Diese Russen fuhren mit einem sowjetischen Auto über Eisstraßen in den Hohen Norden

Alexej Schiruchin
Selbst mit einem modernen und gut vorbereiteten Auto ist das Fahren durch das winterliche Polargebiet und den Fernen Norden schwierig und riskant. Aber diese vier Männer machten einen Arktis-Urlaub in einem alten sowjetischen Moskwitsch und haben nicht nur überlebt, sondern auch jede Menge Spaß gehabt.

Die nördliche Schönheit Russlands zu sehen, ist der Traum vieler Reisender. Grenzenlose Weiten, in denen nur gelegentlich nomadische Rentierzüchter mit ihren Herden anzutreffen sind, breite Flüsse, die ein halbes Jahr lang vom Eis eingeschlossen sind, auf Permafrost gebaute Städte. Die meisten dieser Orte sind nur mit dem Flugzeug oder im Winter mit dem Auto zu erreichen, wenn die Flüsse und der sumpfige Boden gefrieren und sich in Eisstraßen verwandeln. Ein gravierender Nachteil einer solchen Reise sind die Außentemperaturen von minus 40 Grad und weniger sowie das Fehlen der üblichen Infrastruktur entlang der Straßen wie Hotels und Tankstellen. Natürlich fahren Menschen auf den Eisstraßen – es gibt Lastwagen, Überlandbusse und normale Autos. Aber niemand fährt länger Strecken ohne spezielle Ausbildung.

Die befreundeten Reisenden Alexej Schiruchin (aus Samara), Alexander Jelikow (aus Twer), Dmitrij Gostinschtschikow (aus Tscherepowez) und Natalia Schipowskaja (aus Moskau) fassten den Plan zu zeigen, dass man das Polargebiet und den Hohen Norden auch ohne riesige Ausgaben und einen super coolen Geländewagen bereisen kann.

Mit ihrem grünen 1981er Moskwitsch, den sie für nur 70.000 Rubel (etwa 700 Euro) gekauft hatten, fuhren sie direkt in den Norden. Zugegeben, vor der Reise hatten sie dem Auto zumindest eine Wärmeisolierung (mit Teppichboden) verpasst.

Das Team startete vom Roten Platz in Moskau.

Man kann mit Fug und Recht behaupten, dass zwei der vier Enthusiasten gut auf dieses Abenteuer vorbereitet waren. Alexej (39), ein Unternehmer aus Samara, bloggt seit langem über Reisen in die Arktis und war schon mehr als einmal mit verschiedenen Autos dort unterwegs. Alexander (45), geboren in dem im Hohen Norden gelegenen Novyj Urengoj, von Beruf Automechaniker und Lastwagenfahrer, ist Arktisführer und hat an zahlreichen extremen Expeditionen teilgenommen. Er reiste zweimal bis zur nördlichsten Siedlung in Russland, Dikson (73° 30′). Und zusammen mit Alexej fuhren sie mit dem Geländewagen zum Kap Tscheljuskin, dem nördlichsten Punkt unseres Kontinents.

Natalia (58) ist jetzt im Ruhestand. Sie hat vor ein paar Jahren den Krebs besiegt und beschlossen, dass es Zeit war zu reisen. Sie fand Alexej in den sozialen Netzwerken und wurde Teil des Teams.
Der jüngste Teilnehmer ist Dmitrij (26 Jahre alt) – seine Liebe für den Norden hat gerade erst begonnen.

Wir haben unterwegs alle Wintersportler mitgenommen und einen Moschusochsen gesehen

Moskwitsch in Archangelsk.

Sie starteten am 3. Dezember am Roten Platz in Moskau. Zunächst fuhren sie 1.200 km auf der Cholmogory-Autobahn und erreichten Archangelsk, eine der wichtigsten Städte des russischen Nordens mit Holzarchitektur. Hier verbrachten sie mehrere Tage und besuchten unter anderem das Museum Malyje Korely, gingen entlang des Ufers der Nördlichen Dwina spazieren und fuhren auf dem Eis des Weißen Meeres Motorschlitten.

