Zarengrablege, Gefängnis, Münzanstalt: Die außergewöhnliche Geschichte der Peter-und-Paul-Festung

Serguei Fomine/Global Look Press
Diese militärische Anlage umgeben von mächtigen Mauern im Herzen St. Petersburgs hat nie eine Schlacht gesehen.

Der Tag, an dem der Grundstein zur Peter-und-Paul-Festung gelegt wurde, wird als Geburtstag von Sankt Petersburg gefeiert. Am 27. Mai 1703 auf der Haseninsel an der Mündung des Newa-Flusses gegründet, wurde diese Festung zum Herzen der neuen Hauptstadt von Peter dem Großen.

Der Legende nach war der Ort von Hasen bewohnt. Einer von ihnen sprang sogar auf die Stiefel des russischen Zaren, als er aus seinem Boot auf die Insel trat. Ein Denkmal für das Tier befindet sich nahe der im Wasser stehenden Holzpfähle der Ioannowski-Brücke, die die Festung mit dem Festland verbindet. Man glaubt, dass es Glück bringe, wenn man eine Münze auf das Hasenmonument wirft.

Peter der Große wollte demonstrieren, dass St. Petersburg die wichtigste Stadt in Russland werden sollte und die Architektur Moskaus sogar übertreffen werde. Eines seiner ehrgeizigsten Projekte war die von 1713 bis 1732 auf dem Territorium der Festung erbaute Kathedrale der Heiligen Peter und Paul.

Mit einer Höhe von 122,5 Metern wurde die Kathedrale das größte Gebäude in Russland und hielt diesen Rekord bis 1952, als eine der „Stalin Schwestern“, das Hochhaus an der Kotelnitscheskaja-Uferstraße, in Moskau gebaut wurde (176 Meter). Noch heute ist die Peter-und-Paul-Kathedrale der höchste orthodoxe Glockenturm der Welt.

Zwei Jahrhunderte lang diente die Kathedrale der Peter-und-Paul-Festung als Grabkirche der Zaren. Noch heute beherbergt sie die Überreste fast aller russischen Herrscher, von Peter dem Großen bis Nikolaus II. und seiner Familie.

Obwohl die Festung immer kampfbereit war, nahm sie an keiner Schlacht teil. Dennoch wurde sie im Zweiten Weltkrieg bombardiert und die Kathedrale schwer beschädigt.  

Die Festung diente als wichtigstes politisches Gefängnis im Zarenrussland. Zu seinen berühmten Gefangenen gehörten Alexej, der Sohn von Peter dem Großen, sowie Mitglieder der russischen Provisorischen Regierung, die während der bolschewistischen Revolution von 1917 gestürzt wurden.

1925 wollten die Bolschewiki die Peter-und-Paul-Festung zerstören und ein Stadion für den Zenit-Fußballverein bauen. Zum Glück wurde diese barbarische Entscheidung fallengelassen.

Obwohl sie seit den 1920er Jahren als Museum fungiert, beherbergte die Festung zwei wichtige Organisationen. Eine war die staatliche Münzanstalt, die andere das streng geheime gasdynamische Labor, das einen großen Beitrag zur Entwicklung der sowjetischen Militär- und Raumfahrttechnologien leistete. Die Münzanstalt ist noch heute in Betrieb, das Labor längst geschlossen. Anstelle dafür befindet sich das Museum für Weltraum- und Raketentechnik in jenen Räumen.

Auf dem Territorium der Festung können Touristen eines der ungewöhnlichsten Denkmäler in St. Petersburg besichtigen - eine Skulptur, die Peter dem Großen gewidmet ist. Sie hat einen riesigen Körper, aber einen kleinen Kopf. Mithilfe der Totenmaske des Herrschers fertigte der Künstler eine exakte Reproduktion des Zarengesichts an.

Täglich um 12 Uhr mittags feuert ein Artilleriegeschütz einen Platzpatronenschuss ab, um die Zeit anzukündigen. Ehrengäste der Stadt nehmen oft an der Zeremonie teil. So auch Prinz Charles im Jahr 2003.

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