Jeden Winter bietet sich im Altaigebirge ein eigenartiger Anblick: Mehrere Hundert Schwäne versammeln sich bei klirrender Kälte auf einem kleinen, mit Raureif bedeckten See.
Sie kommen für den Winter hierher, was an sich schon überraschend ist. Der Swetloje-See, drei Kilometer vom Dorf Uroschajnoje entfernt, liegt in Sibirien, einem Land mit strengen Wintern. Wegen seiner regelmäßigen Besucher - Singschwäne (sie machen einen langen, trompetenden Ton, der dem eines Kranichs ähnelt) - geben die Einheimischen dem See den Spitznamen Schwan. Jedes Jahr kommen ab November über 500 Vögel hierher.
Der See selbst ist klein: Er ist etwa einen Kilometer lang, 400 Meter breit und nur zwei Meter tief. Das Wasser ist so kristalklar, dass er offiziell Swetloje genannt wird.
Swetloje ist ein ganz besonderer See. Auch wenn es -30 Grad hat und Schneeverwehungen herumliegen, friert die Oberfläche nie ein und die Wassertemperatur sinkt nicht unter +4 Grad. Das liegt vor allem an den vielen warmen Quellen.
Die ersten Schwäne tauchten 1967 an diesen Orten auf - damals waren es nur 15 Vögel. Aber jedes Jahr wurden es mehr und mehr. Ornithologen fanden heraus, dass diese Vogelgruppe im Sommer in der Salechard-Tundra oberhalb des Polarkreises lebt. Sobald die nördlichen Seen mit Eis bedeckt sind, kehren sie mit ihren Jungen hierher zurück.
Neben Schwänen ist der See auch ein Winterquartier für mehrere tausend Enten. Deshalb wurde hier ein Reservat eingerichtet - die Schwäne und andere Vögel werden geschützt und gefüttert: Etwa 25 Tonnen Getreide und Futtermischungen werden pro Winter für die Fütterung ausgegeben.
Der Ort ist auch bei Touristen beliebt: Der Anblick der anmutigen Vögel inmitten der Winterlandschaft ist sehr beliebt. Die Singschwäne sind jedoch dafür bekannt, dass sie sich nicht gerne stören lassen.
Deshalb versucht man, sie nicht zu stören: Es gibt Aussichtsplattformen in sicherer Entfernung für die Vögel. Einer davon ist zehn Meter hoch und bietet einen Panoramablick über den gesamten See.