Das Pipeline-Projekt „Kraft Sibiriens“ ist nach Ansicht (rus) einiger russischer Experten wahrscheinlich der deutlichste Beweis für Russlands Schwenk in Richtung Osten.
Die Staats- und Regierungschefs beider Länder sind überzeugt, dass der Beginn der russischen Gaslieferungen an China die Zusammenarbeit im Energiebereich qualitativ auf ein neues Niveau heben und den bilateralen Handel bis 2024 auf 180 Milliarden Euro anwachsen lassen wird. Für den russischen Gazprom-Konzern eröffnet sich ein neuer Markt und diversifiziert zugleich die Exportmärkte.
„Für Russland ist dieses Projekt nicht nur für den Export wichtig, sondern auch, weil es die Amur-Aufbereitungsanlage mit Gas versorgt, die zu einer der größten der Welt werden wird“, sagte (eng) der russische Präsident Wladimir Putin in seiner Rede zur Eröffnung der Pipeline. Dabei ist das Potenzial für die sozioökonomische Entwicklung in den Regionen, durch die die Pipeline verläuft, noch gar nicht berücksichtigt.
China ist einer der größten Energieverbraucher der Erde und will Kohle durch umweltfreundlicheres Erdgas ersetzen. Nach Prognosen von Branchenkennern soll der Gasverbrauch in China von 307 Milliarden Kubikmetern in diesem Jahr auf 510 Milliarden Kubikmeter bis 2030 steigen (eng). Russland wird dazu seinen Beitrag leisten.
Für beide Länder ist es ein Win-Win-Projekt. Schon 2014 haben der russische Energieriese Gazprom und die China National Petroleum Corporation (CNPC) einen 30-Jahres-Vertrag über die Lieferung von 38 Milliarden Kubikmetern Gas unterzeichnet. Der Deal ist geschätzte 360 Milliarden Euro wert.
Am 2. Dezember 2019, nach fünfjähriger Bauzeit, wurde der nördliche Teil der Pipeline in Betrieb genommen, der im ersten Jahr fünf Milliarden Kubikmeter Gas liefern und bis 2025 die volle Kapazität erreichen wird. „Der 2014 geschlossene Liefervertrag zwischen unseren Staaten war das größte Abkommen in der Geschichte der heimischen Gasindustrie. Die Erdgasleitung ‚Kraft Sibiriens‘ wird in 30 Jahren mehr als eine Billion Kubikmeter Erdgas nach China transportieren“, so Wladimir Putin.
Die Gesamtlänge (eng) der Pipeline beträgt auf russischer Seite rund 3.000 Kilometer und in China noch einmal 5.111 Kilometer. Sie verläuft durch die Region Irkutsk, die Republik Sacha (Jakutien) und die Region Amur, durch sumpfige, bergige, seismisch aktive, felsige Gegenden und Permafrostgebiete.
Es herrschen extreme Umweltbedingungen, bei denen die Temperaturen auf minus 40 bis 60 Grad Celsius fallen können. Um die Umweltbelastung gering zu halten, wollte Gazprom die Pipeline vor allem durch spärliche Waldgebiete und abgebrannte Wälder führen.
Der Bau dauerte fünf Jahre. Fast 10.000 Arbeiter waren im Einsatz, die 130.000 Rohrabschnitte mit unterschiedlichen Durchmessern und einem Gewicht von über 1,8 Millionen Tonnen verlegt haben. Zwar gibt es noch keine endgültigen offiziellen Zahlen zu den Gesamtkosten, doch ein Gazprom-Vertreter beziffert (rus) diese auf 1,1 Billionen Rubel (etwa 15,5 Milliarden Euro).
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