- Stadt an der Newa
St. Petersburg ist die größte Stadt an den Ufern der Newa, und ihre Geschichte ist eine Geschichte über die Zähmung des Wassers durch den Menschen. In drei Jahrhunderten wurden in der Stadt über 300 Überschwemmungen verzeichnet. Die verheerendsten ereigneten sich 1824 (das Wasser stieg bis zu 421 cm) und 1924 (bis zu 380 cm). Heute wird die Stadt durch ein System von Dämmen und hydrotechnischen Anlagen vor dem Hochwasser geschützt.
Übrigens: St. Petersburg liegt auf 33 Inseln! Erfahren Sie hier mehr darüber.
- Grad Petrow (dt.: Peters Stadt)
Dies ist eine beliebte Umschreibung des Dichters Alexander Puschkin, die an den Gründer der Stadt, Peter den Großen, erinnert. Er errichtete 1703 eine Festung auf den Gebieten, die er zu Beginn des Großen Nordischen Krieges (1700-1721) von den Schweden zurückerobert hatte. In den Jahren 1712-1714 verlegte der Zar seinen Verwaltungssitz in das sich sehr dynamische entwickelnde Petersburg: Es war ein einzigartiger Fall, dass die Hauptstadt eines Staates neun Jahre lang offiziell auf dem Gebiet eines anderen Staates lag. Die eroberten Gebiete wurden erst 1721, nach dem Ende des Krieges und der Unterzeichnung des Vertrags von Nystadt, de jure russisch.
Der Monarch benannte die Stadt nach seinem Schutzpatron im Himmel, dem Heiligen Petrus, aber im Laufe der Zeit wurde sie mit Peter dem Großen selbst in Verbindung gebracht.
In diesem Artikel räumen wir mit den Mythen über den Bau von St. Petersburg auf.
- Das Fenster nach Europa
Peter der Große hatte am Ende des Großen Nordischen Krieges nicht nur Russlands Zugang zur Ostsee geschaffen. St. Petersburg wurde nach europäischen städtebaulichen Mustern als Hafenstadt errichtet. Mit dem Bau der Stadt integrierte Peter das Land in den europäischen Kultur- und Wirtschaftsraum.
Puschkin verwendete in seinem Gedicht Der eherne Reiter die Metapher ein Fenster nach Europa, und auf seine Anregung hin wurde der Ausdruck zu einem geflügelten Wort:
Hier wird eine Stadt gebaut
Trotz des hochmütigen Nachbarn.
Hier sind wir von Natur aus dazu bestimmt
Ein Fenster nach Europa zu haben,
Um fest am Meer zu stehen.
- Petrograd
Aus St. Petersburg wurde 1914 Petrograd: Nach dem Eintritt Russlands in den Ersten Weltkrieg begannen die Behörden, sich von allem „Germanischen“ zu trennen, und der Name der Hauptstadt wurde ins Russische „übersetzt“. Im Jahr 1924 wurde er erneut geändert, aber auf dem Stadtplan sind immer noch die Petrograder Insel und der historische Stadtteil Petrogradskaja Storona (dt.: Petrograder Seite)verzeichnet.
- Leningrad
Die Stadt wurde nach dem 1924 verstorbenen Wladimir Lenin Leningrad genannt. Sie trug den Namen des Führers der russischen Revolution bis 1991. Nach dem Zusammenbruch der UdSSR wurde der historische Name wiederhergestellt. Die an die Stadt angrenzende Region heißt jedoch weiterhin Leningradskaja Oblast, ebenso wie einige Einrichtungen, z. B. der Leningrader Zoo in St. Petersburg und der Leningrader Bahnhof in Moskau.
- Stadt der drei Revolutionen
Diese Bezeichnung setzte sich in der Sowjetzeit durch, als die Revolution als Prolog zur Gründung der UdSSR in den Vordergrund gerückt wurde.
