Warum sich Investitionen in Russland lohnen - drei Meinungen indischer Geschäftsleute

Während die Gründung eines Unternehmens in der Regel keine leichte Aufgabe ist, beweist dieses Trio von indischen Geschäftsmännern, dass es in Russland durchaus lohnenswert sein kann.

Vikram Punia, Pharmasyntez

Pharmasyntez ist eines der am schnellsten wachsenden und größten Pharmaunternehmen in Russland. Es wurde 1997 in Irkutsk von einem 18-jährigen Studenten aus Indien ins Leben gerufen. Vikram Punia aus Jaipur studierte Medizin, als er von einem Austauschprogramm mit Russland erfuhr, und beschloss, es auszuprobieren. Da das Stipendium nicht sehr groß war, arbeitete er neben seinem Studium und verkaufte, von Damenstrumpfhosen bis hin zu Bier, alles.

Schließlich begann er, der Regierung von Irkutsk Medikamente zu liefern und verdiente dabei seine erste Million. Später investierte er dieses Geld zusammen mit Partnern in ein eigenes Unternehmen, das in den letzten 20 Jahren enorm gewachsen ist, sodass es nun fünf Fabriken besitzt, die 50 Prozent aller Antituberkulotika und 45 Prozent aller antiretroviralen Medikamente in Russland herstellen.

„1997 nahm ich mein gesamtes Geld, traf Vereinbarungen mit der Bank und der Verwaltung, zog Projektplaner hinzu und habe in Irkutsk mit dem Bau eines Pharmawerks begonnen. Der Bau der Fabrik hat zwei Jahre gedauert, und dann begannen wir, Medikamente zur Behandlung von Tuberkulose herzustellen. Ich habe mein Geld ziemlich schnell zurückbekommen“, erinnert sich Punia. Sein Unternehmen musste dennoch „mehrere Krisen, Ausbauten, dunkle Machenschaften und Rückschläge“ durchmachen.

Schließlich gab Punia seine indische Staatsangehörigkeit auf, nahm die russische an, zog nach Moskau und kaufte die Unternehmensanteile seiner Partner. Im Jahr 2017 erhielt er eine russische Staatsmedaille für seine Leistungen in der Wirtschaft und wurde Mitvorsitzender des Geschäftsrates für Russland-Indien.

Diejenigen, die in Russland Geschäfte machen wollen, sollten ein paar Dinge im Kopf behalten, sagt Punia. Es sei wichtig, eine gute Geschäftsidee zu haben, offen zu sein und nicht versuchen zu wollen, die Geschäftspartner zu betrügen. Scheuen Sie sich auch nicht vor Herausforderungen und versuchen Sie, sich in die russische Gesellschaft zu integrieren. „Es ist wichtig zu versuchen, die russische Mentalität zu verstehen. Russische Menschen sind offen, direkt und aufrichtig. Es ist auch wichtig, zu jedem, mit dem Sie zusammenarbeiten, ein gutes Verhältnis aufzubauen. Das bedeutet natürlich nicht, dass Sie Ihre ganze Zeit damit verbringen müssen, Wodka in der Banja zu trinken“, erklärt Punia.

Johnny Manglani, Uomo Collezioni

Johnny Manglani kam 1983 mit 18 Jahren nach Moskau - mit nur 400 Dollar (etwa 340 Euro) in der Tasche und ohne ein Wort Russisch zu sprechen. Er träumte davon, eine Schneiderei zu gründen, die in Italien hergestellte Anzüge verkaufte, und in Russland sah er dafür eine Nische. Zu dieser Zeit konnten Diplomaten und Geschäftsleute keine Anzüge kaufen, weil es in Moskau keine Boutiquen gab, die Geschäftskleidung anboten. Also füllte Manglani diese Lücke.

Als seine Firma Uomo Collezioni wuchs, musste auch er mehrere Hindernisse überwinden, wie zum Beispiel die gelegentliche Nichteinhaltung von Fristen durch italienische Schneider und betrügerische Partner. Seit 1998, als er seine erste Boutique eröffnete, wuchs das Unternehmen stetig, welches jetzt bereits sechs Läden in Moskau und einen in Sankt Petersburg hat.