Und dann ging es auf den Straßen des Hohen Nordens nach Osten. Es waren bereits minus 35 Grad draußen, aber das Auto sprangt ohne Probleme an! Und dann ging es los: durch die Republik Komi, die Region Perm, die Oblaste Nowosibirsk, Kemerowo, Irkutsk und von dort auf der Eisstraße nach Jakutien – durch die Städte Mirnyj und Udatschnyj. Pannen gab es täglich.

„Wir bauten den Kühler aus, zogen die Triebradwelle heraus und wechselten die Naben aus. Alle möglichen Teile fielen ab und wir bauten sie mit Blechschrauben, Klebeband und Draht wieder ein“, berichtete Alexej.

Das nördlichste Dorf in Jakutien

Die Eisstraße Ust-Kut – Mirnyj, eine der schwierigsten des Landes, führt nach Jakutien, der kältesten Region Russlands. „Auf der 1.100 km langen Strecke gab es keine Tankstellen, nur ein paar Pikets (Saison-Cafés). Benzinkanister standen sogar zu unseren Füßen“, erzählte mir Alexej.

In den Raststätten konnten sie nicht nur zu Mittag essen, sondern auch in die Banja gehen, was sehr angenehm war. Unterwegs begegneten sie Wölfen, Vielfraßen, Rentieren, Elchen und sogar einem Moschusochsen. Und natürlich sahen sie unglaubliche Nordlichter. Aber sie begegneten keinem einzigen Bären – die halten ja zu dieser Zeit Winterschlaf.

Die Eisstraßen in Jakutien verbinden die entlegensten Gebiete und erstrecken sich über Tausende von Kilometern. Die Reisenden beschlossen, zum nördlichsten Dorf des Fernen Ostens, Jurjung-Chaja (72° 48′), zu fahren – eine Reise von weiteren tausend Kilometer auf der Eisstraße entlang des Flusses Anabar. Unterwegs hielten sie in jeder Siedlung: Oljonok, Schilinda, Saskalach. Dort war ihr grüner Moskwitsch eine echte Sensation. Solche Autos sieht man im Hohen Norden selten!

Ankunft im Dorf Jurjung-Chaja.

„Wir wollten zum nördlichsten Punkt Jakutiens und des Fernen Ostens, dem Kap Paksa, aber dorthin sind wir mit einem Trekol, einem 2,5 Tonnen schweren Geländewagen, gefahren, weil es da nicht einmal Eisstraßen gibt, sondern nur verschneiten jungfräulichen Boden“, berichteten die Reisenden.

Erschwingliche Arktis

Die Sommerreise von Moskwitsch. Das Foto in der Nähe der Polarkreisstele.

Dies ist bereits die dritte Autotour mit dem Moskwitsch durch den Hohen Norden. Letztes Jahr fuhren sie im Winter und im Sommer nach Jamal, unter anderem nach Salechard und Novyj Urengoj. Sie besuchten nomadische Rentierzüchter, sahen die legendäre verlassene Transpolareisenbahn und ein super-tiefes Bohrloch.

„Unser Hauptziel ist es, erschwinglichen Tourismus zu praktizieren. Man kann mit dem einfachsten Auto durch Russland, ja sogar durch das Polargebiet reisen. Man braut dazu keinen coolen SUV und muss nicht Millionen von Rubeln ausgeben. Wir haben es in einem Moskwitsch für 70.000 Rubel geschafft“, sagt Alexej.

Moskwitsch in Salechard, der einzigen Stadt am Polarkreis.

Sie fuhren mit den Karten, die sie im Voraus heruntergeladen hatten. Alle Eisstraßen sind auf der Karte eingezeichnet, und es ist schwierig, sich auf einer solchen Straße zu verfahren, denn sie ist weit und breit die einzige und führt strikt nach Norden.

„Hallo an die Polarforscher“ steht auf der Stele.

Die gesamte Tour dauerte etwa eineinhalb Monate. Die Reisenden kehrten mit dem Flugzeug nach Hause zurück und ließen den Moskwitsch in Mirnyj zurück. Sie planen, im Sommer wiederzukommen und ihm und sich selbst die Schönheiten von Jakutien zu zeigen.

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