Wladimir: Eine Stadt voller Höhepunkte altrussischer Architektur

Legion Media
Stille Zeugen für Wladimirs tausendjährige Geschichte lassen sich in jeder Ecke der Stadt entdecken. In der Stadt und ihrer umliegenden Region findet sich russlandweit die höchste Konzentration an Bauten aus dem 12. Jahrhundert an. Viele davon sind als UNESCO-Weltkulturerbe gelistet. Kein Wunder, dass Wladimir als eine der Perlen des „Goldenen Rings“ gilt.

Bis zum Mittelalter stand Wladimir stets im Wettbewerb mit Moskau. Vor 800 Jahren war es noch die Hauptstadt des nordöstlichen Russlands. Bis Mitte des 15. Jahrhunderts wurden lokale Herrscher in der örtlichen Uspenski-Kathedrale zu Großfürsten gekrönt. Sie galt als die wichtigste Kirche des ganzen Landes.

In der Zeit vor der tatarisch-mongolischen Invasion entstand in Wladimir ein einzigartiger russischer Architekturstil. Zahlreiche wichtige historische Persönlichkeiten wirkten hier, darunter die Fürsten Andrei Bogoljubski (genannt der Fromme), Wsewolod III. (genannt Das Große Nest) und der Gründer Moskaus, Juri Dolgoruki. Die Uspenski-Kathedrale wird von Werken des berühmten Ikonenmalers Andrei Rubljow verziert.

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Wladimirs Goldenes Tor

Das Goldene Tor wurde 1164 unter der Herrschaft des Fürsten Andrei Bogoljubski gebaut. Es diente weniger als Festung, eher als imposanter Triumphbogen. Vorbild waren die Tore von Konstantinopel. Vier Jahrhunderte lang betraten die Großfürsten von Wladimir vor ihrer Thronbesteigung die Stadt durch dieses Tor.

Zu Sowjetzeiten befanden sich im Inneren des Tores das Archiv des KGB sowie einige Wohnungen. Heute gibt es im Obergeschoss eine Ausstellung mit einer Sammlung an Waffen verschiedener Epochen und ein Diorama, dass die Stürmung Wladimirs durch die Mongolen im Jahr 1238 darstellt.

Die Uspenski (Mariä-Himmelfahrts) - Kathedrale

Dieses aus weißem Stein gebaute Architekturdenkmal aus der Zeit der alten Rus, dient heute sowohl als Museum als auch als Hauptkirche der Eparchie (Diözese) Wladimir.

Die Uspenski-Kathedrale wurde 1158 von Fürst Andrei Bogoljubski (dem Frommen) errichtet. Bis Mitte des 15. Jahrhunderts wurden hier die Krönungszeremonien für die Großfürsten der nordöstlichen Rus abgehalten. Für den Bau wurden nur die besten Handwerker des Landes engagiert.   

Die Kathedrale war die Heimat einer der bedeutsamsten Ikonen der russischen Kirche: die Theotokos (Gottesmutter) von Wladimir.

Die Ikone gelangte im fünften Jahrhundert von Jerusalem nach Konstantinopel. Nach einigen Jahrhunderten dort, verschenkte der Patriarch von Konstantinopel sie um 1131 an den heiligen Fürst Mstislaw. 1155 brachte sie Juri Dolgorukis Sohn, Andrei Bogoljubski, nach Wladimir, wo sie ihren heutigen Namen bekam. Die Theotokos wird seitdem in der Uspenski-Kathedrale aufbewahrt.

Der Ikone werden wundersame Kräfte nachgesagt. So soll sie die Rus vor zahlreichen Katastrophen geschützt haben. Während der Belagerung Moskaus durch den Mongolenherrscher Timur im Jahre 1395 wurde die Ikone nach Moskau gebracht, um die Stadt zu beschützen. Die Tatsache, dass Timurs Truppen sich ohne offensichtlichen Grund zurückzogen, wird als Resultat des Eingreifens der Gottesmutter angesehen.

Zudem ist die Kirche eines der wenigen intakten Beispiele für die russische Architektur aus dem vormongolischen Zeitalter. Besonders beachtenswert sind dabei die Fresken aus dem 12. Jahrhundert. Die barocke Ikonostase wurde im 18. Jahrhundert auf Anordnung Katharinas der Großen hinzugefügt.

Viele Angehörige der Wladimirer Herrscherfamilie, darunter Fürst Andrei Bogoljubski selbst, sind in den Mauern der Kirche begraben.

Die Kathedrale des Heiligen Demetrius

Wladimirs Hauptsehenswürdigkeit, die Kathedrale des heiligen Demetrius, stammt ebenfalls aus dem 12. Jahrhundert und ist für ihre Steinmetzarbeiten aus weißem Stein bekannt. Die Mauern sind mit Bildern von Pflanzen, Vögeln, Löwen, Greifen, Heiligen und Rittern verziert.

Nur wenige Gegenstände aus der Originaleinrichtung sind noch vorhanden. Dazu gehören einige Fresken aus dem 12. Jahrhundert, hauptsächlich die Fragmente eines Werkes namens “Der Tag des Jüngsten Gerichts“. Die Kathedrale fungiert heutzutage ausschließlich als Museum.

Die Kirche Georgs des Siegreichen

Seit jeher gab es unter russischen Fürsten die Tradition, Kirchen zu Ehren der eigenen Schutzengel zu bauen. Fürst Juri Dolgoruki, bekannt als Gründer Moskaus, ließ 1129 ebenfalls eine hölzerne Kirche zugunsten seines persönlichen Schutzengels, dem Märtyrer Sankt Georg, bauen.

1778 fiel die Kirche einem Feuer zum Opfer und wurde im barocken Stil neu errichtet. In diesem Teil Russlands eine Seltenheit. Während der sowjetischen Herrschaft wurde die kleine, zwiebelförmige Kuppel der Kirche durch das Feuer eines Maschinengewehrs beschädigt. Später zog eine Salamifabrik in die ehemalige Kirche ein. Die Öle und Fette ruinierten die historischen Fresken. Schließlich waren sie von einer etwa einen Zentimeter dicken, schwarzen Staubschicht bedeckt.

Heute ist die Kirche des heiligen Georgs restauriert und dient wieder ihrem ursprünglichen Zweck. Sie bietet die einmalige Möglichkeit, das spirituelle Leben normaler Menschen aus dem ländlichen Russland zu beobachten. Der Innenraum strahlt die typische Gemütlichkeit einer Provinzkirche aus. Am Eingang findet man dieselben Teppiche und Slipper, wie in den meisten Wohnungen des postsowjetischen Raumes auch. Alte Damen mit Kopftüchern hören dem Priester beim Singen zu, bekreuzigen sich selbst vor den beeindruckenden Fresken und beten die Ikonen aus dem 19. Jahrhundert an.

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