Wie sah die Frauenunterwäsche in der UdSSR aus? (FOTOS)

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Wie bekamen BHs und Slips ihre kommunistische Note? Wie hat die Partei entschieden, welche Größe sowjetische Frauen tragen sollten? Hier ein Blick in die verrückte Welt der Damenunterwäsche in einem Land, in dem es nicht einmal einen Hauch von Erotik gab.

Vor 1917 verfügte das Russische Reich über ein riesiges Angebot an exquisiter Unterwäsche. Im zaristischen Russland wurde vieles davon auf Bestellung gefertigt – das galt unter Adeligen und Kaufmannsfamilien als Zeichen des guten Geschmacks. Die Schaufenster in den Städten waren voll mit feiner Spitze und Seidenwäsche. Konfektionsunterwäsche wurde nur für die Armee, die Marine und Häftlinge hergestellt.

Dies begann sich nach der Revolution zu ändern. Die kommunistische Ideologie drang tief in das Privatleben der Menschen ein – buchstäblich bis zur Unterwäsche. Mitte der 1920er Jahre waren die erfolgreichen Wäschefabriken und die Leichtindustrie von den Bolschewiken verstaatlicht worden. Der Staat war auch der wichtigste „Designer“ von Unterwäsche für sowjetische Frauen.

Eleganz wurde als bürgerlicher Exzess betrachtet. 1926 erschien das Pamphlet Sexualität in der sowjetischen Gesellschaft des Psychologen Aron Salkind, das eine klare Haltung gegenüber der Frau und ihrer Sexualität manifestierte: Das Bild der neuen Frau – mit Schaufel und Schraubenschlüssel, stämmig und dem Mann ebenbürtig – wurde kultiviert. Und eine Vorliebe für raffinierte Dessous wurde als sexuelle Perversion bezeichnet.

Im Jahr 1926 wurde auf Beschluss der Regierung eine neue Organisation namens Glawodéschda gegründet. Ihr Hauptproduktionsprofil war die Fertigung von Militäruniformen. Gleichzeitig wurde aber auch Unterwäsche für die breite Masse hergestellt. Diese in Großserie hergestellten gleichförmigen Produkte waren geradezu hässlich. Lange Zeit konnten die Bürgerinnen und Bürger der Sowjetunion nur 2-3 Arten von Unterhosen und Schlüpfern und sowie ein einziges BH-Modell kaufen.

Jedes Gespräch über „Mode“ endete in einem Disput über Farben. Einer davon führte für eine Zeit lang zum Verkauf von „modischer“ und „ideologisch korrekter“ Damenunterwäsche mit Bildern von Traktoren, Flugzeugen, Hammer, Sichel und roten Sternen.

Die Designerunterwäsche wurde nur noch an einem Ort genäht – im Atelier Moskwoschweja in Moskau auf individuelle Bestellung. Aber nur die Ehefrauen der Nomenklatura und der Militärs hatten Zugang dazu. Es gab auch Näherinnen, die heimlich zu Hause arbeiteten, aber sie konnten jederzeit von der Finanzinspektion wegen verbotener Heimarbeit verhaftet werden.

„Die Unterwäsche der Frauen in der Sowjetzeit war nicht für Schönheit und Verführung gedacht. Es gab keine Erotik. Die Hauptsache war, dass sie hygienisch, praktisch und warm war. In solcher Unterwäsche war eine Frau bereit zu arbeiten und Fünfjahrespläne in vier Jahren zu verwirklichen“, sagt Irina Swetonosowa, Direktorin des Museums des sowjetischen Alltagslebens. Kurzum, rund um die Damenunterwäsche entstand das Bild einer sinnvollen Sache, die ihrem Zweck dient. Wie Alexander Rodtschenko, einer der führenden sowjetischen Avantgardekünstler, es ausdrückte, wurden die Dinge zu Kameraden.

Allerdings war auch der Begriff des Komforts bei denjenigen, die das Sortiment definierten, relativ – viele Frauen emfanden die Unterwäsche zu eng und unbequem. So wölbte sich zum Beispiel der BH, der im Volksmund Torpedo genannt wurde, unter jedem Kleid hervor und erzeugte ein sehr merkwürdiges Relief (die sowjetische Industrie konnte lange Zeit die Technologie der Herstellung von Körbchen nicht optimieren).

In den späten 1940er Jahren erschien eine Wäschenorm, die nur drei Brustgrößen vorsah: Größe 1, 2 und 3. Und es gab nur ein einziges BH-Modell, ohne Verstärkung.

Lange Unterhosen waren als Unterwäsche weit verbreitet. Neben der normalen Baumwollunterwäsche trugen die sowjetischen Frauen auch Unterhosen aus Fleece und Baumwollflanell (für den Winter). Komfort und Schutz vor Frost hatten immer Vorrang vor der Ästhetik.

Der Wendepunkt kam im Jahr 1957. Nach den Weltjugendfestspielen, die 35.000 Ausländer hinter den Eisernen Vorhang ließen, verkündet die sowjetische Kulturministerin Jekaterina Furzewa: „Jede sowjetische Frau hat das Recht auf einen schönen Busen“. Auf ihre Anregung hin wurden in Moskau und Leningrad Wäschefabriken gebaut, obwohl die Situation bei Material und Ausstattung nach dem Krieg noch angespannt war.

Dennoch wurde in der DDR eine Reihe von Angelika-BHs gekauft, für die sich im GUM (dem bedeutendsten Moskauer Kaufhaus) Schlangen bildeten: Es durfte nicht anprobiert werden, es wurde nicht mehr als ein BH pro Käufer ausgegeben, so dass die Frauen jede beliebige Größe nahmen und dann untereinander tauschten. Die Skala der Größen erweitert sich auf sechs, und ab den 1970er Jahren gab es neun.

Mit der Zunahme der Zahl der Größen wuchs offenbar auch die Vielfalt der Modelle, die von der Zensur zugelassen wurden und auf den Markt kamen. In den 1970er und 80er Jahren erschienen BH-Modelle aus der DDR, Polen, Ungarn und Jugoslawien in den Regalen. Diese hatten wenig Ähnlichkeit mit dem, was sowjetische Frauen noch 20 Jahren zuvor getragen hatten.

Als die UdSSR zusammenbrach, wurde der Markt mit freizügigen, billigen und kratzigen Synthetikprodukten aus China überschwemmt, die das Image der „Kameraden“-Unterwäsche endgültig verdrängten.