Ausflug nach Grosny: Sieben Dinge, die Sie über Tschetschenien wissen sollten

Yelena Afonina/TASS
Eine der gefährlichsten Regionen Russlands ist heute eine der sichersten des Landes. Aber über einige Besonderheiten Tschetscheniens sollten Sie doch Bescheid wissen, bevor Sie sich auf die Reise in die Kaukasusrepublik machen.

1 Ist Tschetschenien sicher?

Ja, so ist es: Tschetschenien gilt heute offiziell als eine der sichersten und am besten kontrollierten Regionen Russlands. Aber Sie müssen auch wissen, dass es eine sehr konservative Gesellschaft mit islamischer Mehrheit ist. Dort können Sie sich nicht so benehmen wie auf einer Mittelmeerinsel: Trunkenheit, Schlägereien und ähnliche „Ausbrüche“ sind hier nicht nur inakzeptabel, sondern teils auch durchaus streng geahndet.

Lokale Polizeibeamte werden immer höflich zu Ihnen sein, solange Sie sich an die Regeln halten. Aber sie werden keine Sekunde zögern, Ihnen die Arme hinterm Rücken zu verdrehen und Ihnen Handschellen anzulegen, sollten Sie die Regeln brechen. In Tschetschenien ist jeder Polizist bewaffnet und weiß, wie er seine Kalaschnikow einsetzen kann und muss. Jahrzehntelang wurde die Region von Terroristengruppen zerrissen, bis die russische Regierung neben den Strafverfolgungsmaßnahmen Ende der 2000er Jahre auch eine wirksame Anti-Terror-Strategie für die Region ausarbeitete.

Das sind die zwei Seiten einer Medaille: ein großes Maß an Sicherheit, gewährleistet durch konsequent verfolgte Kontrolle der strengen Regeln.

2 Wie kommt man nach Tschetschenien?

Es gibt zwei Möglichkeiten: Sie können einen Direktflug von Moskau nach Grosny nehmen. Sie verkehren zweimal pro Tag hin und zurück.

Außerdem fährt aller zwei Tage ein Fernzug von Moskau nach Grosny. Mit dem kommen Sie sicher günstiger, müssen aber für die Strecke einen Tag und 17 Stunden Fahrzeit einplanen. Dafür sehen Sie mehr vom Land und können sicher schon die ersten Kontakte knüpfen.

Aber natürlich können Sie auch einen Roadtrip machen. Grosny liegt 1850 km südlich von Moskau und es führen brandneuen Straßen dorthin. Unterwegs passieren Sie die spannenden südrussischen Metropolen Woronesch und Rostow am Don.

3 Wie kommuniziere ich mit Einheimischen?

Tschetschenen sind sehr gesellige und neugierige Menschen. Sie werden nicht viele Touristen treffen, da noch immer die Kriegsbilder der 90er Jahre in den Vorstellungen der Menschen vorherrschen.

Wenn Sie lokale Familien kennenlernen, sollten Sie niemals ihr Angebot zum Abendessen ablehnen. Wenn Sie nicht sofort können, planen Sie es für einen anderen Tag. Sonst fühlen sie sich beleidigt.

Die Begrüßung und Betreuung eines Gastes ist für Muslime geradezu heilig, besonders in jener Region, die vor nicht allzu langer Zeit noch von militärischen Konflikten geprägt war. Sie werden Ihnen in allen Varianten zeigen, wie sehr sich ihre Welt zum Besseren verändert hat.

4 Was ziehe ich an?

Als eine Region mit überwiegend islamischer Bevölkerung hat Tschetschenien einige spezifische Kleiderordnungsregeln. Ein Mädchen sollte in Tschetschenien niemals ihre nackten Beine und Arme bloßlegen, geschweige ein großes Dekolleté zeigen. Ansonsten kann es zu unerwünschten Begegnungen und Rufe aus der Menge kommen.

Was die Kleiderordnung der Männer anbetrifft: keine kurzen Hosen und bunten Witz-T-Shirts – „wenn Sie mit Respekt behandelt werden wollen", wie es vor Ort heißt.

5 Was muss ich unbedingt besichtigen?

Sie werden in Tschetschenien nicht einfach so Alkohol bekommen, nicht einmal Zigaretten oder Wasserpfeife. Solche Dinge gibt es nicht einmal in schicken Hotels und Restaurants – wegen der muslimischen Traditionen, die Einheimischen leben gesund. Ihre größten Interessen sind Sport, Kultur, Waffen und Reisen. Und ja, diese unkonventionelle Mischung von Interessen scheint gut zu funktionieren.

Sport ist für sie heilig, da sie traditionell ihre Bergregion als Heimat der Krieger sehen. Darum sind auch Kampfsportarten außerordentlich beliebt, schon bei kleinen Kindern und Jugendlichen. Dafür und Sportereignisse allgemein ist in letzter Zeit eine Reihe von großen Arenen gebaut worden, allen voran die Achmat-Arena, benannt nach dem Vater des Republikpräsidenten Ramsan Kadyrow, Achmat Kadyrow.

Wenn Sie Kultur lieben, dann besuchen Sie das Zentraltheater und die größte Moschee der Region „Herz Tschetscheniens“. Beide befinden sich in der Hauptstadt Grosny.

Außerhalb der Stadt wartet der eindrucksvolle Kaukasus auf Sie! Camping und Wandern sind beliebt – aber nehmen Sie einen einheimischen Guide mit. So können Sie sich nicht verlaufen und bekommen auch keine Probleme mit den Anti-Terror-Einheiten, die regelmäßig die Bergregion Tschetscheniens kontrollieren.

6 Was kann ich essen?

Sie werden dort kein Schweinefleisch finden. Das ist sicher.

Probieren Sie lokalen Schaschlik und Kebab, vor allem vom Hammel. Es gibt zahlreiche Cafés mit lokaler Küche und jeder lokale Taxifahrer bringt Sie in maximal 20 Minuten dorthin. Grosny ist eine kleine Stadt im Vergleich zu Moskau.

7 Was muss ich noch beachten?

Tauschen Sie Ihre Währung in Rubel, bevor Sie nach Grosny kommen. Sie werden Bargeld brauchen, da Sie hier nicht überall mit Ihrer Kreditkarte bezahlen können.

Versuchen Sie auf keinen Fall, mit einheimischen Mädchen zu flirten, so wie es Männer oft in großen Städten tun. Sie kommen hier in eine konservative Region, in der eine Frau stets in ihrer Familie bleibt. Und mit Familie meinen wir vor allem den Vater. Sie finden hier keine Girls auf Tinder…

Aber wenn Sie wirklich neue Erfahrungen sammeln und neue Welten entdecken möchten, ist Tschetschenien definitiv ein Ort, den Sie gesehen haben müssen.

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