1. Die Ausrüstung
„Alles muss vor allem leicht sein“, betont unser Kaliningrader Experte Stepanow. „Sie werden ja einige Kilometer zurücklegen. Nichts ist dann schlimmer, als unter mehreren Kleidungsschichten zu schwitzen. Schützen Sie Ihren Kopf vor Insekten und Zeug, das von den Bäumen fallen kann. Tragen Sie unbedingt Gummistiefel: Die schützen im Ernstfall auch vor einem Schlangenbiss. Einen langen Stock braucht man, um nicht mit den Händen im noch unerforschten Erdreichwühlen zu müssen.“
Für eine gelingende Pilztour brauchen Sie:
- leichte Jacke
- wasserdichtes Schuhwerk, Gummistiefel
- lange Hosen
- Käppi
- Eimer und Messer
- ausreichend Trinkwasser
- Stock
„Die besten Pilzstellen kennen natürlich nur die Einheimischen“, fährt Stepanow fort. „Fragen Sie sie, vielleicht verraten Sie es Ihnen ja.“ Stepanows Tipps für Kaliningrad sind die berühmte Kurische Nerung und die Gegend um Polessk. „Kommen Sie am besten gegen 7 und 8 Uhr morgens! Dann sind Sie die Ersten!“
2. Die Orientierung
Sie kommen in den Wald. Da gibt es oft kein Internet, keine Google-Maps. Und die ausgetretenen Pfade werden Sie auch ständig verlassen. Was tun, um sich nicht zu verlaufen? Keine Panik, Sie haben ja Moos und Sonne!
Im Idealfall haben Sie natürlich einen einheimischen Waldkenner dabei. Aber, so warnt unser Experte, auch das ist keine 100-prozentige Garantie: „Ich habe nur einmal vergessen, wo genau unser Auto steht“, erzählt Stepanow. „Wir waren mit einem Einheimischen unterwegs, der uns immer wieder sagte, dass er diesen Wald kenne wie seine eigene Westentasche. Wir waren mit drei Familien und kleinen Kindern unterwegs, haben mehr als zwei Eimer Pilze gefunden. Dann trat meine Frau aus Versehen in eine Wespe – bis dato wusste sie nicht einmal, dass die Tiere auch im Boden leben können. Wir mussten also langsam zurück… aber nach 15 Minuten hatten wir das Auto immer noch nicht gefunden. Es ging an zu regnen, wurde dunkel…. mobile GPS-Navigatoren hatten wir damals noch nicht. Stundenlang liefen wir so durch den Wald…“ Erst als Stepanow dann auch noch seine Sportschuhe kaputtgelaufen hatte (siehe Punkt 1!), die Kinder müde waren und die Frau starke Schmerzen hatte, erreichten sie überraschend einen Straße, wo sie ein vorbeifahrendes Auto mitnahm. „Es stellte sich heraus, dass der nächste Ort 15 Kilometer entfernt war und in die andere Richtung in 35 Kilometern schon die Grenze zu Polen.“
Damit Ihnen so etwas nicht passiert, - und während man nach dem perfekten Steinpilz sucht, kann man schnell die Orientierung verlieren, sollten Sie einfach ein paar kleine Hinweise befolgen:
- Wenn Sie aus dem Auto steigen, prägen Sie sich ein paar markante Punkte in der Umgebung ein: einen besonders großen Baum, ein Farnfeld usw.
- Dann schauen Sie auf den Stand der Sonne: In welche Richtung gehen Sie im Verhältnis zu Auto und Sonne? Dann denken Sie daran, in welche Richtung die Sonne weiterrücken wird. Abhängig davon finden Sie Ihr Auto bis zum Einbruch der Dunkelheit immer wieder.
- Wenn Sie einen recht feuchten Wald aufgesucht haben, können Ihnen auch die Wetter- und Moosseiten der Bäume helfen.
- Außerdem kann natürlich auch eine vorab auf das Smartphone heruntergeladene Karte der Gegend helfen. Solange der Akku hält.
3. Die Echten und die Falschen
Praktisch jede Pilzart hat einen „falschen Freund“. Oft sind die zwar nicht gleich tödlich, aber wenigstens bitter und ungenießbar. Darum müssen Sie auf jeden Fall auch auf die Details bei der Pilzsuche achten!
Außerdem hilft die Waldart:
Im Nadelwald finden wir meistens Butterpilze, Steinpilze an Eichen und sonnigen Stellen, Reizker wachsen unter Fichten und Birkenpilze – nunja, das deutet schon der Name an – unter Birken, wo es eher trocken ist.
Nur wenige wissen, dass zum Beispiel auch die beliebten Pfifferlinge fiese „Doppelgänger“ haben.
„Als ich meine künftige Frau kennenlernte“, erinnert sich Stepanow, „gingen wir mit ihr und ihren Eltern in die Pilze. Als wir unterwegs ein Picknick machten, entdeckte ich in einem trockenen Nadelwald Pfifferlinge. Die legte ich sofort meiner künftigen Schwiegermutter in den Korb. Die aber schaute auf die Pilze, dann auf mich und sagte: ‚Wenn ich das esse, sterbe ich‘.“ Darum sollte man bei den Pfifferlingen immer die Farbe – knallig und grell – und die Unterseite der Kappe achten: „Die Lamellen müssen wie Stalaktiten in Tropfsteinhöhlen herabhängen“, so der Experte.
Auch den Reizker kann man gut von seinen falschen Freunden unterscheiden: Wenn Sie einen echten erwischt haben, schneiden Sie ihn an einer Stelle ein. Wenn er sich dort schnell schwarz oder dunkelblau bis lila verfärbt, haben Sie den rechten Pilz in der Hand. Falsche Reizker verfärben sich nur zartrosa.