Stolichnaya: Die Geschichte des legendären Premium Wodkas

John Glen/Eon Productions, 1985
PepsiCo brachte in den 1970er Jahren russischen Wodka in die Supermärkte der USA.

„Stolichnaya“ oder „Stoli“ fällt einem als erstes ein, wenn es um russischen Premium Wodka geht. Im In- und Ausland ist er beliebt. Doch um ihn tobt ein erbitterter Markenrechtsstreit. 

Von der UdSSR in die USA 

„Stolichnaya“ ist nicht nur eine der bekanntesten, sondern auch eine der ältesten Wodka-Marken in Russland. Die exakte Geburtsstunde ist nicht bekannt, irgendwann zwischen 1938 und 1953. Der aktuelle Markeninhaber Sojuzplodimport nennt das Jahr 1938. Damals hätten Destilleriemeister das Rezept des exklusiven Wodkas aus Weizen und Roggen erfunden. Laut Sojuzplodimport sollen die ersten Flaschen „Stolichnaya“ 1941 im belagerten Leningrad abgefüllt worden sein. Die Massenproduktion startete 1943. 

Das Moskauer Staatliche Weinlager Nr. 1 widerspricht dieser Version. Demnach soll „Stolichnaya“ 1940 vom Ingenieur Wiktor Grigorjewitsch Swirida kreiert worden sein. Auch andere Quellen nennen ihn als „Vater“ des beliebten Getränks.  

Dieser Wodka war im Vergleich zu anderen Sorten schon immer eher hochpreisig. Nach der Finanzreform im Jahr 1961 kostete er drei Rubel und zwölf Kopeken, was damals sehr viel war. „Stolichnaya“ war ein Premium Wodka und nur für diejenigen, die ihn sich leisten konnten. 

1954 konnte er in Blindverkostungen geschmacklich den beliebten „Smirnoff“ schlagen. Er erhielt eine Reihe internationaler Auszeichnungen, darunter eine Goldmedaille im Jahr 1958 auf der Brüsseler Expo. Im Jahr 1963 gab es Gold auf der Leipziger Messe. 

„Stolichnaya“ war 1972 der erste Premium Wodka, der auf dem US-Markt eingeführt wurde. Das US-amerikanische Unternehmen PepsiCo tauschte das Konzentrat für seinen Softdrink und Produktionskapazitäten gegen das exklusive Verkaufsrecht in den Staaten. Das war ein Aufstieg für „Stolichnaya“. „Nur Wodka aus Russland ist russischer Wodka“ lautete der Werbeslogan. „Stoli“ wurde zu einem Symbol Russlands in den USA und sicherte der UdSSR Gewinne in Millionenhöhe. Bis 1990 wurde „Stolichnaya“-Wodka in 90 Länder exportiert.

Kampf um die Markenrechte 

Mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion und dem sich anschließenden Chaos hörte das Markenzeichen „Stolichnaya“ auf zu existieren. 1991 war der Name ohne Schutz durch die zuständige Behörde Gospatent. Jeder konnte unter dem Namen Wodka verkaufen. Qualitätsstandards musste er nicht erfüllen. 

Mitte der 1990er Jahre änderte sich das und der Name wurde wieder zur geschützten Marke unter der Kontrolle des damaligen staatlichen Unternehmens Sojuzplodoimport. So weit so gut, doch dann trat Juri Scheffler auf den Plan. 

1997 gründete er eine Firma mit dem fast gleichen Namen - Sojuzplodimport , erwarb die Rechte am Namen „Stolichnaya“ sowie an einigen andere Marken, die damals nicht viel wert waren, und verkaufte sie weiter an sein Unternehmen Spirits International in den Niederlanden, das später S.P.I. hieß. Die Produktion von „Stolichnaya“ wurde so international. 

Scheffler sah sich im Laufe der Jahre in Russland mit verschiedenen Gerichtsverfahren konfrontiert. 2001 musste er sogar das Land verlassen. Doch mit der Marke „Stolichnaya“ und anderen altbekannten russischen Markennamen scheffelte Scheffler weiter Millionen.

In den letzten 20 Jahren haben Sojuzplodoimport und der im Exil lebende Milliardär auch vor ausländischen Gerichten um die Rechte für „Stolichnaya“ gekämpft. 2018 entschied ein niederländisches Gericht, dass die Rechte bei Sojuzplodoimport liegen. S.P.I. sollte alle seit 1999 auf dem Benelux-Markt erzielten Gewinne zurückzahlen. Scheffler legte dagegen Berufung ein, die jedoch im Januar dieses Jahres abgelehnt wurde

Ein positives Zeichen für Russland, aber ein Ende der Auseinandersetzung ist dennoch nicht in Sicht. S.P.I. besitzt bis heute in 13 EU-Ländern die Rechte an der Marke „Stolichnaya“. 

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