friert das Kabel ein, und manchmal ist es sehr mühsam, die Gänge zu wechseln“, schreibt Larisa aus Jakutsk, die im Winter einen Toyota Vitz fährt und keinen beheizten überdachten Parkplatz hat. 

Um ihr Auto winterfest zu machen, baute sie eine zweite Windschutzscheibe ein, beklebte die Scheiben mit Folie, damit sie nicht vereisen, und installierte eine Webasto-Heizung. 

„Die Webasto leistet bei Temperaturen von minus 35 Grad und darüber gute Arbeit. Bei weniger als minus 40 Grad friert das CVT ein, und bei unter minus 45 Grad werden die Räder viereckig", sagt sie. „Aber nach etwa fünf Kilometern langsamer Fahrt nehmen die Räder wieder ihre natürliche Form an.“

„Wenn man eine Garage hat und die Stadt nicht verlässt, muss man sein Auto nicht besonders ausstatten“, schreibt ein anderer Fahrer aus Jakutsk. „Zumindest bei den Autos von Toyota ist das nicht der Fall. Ich fahre derzeit einen Corona Premio, und alles, was ich zur Isolierung habe, ist etwas Pappe. Nachts steht das Auto in einer warmen Garage, während es tagsüber vor meinem Büro geparkt ist.“

Wenn man sich die Autowerbung in Norilsk (im Norden der Region Krasnojarsk) ansieht, sind zwei Toyota-Modelle die klaren Favoriten. Allerdings werden dort auch viele Land Cruiser angeboten. Auf die Toyotas folgen russische Ladas (vor allem das neue Modell Vesta), der KIA Rio, Hyundai (natürlich der Solaris) und Nissan (mit dem X-trail SUV an der Spitze). In Tschukotka haben die Autofahrer weitgehend ähnliche Vorlieben.

In den kalten Regionen gibt es nur wenige Dieselfahrzeuge, da Diesel bei Temperaturen unter minus 50 Grad gefriert.

Welche Modelle dominieren in ländlichen Regionen? 

Die beliebtesten russischen Fahrzeuge im Norden sind der moderne Geländewagen UAZ Patriot und der Kleinbus UAZ Buchanka (russisch für „Brotlaib“), der noch zu Sowjetzeiten entwickelt wurde.

„Der UAZ ist das wichtigste Verkehrsmittel in der Republik Sacha´“, sagt der Einheimische Wladimir Popow. „Der Buchanka UAZ 2206 und seine Modifikationen werden überall eingesetzt: bei der Polizei, im Fernverkehr, im Gütertransport, im Privat- und Unternehmenssektor." 

Fast alle diese Kleinbusse werden an die strenge Kälte angepasst, indem der Rahmen verstärkt und ein zusätzlicher Ofen eingebaut wird. Manchmal bleibt vom ursprünglichen Buchanka nach dem Umbau außer dem äußeren Design nicht mehr viel übrig.

Und doch ist dieses Fahrzeug in seiner Preisklasse konkurrenzlos, wenn es darum geht, außerhalb der Städte im Gelände zu fahren. Er kostet rund eine Million Rubel (etwas mehr als 11.700 Euro zum Wechselkurs vom 11.01.), was ungefähr dem Preis einer preisgünstigen KIA Rio Limousine entspricht. Er mag zwar nicht so viele zusätzliche Funktionen haben, aber bei minus 50 Grad auf der Autobahn nicht liegen zu bleiben, ist viel wichtiger als Parksensoren.

Ein weiteres Fahrzeug, das im Norden allgegenwärtig ist, ist der GAZ Sobol, ein kleiner Lastwagen aus russischer Produktion.

„Bisher bin ich mit meinem Sobol sehr zufrieden", sagt Sergei Wolkow, ein Fahrer eines Rettungswagens aus Jakutsk. „Ich bin glücklich mit dem Fahrzeug. Bei den ersten 40.000 Kilometern gab es keine ernsthaften Pannen. Im Gegensatz zum UAZ bietet er ein ausgezeichnetes Sichtfeld und klare Bedienelemente."

Extremreisende und Liebhaber von Roadtrips in die sibirische Taiga und fernöstliche Winterziele bevorzugen in der Regel große Geländewagen wie den UAZ Patriot und den UAZ Hunter. Dennoch ist es ratsam, Fahrten in diese Regionen auf den Sommer zu verschieben und niemals allein abseits der Städte unterwegs zu sein. 

Schauen Sie sich dieses Video an, und Ihnen wird klar, warum:

>>>  Winterspaziergang in Jakutsk bei -50° C (VIDEO)