Anreise: Ab Moskau mit dem Schiff (eng) über die Wolga (Reisedauer zwei Tage) oder ab St. Petersburg (Reisedauer acht Tage); mit dem Bus ab Moskau (4 bis 5 Stunden) oder ab Jaroslawl (2 Stunden 45 Minuten).
Der Name Uglitsch leitet sich vom russischen Wort „Ugol“ (zu Deutsch „Ecke”) ab, denn Uglitsch liegt an einer Biegung der Wolga. Bald darauf mündet Russlands bedeutendste Wasserstraße im Rybinsker Stausee, der wegen seiner Größe auch „Rybinsker Meer” genannt wird.
Uglitsch liegt 100 Kilometer von Jaroslawl entfernt, ein Stück abseits des berühmten Goldenen Rings. Dennoch ist es ein wichtiger Teil dieses beliebten Touristenziels. Fast alle Bauten sind aus Holz, buchstäblich an jeder Ecke steht eine Kirche oder ein Kloster.
Die imposante weiße Kathedrale des Dreikönigsklosters thront über den Häusern der Stadt. Ihre blauen Kuppeln, die verraten, dass die Kirche der Heiligen Jungfrau Maria geweiht wurde, sind schon von weitem zu sehen.
Wann genau Uglitsch gegründet wurde, ist unbekannt. Historiker nennen das Jahr 937. Erstmals schriftlich erwähnt wurde die Stadt 1148 während eines Feldzuges zweier Großfürsten der alten Rus gegeneinander.
Die größte Attraktion der Stadt ist der Kreml, Erwarten Sie jedoch nicht wie üblich Festungsmauern. Der Uglitscher Kreml wird auf der einen Seite durch die Wolga geschützt, auf der anderen Seite durch einen tiefen und breiten Wassergraben.
Kreml von Uglitsch
Maria Waschtschuk/Global Look PressSelbst für russische Verhältnisse hatte Iwan der Schreckliche wenig Glück mit seinen Nachkommen und Thronerben. Der Kronprinz, der älteste Sohn Iwan, starb unter mysteriösen Umständen. Vielleicht war es sogar Iwan der Schreckliche selbst, der seinen Sohn mit dem Zepter getötet hat, wie es der berühmte Maler Ilja Repin auf Leinwand verewigt hat.
Ein weiterer Sohn, Fjodor, galt als schwachsinnig. Nach dem Tode seines Vaters übernahm er zwar den Thron, doch de facto regierten die adeligen Bojaren für ihn.
Dann gab es noch Dmitri, der Sohn Iwan des Schrecklichen mit seiner letzten Ehefrau Marija Nagaja. Nach Iwans Tod wurden der Junge und seine Mutter nach Uglitsch verbannt. Dort lebten sie in den im 15. Jahrhundert erbauten Gemächern der Fürsten von Uglitsch. Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts bis heute ist dort ein Antiquitätenmuseum untergebracht.
Am 15. Mai 1591 wurde Zarewitsch Dmitri beim Spielen im Garten die Kehle durchschnitten. Der Mord an dem Achtjährigen schlug hohe Wellen. Einige behaupteten auch, Dmitri sei gar nicht tot. Das rief Betrüger auf den Plan. Dmitris Tod löste letztlich die sogenannte Zeit der Wirren in Russland aus.
Zwischen 1681 und 1692 entstand am Todesort des Jungen die Demetrios- oder Blutkirche. Die britische Tageszeitung „The Telegraph” listete sie einmal als eine der 23 schönsten Kirchenbauten der Welt.
Demetrios-Kirche
Konstantin Kokoschkin/Global Look PressIm Inneren sind Wandmalereien mit Szenen von der Ermordung des jungen Zarjewitsch und dem Lynchmord an den vermeintlichen Attentätern sowie Darstellungen der biblischen Schöpfungsgeschichte zu sehen. Für orthodoxe Kirchen ist das eher ungewöhnlich. Dort finden sich meist Abbildungen von Geschichten aus dem neuen Testament.
Die einzigartige Lage von Uglitsch war perfekt für ein Wasserkraftwerk, das in den 1930er Jahren gebaut wurde und zu Sowjetzeiten eines der ältesten war.
Dem Bau fielen als Kollateralschäden eine Reihe architektonischer Denkmäler zum Opfer, darunter auch einige Kirchen und Klöster, die überflutet oder zerstört wurden.
Geburtskirche Johannes des Täufers
Konstantin Michailow/Global Look PressDoch die Geburtskirche Johannes des Täufers, die der reiche Kaufmann Grigori Tschepolosow 1689 zum Gedenken an den Tod seines Kindes errichten ließ, blieb verschont.
Ein solch großartiges Kunstwerk zu zerstören galt selbst unter Stalin als barbarisch. Der an dieser Stelle geplante Bahnhof wurde daher ein Stück weiter stromaufwärts gebaut. Im Inneren der Kirche hängt ein Bild des sehr bekannten Künstlers Nicholas Roerich.
„Uglitsch. Vorbau“ von Nicholas Roerich, 1904
Internationales Zentrum vom RoehrichsWährend des Zweiten Weltkriegs versorgte das Wasserkraftwerk ganz Moskau mit Strom. Heute ist das Gebäude ein Kulturerbe, das den Betrachter durch seine Größe, die architektonischen Proportionen und durch seine majestätische Schönheit begeistert.
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