Moet Hennessy „schäumt“ wegen Russlands neuem „Champagner“-Gesetz

Sergei Bobylev/TASS
Das französische Unternehmen sagte, dass es aufgrund des neuen Gesetzes den Export von Champagner nach Russland einstellen werde. Aber russische Beamte haben die Reaktion des Unternehmens bereits scharf kritisiert.

Am 2. Juni schickte Moet Hennessy Distribution Rus an seine Partner einen Brief, in dem das Unternehmen ankündigte, den Versand seines Champagners nach Russland einzustellen. Der Brief des Unternehmens wurde auf Facebook von Olga Sokolowa gepostet, einer Top-Managerin der russischen Alkoholvertriebsfirma Vinicom.

„Am 23. Juni 2021 verabschiedete der Föderationsrat der Russischen Föderation ein Gesetz [...]. Unter anderem wurde der Begriff ,schampanskojeʻ entfernt und dessen Verwendung nur in Bezug auf ,russkoje schampanskojeʻ erlaubt, der auf dem Territorium Russlands produziert wird. Das Gesetz verpflichtet die Hersteller von Schaumweinen aus der französischen Region Champagne, ihr Produkt in ,Schaumweinʻ umzubenennen“, heißt es in dem Schreiben, das vom regionalen Verkaufsleiter des Unternehmens S. Artemenko unterzeichnet ist.

Der Brief kündigte auch an, dass Moet Hennessy den Versand an alle seine Kunden und Vertriebsnetze in Russland einstellen werde. Trotzdem unterzeichnete der russische Präsident das Gesetz am 2. Juli.

Am 4. Juli zog Moet Hennessy jedoch seine vorherige Ankündigung zurück und sagte, dass es seine Produkte als „Schaumweine“ kennzeichnen werde, um dem neuen Gesetz zu entsprechen und den Versand nach Russland wieder aufzunehmen.

Die gesetzlichen Änderungen führten zu einer „sehr kurzzeitigen Aussetzung der Lieferungen, um sich aus logistischer und regulatorischer Sicht anzupassen“, zitierte Bloomberg einen Vertreter der Marke. 

Obwohl sich der Konflikt zu entspannen schien, nahmen sich Internetnutzer aus Russland auf Twitter dem Thema an, um das neue Gesetz zur Unterstützung ausländischer Schaumweinproduzenten zu kritisieren.

„Wir müssen Kuban [eine bedeutende Weinbauregion in Russland] nur in Champagne umbenennen und alles wird logisch“, postete ein Nutzer. 

„In Analogie zum Champagner brauchen wir jetzt ein Gesetz, damit nur in Russland produzierte Autos Mercedes heißen dürfen. Deutsche Autos müssen Autos aus ausländischer Produktion genannt werden“, stichelte der User noch einmal gegen den Gesetzgeber.

„Russland wird die Verwendung des Begriffs Film nur in Bezug auf Filme erlauben, die in Russland gedreht werden. Filme, die in Hollywood gedreht werden, sollten Amateurfilmproduktionen genannt werden“, scherzte ein anderer Nutzer auf Twitter

Die russischen Mitglieder der Winzergemeinschaft begrüßen jedoch weder den Aufschrei des französischen Unternehmens noch den Humor.

Bevor Moet Hennessy seine Entscheidung, den Versand von Champagner an seine Kunden in Russland zu stoppen, zurückzog, sagte Leonid Popowitsch, der Präsident der Vereinigung der Winzer und Weinbauern, die Entscheidung des Unternehmens käme einer „Erpressung“ gleich.

„Das ist seltsam, denn niemand verbietet ihnen, ihre Produkte Champagner zu nennen. Und wir zwingen sie auch nicht, es Sekt zu nennen“, wurde Popowitsch zitiert.

„Wir zwingen niemanden, alkoholische Getränke anders zu benennen, als dies der Hersteller selbst tut. Wir bitten [die Hersteller] lediglich darum, die Übereinstimmung mit den russischen Standards für Schaumwein nachzuweisen und dies auf dem Etikett anzugeben“, stellte Popowitsch klar

Der Funktionär betonte, dass das Gesetz ausländischen Herstellern nicht verbiete, ihre Produkte auf den Flaschenetiketten als Champagner zu kennzeichnen. 

Der Vorstandsvorsitzende der ÖAG Abrau-Durso Pawel Titow schlug in seinem Kommentar zum neuen Gesetz und der Kritik von Moet Hennessy daran einen versöhnlichen Ton an.

„Das Gesetz berührt ausschließlich ethische Verhaltensweisen und Verstöße gegen den internationalen Verhaltenskodex der Weinwirtschaft. In der Realität gibt es keine neuen Barrieren. Die einzige Anforderung ist eine neue Zertifizierung, eine Verbrauchssteuerkennzeichnung. Wir Winzer haben einen Moralkodex. Wir verstehen, dass der Begriff Champagner den Winzern der Champagne gehört“, erklärte der Geschäftsmann.

Bisher ist noch nicht ganz klar, wie sich das Gesetz auf die Kennzeichnung von Schaumweinen ausländischer Herkunft in der Praxis auswirken wird. Doch die russischen Kunden werden es bald erfahren, da Moet Hennessy die Anpassungen abschließt, bevor neue Flaschen nach Russland geliefert werden.

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