„Ich habe meine Entscheidung, nach Russland zu kommen, nie bereut“, sagte Manglani gegenüber Russia Beyond. „Ich hatte großes Glück, hierher zu ziehen und hier auch die Liebe meines Lebens zu finden. Ich kann bloß sagen, dass nur diejenigen, die es wagen, den ersten Schritt zu machen, in der Lage sein werden, den kompletten Weg zu gehen. Jedes private Unternehmen verursacht eine große Menge an Arbeit, konstanten Stress, und Sie müssen stets auf alle Rückschläge vorbereitet sein. Aber es ist besser, seinen Talenten nachzugehen und den Moment zu nutzen, als eine verpasste Chance zu bereuen.“

Debesh Sharma, Azent

Das perfekte Hotel für einen Aufenthalt in einer neuen Stadt zu finden kann ein wahrer Albtraum sein. Die Fotos spiegeln oft nicht die Realität wider oder ein Zimmer kann sich als totale Abzocke herausstellen. Ein indischer Unternehmer beschloss, diese Situation zu ändern, nachdem er während einer Geschäftsreise nach Russland etwa 255 Euro für ein Hotelzimmer bezahlt hatte. Im September 2015 hat er schließlich Azent gegründet, eine Suchmaschine für Touristen und Geschäftsleute, um die besten und günstigsten Hotels in Russland zu finden. Die Plattform selbst startete Mitte 2017.

Mit einem Startkapital von etwa 186 000 Euro baute Sharma sein Start-up von Grund auf neu: Mitarbeiter finden, kostenlose Schulungen, Kontakte in der russischen Tourismusbranche und zu Dutzenden von russischen Privathotels knüpfen, und viele von ihnen dazu anregen, ihr Serviceniveau zu verbessern, und Buchungen von seiner Plattform aus anzubieten.

„Ich habe nur etwa 30 Minuten gebraucht, um mein russisches Bankkonto zu eröffnen und habe meine Firma innerhalb weniger Tage registriert. Das einzige, was Zeit brauchte, war die Einladung für ein Visum als hochqualifizierter Spezialist, das jedoch auch nur drei bis vier Wochen dauerte“, sagte Sharma gegenüber Russia Beyond. Er fügte hinzu, dass er sich in dem Land nie als Außenseiter gefühlt habe und nie Bestechungsgelder zahlen musste, während er Geschäfte machte.

„Während meiner vielen Jahre hier hatte ich stets gute Beziehungen zu unseren russischen Partnern und auch sehr vielversprechende und positive Beziehungen zu Beamten“, fuhr er fort.

Jetzt arbeitet sein Unternehmen mit 130 russischen Hotels in Großstädten wie Moskau, Sankt Petersburg, Sotschi und Kasan zusammen und er hat bereits große Pläne für die Expansion in die GUS-Gebiete.

Azent erhält 15 Prozent Provision bei Buchungen über die Website und bietet eine volle Rückerstattung an, wenn ein Kunde mit dem Service des Hotels nicht zufrieden ist. Nach über sechs Monaten Arbeit gab es bisher keine Beschwerden und Azent verdiente mit 500 Buchungen rund 2 000 000 Rubel, also etwa 27 000 Euro - eine bescheidene Zahl, aber wie Sharma sagt, verdoppeln sich die Einnahmen monatlich, so dass er optimistisch ist, dass es sich bald rentieren wird.

Seiner Meinung nach ist das Geheimnis, um ein Unternehmen zu gründen und Geschäfte in Russland zu machen, zu verstehen, dass Russland ein Land mit eigenen Regeln ist. „Erkennen und respektieren Sie diese Tatsache. Wenn Sie in Russland sind, machen Sie es wie die Russen“, empfiehlt er und bemerkt, dass es in Russland tatsächlich einfacher ist, Geschäfte zu machen, als in Indien. „Der Schlüssel ist, die Geschichte dieses großartigen Landes zu verstehen - es wird Ihnen zugutekommen. Und lernen Sie unbedingt Russisch.“

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