Wie sich die Russen auf die Datscha-Saison vorbereiten

Lifestyle
ELEONORA GOLDMAN
Zu Frühjahrsbeginn stehen auf den Fensterbänken in Russland unzählige Behälter mit Setzlingen. Die Russen zählen die Tage, bis es warm genug ist und sie zu ihren Landhäusern, den Datschen, eilen können.

Etwa die Hälfte der Russen besitzt eine Datscha, auf die sie an den Sommerwochenenden fahren oder sogar von Mai bis September wohnen. Datscha-Liebhaber verbringen ihren Urlaub auf unterschiedliche Weise: Sie beschäftigen sich mit der Gartengestaltung, bauen Gemüse an und veranstalten Grillpartys. Viele beginnen schon im Vorfeld mit den Vorbereitungen für die Datscha-Saison.

Setzlinge auf einer Fensterbank

Die meisten Datscha-Besitzer pflanzen Gemüse, Beeren und Obst auf ihrem Grundstück an. Manche halten das für gesünder als Gemüse aus dem Supermarkt, andere halten sie für klug, und wieder andere mögen einfach den Prozess. Der Anbau von wärmeliebenden Pflanzen in dem eher kalten russischen Klima ist nur im kurzen Sommer möglich. Aber viele Gemüsesorten brauchen mehr Zeit, um zu sprießen. Deshalb beginnen die Menschen zu Hause im Februar/März mit der Aussaat und bringen sie später in die Erde, um vor dem Herbst zu ernten. 

Zu diesen Pflanzen gehören Tomaten, Paprika, Auberginen, Kohl und Zwiebeln. Sie werden in separaten Töpfen mit Erde ausgesät und wachsen auf der Fensterbank, wo sie besser Licht bekommen. Als Behältnis verwenden die Russen gewöhnlich alte Milchkartonverpackungen oder Eierschalen. Das Gleiche machen die Datscha-Fans auch mit einigen Blumen.

„Dieses Jahr habe ich Gurkensetzlinge und Kapuzinerkresse in Eierschalen gezüchtet - das Ergebnis war ausgezeichnet, die Keimrate beträgt 80 Prozent", schreibt Nadeschda in einem der Datscha-Foren. Sie empfiehlt, Eier mit braunen Schalen zu nehmen, da diese fester sind.

Schnee für den Boden

Ein weiteres Geheimnis für eine gute Ernte ist der Boden, insbesondere in den nördlichen Breitengraden Russlands. Viele erfahrene Gärtner halten gewöhnliche Ofenasche für eines der besten natürlichen Düngemittel für den Boden. Sie enthält wertvolle Mineralien: Kalium, Phosphor, Kalzium und Magnesium. Asche verringert auch den Säuregehalt des Bodens.

Darüber hinaus gibt es völlig unerwartete Möglichkeiten - zum Beispiel Schnee. Ja, der ganz gewöhnliche Schnee.

„Ich empfehle, Petunien auf Schnee zu pflanzen, die Keimung ist 100 Prozent, ich selbst mache das jedes Jahr. Ich bin ein Datscha-Liebhaber mit Erfahrung, und ich richte mich nicht nach dem Mond [Kalender]. Ich pflanze, wenn ich Zeit und Lust habe", schreibt eine Dame in einem Datscha-Forum. „Ich schütte die Hälfte der Erde in die [Karton]-Kuchenpackung, gebe 3 bis 4 cm hoch Schnee darauf und streue Petuniensamen aus. Dann wickle ich den Deckel mit einer Frischhaltefolie ein und stelle ihn auf die Fensterbank. Wenn sie aufgehen, steche ich Löcher in die Folie und entferne sie, wenn die Samen stärker werden.“

Botaniker nennen das Stratifizierung oder die Simulation des Winters, damit die Samen den Embryo-Schlafprozess schneller durchlaufen und bei Bedarf wachsen.

Gewächshaus-Effekt 

Ein Gewächshaus ist aus einer russischen Datscha einfach nicht wegzudenken. In den meisten Teilen des Landes ist das Klima nicht erntefreundlich, so dass die Menschen, die Pflanzen anbauen wollen, Gewächshäuser mit gutem Boden benötigen. Moderne Gewächshäuser sind recht teuer, daher sieht man im ganzen Land viele Selbstbaukonstruktionen. Videos mit Gewächshaus-Tipps werden millionenfach angesehen und kommentiert.

Die einfachste Version eines Gewächshauses ist ein Metall- oder Holzrahmen, der mit durchsichtiger Plastikfolie bedeckt ist. Die Folie reicht in der Regel nur für eine Sommersaison, dann muss sie ausgetauscht werden. Diejenigen Datscha-Besitzer, die wollen, dass ihr Gewächshaus mehrere Jahre lang hält, entscheiden sich für Glas oder Polykarbonat.

Aber der wohl beliebteste Tipp ist der Bau eines Gewächshauses aus alten Holzfensterrahmen. 

Das ist sehr praktisch, da die Rahmen bereits mit Glas versehen sind und über Lüftungsschlitze verfügen. So sehen sie aus:

Vor der Bepflanzung wird das Gewächshaus mit Seifenwasser gewaschen und abgespült, um unnötige Chemikalien zu vermeiden, die in den Boden gelangen könnten.