Der Baikalsee in Sibirien ist der älteste und tiefste See auf unserem Planeten. Die Einheimischen verehren ihn seit Jahrhunderten und haben den nachfolgenden Generationen geheimnisvolle Geschichten erzählt. Aber kann man ihnen glauben? Entscheiden Sie selbst, oder noch besser – besuchen Sie den Baikalsee!
Der Baikalsee hat seine eigene „Nessie“ und das ist tatsächlich eine sehr gruselige Geschichte. Es gibt mehrere Beschreibungen eines „Wasserdrachens“ (vielleicht, weil dieser keine Zeugen braucht), der in der Muchorskij-Bucht, dem wärmsten Teil des Sees, „wohnt“ und Fischer in sein Unterwasserreich entführt. Einige Gerüchte besagen, dass es sich um eine Art riesigen Stör mit bösem Gesicht handelt; andere sagen, es sei ein Echsenmonster mit Klauen und „Panzerung“ auf dem Rücken, während wieder andere glauben, dass dieses Ungeheuer wie ein alter Ichthyosaurier aussieht, der Vorfahre der Krokodile. Um das Tier zu besänftigen, „opferten“ die Einheimischen dem Baikalungeheuer noch vor einigen Jahrhunderten Pelze, Schmuck und Lebensmittel. Einige praktizierten sogar „Blutopfer“.
In den 1980er Jahren registrierten sowjetische Forscher übrigens mit Echoloten ein 30 Meter langes, sich bewegendes Objekt auf dem Seegrund, konnten aber nicht klären, was genau es war. Sowohl russische als auch ausländische Enthusiasten versuchen immer noch, das „Monster“ zu finden, und in den sozialen Medien tauchen regelmäßig Fotos mit verschwommenen Flecken von obskuren Kreaturen auf. Vielleicht handelt es sich nur um eine neue Art der Baikalfauna.
"Mir-2" bereitet sich auf die Untersuchung des Baikalbodens vor.
Nikolai Rjutin/TASSEines der großen ungelösten historischen Rätsel: Wohin sind die Goldreserven des Russischen Reiches nach der Revolution von 1917 verschwunden? Das Land war in einen Bürgerkrieg zwischen den Anhängern des zaristischen Regimes (den „Weißgardisten“) und den Anhängern des „neuen Regimes“ (den „Rotgardisten“) verwickelt. Das Gold wurde immer weiter nach Sibirien verlagert und von einem zum anderen weitergegeben. Als es 1919 in die Hände der Bolschewiki gelangte, stellte sich heraus, dass einige der Kisten Ziegelsteine statt Goldbarren enthielten. Etwa 180 Tonnen waren „verloren“ gegangen. Und einige Liebhaber von Legenden glauben, dass das Gold des Russischen Reiches im See versank, als der Zug der Baikalrundbahn, der es entlang des Sees transportierte, aus den Gleisen geriet.
Natürlich hält der angebliche Schatz Abenteurer auf Trab. Mehrmals wurden „Mir“-Tauchboote auf den Grund des Baikalsees hinabgelassen, die Reste von jahrhundertealten Kisten und sogar Barren mit Goldglitter darauf fanden. Diese Funde wurden jedoch wegen Verschiebungen des Grunds nie geborgen.
Schamanenstein - ein Felsen in der Nähe des Baikalsees, an der Quelle des Flusses Angara auf der Insel Olchon.
Jurij Kawer/SputnikDies ist wahrscheinlich die romantischste und beliebteste Legende über den Baikalsee. Dreihundert Flüsse und Bäche fließen in den See, aber nur ein Fluss, die Angara, fließt aus ihm heraus. Sie ist einer der wichtigsten Flüsse Sibiriens und gilt in den alten Erzählungen als die „Tochter“ des Baikalsees.
Die Einheimischen stellten sich den Baikal als einen Recken vor, der „Steuern“ von den Bewohnern der umliegenden Länder eintrieb, doch seine Tochter Angara gab den Menschen alles sofort zurück. Sie hatte nur eine einzige Halskette, die sie niemandem zeigte, und die sie für ihren zukünftigen Ehemann aufheben wollte. Dann erzählte Baikal allen benachbarten Recken, dass er seine Tochter verheiraten wolle. Er wählte einen jungen Mann namens Irkut, obwohl sie den Ritter Jenissei mochte. Aber der Beschluss ihres Vaters war endgültig. Schließlich lief Angara von zu Hause weg, nahm ihre Halskette mit, warf die Perlen unter ihre Füße und schenkte den Schatz dem Volk. Dort, wo sie auf der Straße Irkut traf, steht heute die Stadt Irkutsk; und dort, wo sie die anderen Perlen fallenließ, sind weitere Städte entstanden. Wo sie den Jenissei traf, befindet sich ein Pfeil – die Angara fließt in den Jenissei.
Der Baikalsee ist der tiefste See der Welt und das wussten die Einheimischen schon vor der offiziellen wissenschaftlichen Bestätigung. Sie glaubten, dass es einen bodenlosen Abgrund gebe, der entweder zum offenen Ozean oder in die Unterwelt führt. Es heißt, dass oberhalb dieser Stelle ein Wasserstrudel auf der Oberfläche des Sees erscheint, in dem vorbeifahrende Boote stecken bleiben würden. In den 1930er Jahren konnte erstmals mehr oder weniger genau die Tiefe des Sees berechnet werden, die dann ständig aktualisiert wurde. Es stellte sich heraus, dass die durchschnittliche Tiefe des Baikalsees 740 Meter beträgt, aber es gibt lokale Grundbrüche mit Tiefen von bis zu 1642 Metern und zwar genau an der Stelle, die von den Legenden beschrieben wurde – der „bodenlose Abgrund“ befindet sich an der Stelle einer tektonischen Verwerfung.
Der Blick aus dem Weltraum.
NASAWissenschaftler streiten sich noch immer über das Alter des Baikalsees. Die Haupttheorie spricht von 25-35 Millionen Jahren, aber einige sagen, er sei etwa 150.000 Jahre oder gar nur 8.000 Jahre alt. Auch über seinen Ursprung scheiden sich die Geister – war hier einst ein Vulkan oder handelt es sich um die Folgen eines Magmaflusses im Erdmantel? Es ist bekannt, dass bereits im 2. Jahrhundert v.u.Z Menschen um diesen See herum lebten, und zwar verschiedene Völker. Aber sie hatten für den See sehr ähnliche Namen: „Bai“ bedeutet in vielen Sprachen „groß, mächtig“. Im Burjatischen bedeutet „Baigal-dalai“ „große Wasserfläche, wie ein Meer“; im Jakutischen bedeutet „baihal“ „großes, tiefes Wasser“. Einer Legende zufolge entstand der Baikalsee an der Stelle eines „feuerspeienden Berges“, d. h. eines Vulkans, und sein Name bedeutet „stehendes Feuer“.
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