Der Name verweist auf:
- die erste Russische Revolution von 1905-1907, die zur Entstehung der Staatsduma in Russland und zu demokratischen Freiheiten für die Bevölkerung führte;
- die Februarrevolution von 1917, die zum Sturz der Monarchie führte;
- die sozialistische Oktoberrevolution von 1917, die die Bolschewiki an die Macht brachte.
Als Hauptstadt war St. Petersburg die Wiege zahlreicher Streikbewegungen, Massenproteste, bewaffneter Aufstände und Revolten, die sich über das ganze Land ausbreiteten.
- Kulturhauptstadt und nördliche Hauptstadt
Im 18. und 19. Jahrhundert war die Stadt das Zentrum des kulturellen und politischen Lebens Russlands. Im Jahr 1918 wurde die Hauptstadt von St. Petersburg nach Moskau verlegt. Dennoch wird St. Petersburg in der Öffentlichkeit aufgrund seiner besonderen Stellung in der Vergangenheit oft als Hauptstadt bezeichnet und zwar als nördliche (aufgrund seiner Lage nördlich von Moskau) oder als Kulturhauptstadt.
Es wird vermutet, dass der erste Präsident Russlands, Boris Jelzin, die Stadt zur Kulturhauptstadt ernannte, als er 1997 den fünften Knopf der TV-Fernbedienung, der seit jeher St. Petersburg zugeordnet war, an den in Moskau ansässigen Sender Kultura übertrug. Heute ist der Begriff Kulturhauptstadt bereits ein Markenzeichen.
- Die Stadt der Weißen Nächte
Weiße Nächte kann man in Russland nicht nur in St. Petersburg erleben, aber hier sind sie am schönsten! Die milde Sommerdämmerung schafft eine romantische Atmosphäre für Spaziergänge entlang der Ufer und Schifffahrten auf den Flüssen und Kanälen.
Die Saison der Weißen Nächte dauert von der letzten Maiwoche bis Mitte Juli. Die beliebtesten Veranstaltungen in der Stadt sind der Tag der Stadt (am 27. Mai) und das Fest der Schul- und Hochschulabsolventen Alýje Parusá (dt.: Rote Segel) am dritten Wochenende im Juni, wenn die Zweimastbrigg Rossija ihren großen Auftritt auf der Newa hat.
- Venedig des Nordens
Der französische Schriftsteller und Reisende Theophile Gautier, der die russische Hauptstadt Mitte des 19. Jahrhunderts zweimal besuchte, soll der Urheber dieses Vergleichs zwischen Venedig und St. Petersburg gewesen sein.
Es gibt tatsächlich Gemeinsamkeiten: Beide Städte liegen auf Inseln, die durch eine Vielzahl von Brücken miteinander verbunden sind, und hatten im Laufe ihrer Geschichte mit Überschwemmungen zu kämpfen. Beide sind Denkmäler des kulturellen und historischen Erbes von weltweiter Bedeutung. Allerdings wurde St. Petersburg von Peter dem Großen nicht nach dem Vorbild Venedigs, sondern nach dem Vorbild Amsterdams, damals ein wichtiges europäisches Wirtschafts- und Kulturzentrum, entworfen.
- Nördliches Palmyra
Im Jahr 1751 unternahmen die Engländer James Dawkins und Robert Wood eine Expedition zu den Ruinen von Palmyra. Ihre Artikel über die antike Stadt und die Herrscherin des Königreichs Palmyra, Zenobia, wurden in Europa sehr populär.
Das Bild der ehrgeizigen Königin, die eine mächtige Armee aufbaute und die Kultur förderte, erregte die Aufmerksamkeit der russischen Kaiserin Katharina II. und sie wurde als baltische Zenobia bzw. die Hauptstadt als Nördliches Palmyra bekannt.
In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts (während der Regierungszeit Katharinas II.) gewannen in Russland die Ideen des Klassizismus, die sich an der Antike orientierten, an Popularität, und der Vergleich von St. Petersburg mit Palmyra setzte sich durch.