Die Geschichte hinter dem atemberaubenden verlassenen Leuchtturm von Aniwa (FOTOS)

Sergej Krasnouchow / TASS
Im Fernen Osten Russlands thront ein verlassener Leuchtturm über dem Ochotskischen Meer. Obwohl er nur schwer zugänglich ist, zieht er immer noch viele Touristen an.

Der Aniwa-Leuchtturm ist einer der am schwersten zugänglichen Leuchttürme Russlands. Jahrelang warnte er Schiffe vor der gefährlichen Küste des felsigen Aniwa-Kaps im Ochotskischen Meer. Heute steht er verlassen da, ist aber nach wie vor eine sehr beliebte Touristenattraktion. 

Ein japanisches Projekt

Im Fernen Osten Russlands, auf der größten russischen Insel Sachalin, befindet sich ein Leuchtturm von unvergleichlicher Schönheit. Der verlassene Turm hat eine lange Geschichte.

Bevor die Japaner in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs von den Russen von der Insel Sachalin vertrieben wurden, war es ihnen gelungen, an einem der unzugänglichsten Orte der Insel - dem Kap Aniwa - einen Leuchtturm zu errichten. 

Ein japanischer Ingenieur namens Shinobu Miura entwarf das Projekt. Die Bauarbeiten begannen im Jahr 1937 und dauerten zwei Jahre lang. Im Jahr 1939 wurde der Aniwa-Leuchtturm auf dem schwer zugänglichen Felsenkap von Aniva errichtet. Die Japaner nannten den Leuchtturm „Nakashiretoko" (中知床岬).

Der Leuchtturm war notwendig, denn die Gewässer in dieser Ecke der Welt waren eine tödliche Falle für Schiffe: Unterwasserströmungen, häufiger Nebel und felsige Untiefen drohten Schiffe, die sich dem Kap näherten, zu zerstören.

Eine Legende besagt, dass die japanischen Konstrukteure nach Fertigstellung des Projekts dem japanischen Kaiser eine verkleinerte Kopie des Leuchtturms überreichten.

Das Innere des Leuchtturms

Der Aniwa-Leuchtturm besteht aus einem runden Betonturm mit einem niedrigeren Nebengebäude. Der Turm ist 31 Meter hoch und hat neun Stockwerke. Ursprünglich war das erste Stockwerk als Lagerraum für die Ausrüstung und das zweite Stockwerk als Raum für den Funkverkehr vorgesehen. 

Das dritte bis fünfte Stockwerk war für Wohnräume mit Etagenbetten vorgesehen, in denen bis zu zwölf Personen gleichzeitig untergebracht werden konnten. Die oberen Stockwerke des Leuchtturms wurden als Lagerräume genutzt. Im obersten Stockwerk schließlich befanden sich das Licht und ein mechanischer Drehmechanismus, der mit einem 270 Kilogramm schweren Gewicht angetrieben wurde, das durch den mittleren Teil des Turms lief.

Das von ihm erzeugte Licht war bis zu 19 Seemeilen (35 Kilometer) weit sichtbar.

Abbruch

Im Jahr 1990 zog Russland das Personal des Leuchtturms ab und stellte ihn auf einen automatischen Betrieb um. Der Leuchtturm war mit thermoelektrischen Radioisotopengeneratoren ausgestattet, die ihn bis 2006 mit Strom versorgten. Heute steht das Bauwerk jedoch ungenutzt und verlassen da.

„Der Leuchtturm befindet sich derzeit in einem zufriedenstellenden Zustand. Er ist noch sicher zu besichtigen, könnte aber bald gefährlich werden, da einige Teile bereits verfallen sind. Der Turm ist zwar aus Beton, aber Teile des Mauerwerks, der Metalltüren und der Strukturen rosten bereits stark", sagt Dmitri Kulikow, der Reisedienstleistungen im Fernen Osten Russlands anbietet.

Trotz des schlechten Zustands zieht der ikonische Leuchtturm Scharen von Besuchern an, die wegen der atemberaubenden Aussicht, malerischer Fotos - und eines Adrenalinstoßes - dorthin fahren.

Von der nächstgelegenen Siedlung aus sind es 1,5 Stunden Fahrt und eine zweistündige Bootsfahrt, um zum Kap Aniwa zu gelangen. Dann müssen die Besucher mit Hilfe von Seilen einen Felsen erklimmen, um an die Basis des Leuchtturms zu gelangen. Kein anderer einfacher Weg führt dorthin. Doch wer sich traut, den erwartet eine Belohnung.

„Wenn Touristen zum ersten Mal dorthin kommen, hat das immer einen ‚Wow-Effekt' auf sie. Der Leuchtturm sieht episch aus: schroff, unnachgiebig, steht er mitten im Meer und überragt eine steile Klippe. Jetzt ist er ganz grau, aber wenn man genau hinsieht, kann man erkennen, dass er früher in Streifen gefärbt war. Der Turm  vermittelt einen Eindruck von völliger Verlassenheit. Möwen nisten auf ihm", sagt Kulikow.

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