Genies, die kaum jemand kennt. Oder haben Sie schon Mal von diesen russischen Erfindern gehört?

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JEKATERINA SINELSCHTSCHIKOWA
Steve Wozniak, Mark Zuckerberg, Elon Musk – welche Russen könnte man mit ihnen vergleichen? Wir schauen auf die, ohne die wir nicht wüssten, wie unser Universum aufgebaut ist und wo die materielle Welt endet. Lernen Sie die russischen Genies kennen.

Grigori Perelman: Ein Einsiedler, der das Universum entschlüsselt hat

Stellen Sie sich vor, Sie sind die intelligenteste Person der Welt und haben eines der sieben Probleme des Millennium-Preises in der Mathematik gelöst. Die wissenschaftliche Gemeinschaft hat sich dafür entschieden, Ihnen einen mit einer Million Dollar dotierten Preis zu verleihen. Wenn Sie diesen Preis ablehnen, sich in Ihrem Haus verbarrikadieren und nicht ans Telefon gehen, dann sind Sie Grigori Perelman.

Perelman hatte seinen Beweis für die Poincaré-Vermutung bereits im Jahr 2002 im Internet veröffentlicht. Er hat die erstaunlichste Theorie des letzten Jahrhunderts bewiesen - dass unser Universum die Form einer dreidimensionalen Sphäre hat. Er arbeitete acht Jahre lang an der Lösung, und während dieser ganzen Zeit hatten seine Laborkollegen keinerlei Ahnung, was der „zurückhaltende" Wissenschaftler trieb. In einem seiner seltenen Interviews gefragt, warum er das Geld nicht genommen habe, antwortete das Genie: „Ich weiß, wie man das Universum kontrolliert. Was bedeutet da eine Million?“

Konstantin Nowosjolow und Andre Geim haben eine bedeutende Entdeckung mit Klebeband gemacht

2010 erhielten diese beiden den Nobelpreis für Physik für die Entdeckung von Graphen, einem Material, das die Weltwirtschaft verändert hat. Das stärkste und dünnste Material der Erde endete beinahe im Mülleimer. Graphen ist nur ein Atom dick, und Milliarden solcher Schichten bilden Graphit (zum Beispiel aus Bleistiftminen). Bisher hatte niemand geglaubt, dass eine einzelne Schicht Graphit abgetrennt werden könne. Aber Nowoselow und Geim verwendeten einfach Klebeband, um sie zu trennen. Genialität ist manchmal ganz simpel. Jetzt wird Graphen in Smartphones und der Automobilindustrie verwendet. Für die Bekämpfung von Krebs wird es getestet.

Juri Oganessian, der die materielle Welt erweitert hat

Es scheint, dass alles, was wir sehen und anfassen können, und alles, woraus wir gemacht sind, vor langer Zeit in Mendelejews Periodensystem beschrieben wurde. Einen Grund, umzudenken lieferte das chemische Element 101, das 1955 in den USA entdeckt wurde. Physiker gingen nun davon aus, dass es möglicherweise noch viel mehr Elemente geben könnte. Darüber hinaus ist es möglich, dass es Elemente geben könnte (viel schwerer als Uran), die nicht zerfallen und hunderttausende oder sogar Millionen Jahre überleben können. So entstand die Theorie der „Insel der Stabilität", die darauf hindeutet, dass es eine materielle Welt gibt, deren Existenz wir gar nicht vermutet haben und die nach eigenen Gesetzen existiert.

Der Physiker Juri Oganessian hat viel Zeit damit verbracht, die Grenzen der materiellen Welt zu erweitern. Er wusste nicht, ob er diese Zeit vergeblich investiert oder nicht. Im Jahr 2000 gelang ihm der Durchbruch mit der Entdeckung der Elemente 114 und 116, die mit einem Beschleuniger synthetisiert wurden. Bis 2015 gab es bereits sechs weitere neue superschwere Elemente. Im Jahr 2017 wurde eine solche „Insel der Stabilität" auch ohne Beschleuniger entdeckt. Sie liegt aber etwa 370 Lichtjahre entfernt, im Sternbild des Zentaurus.

Igor Mitrofanow, der Mann, der Wasser auf dem Mars entdeckte

Die von Mitrofanow entwickelten Instrumente werden seit über zehn Jahren in der Raumfahrt bei der Suche nach außerirdischem Leben eingesetzt. Er hat bislang sechs Raumsonden ausgestattet, zuletzt für die Merkur-Expedition in 2018. Mitrofanow verdanken wir die Entdeckung von Wasser auf dem Mars und auf dem Mond. Ein von ihm erfundener Neutronendetektor kam auf der US-Marssonde Curiosity zum Einsatz und auch der Jupiter wurde mit einem seiner Instrumente erforscht. Mitrofanow hält es für möglich, dass die heutigen Wasservorräte auf der Erde die Folge von Kometeneinschlägen sind. Er glaubt, dass man die Vergangenheit und Zukunft der Erde durch die Erforschung anderer Planeten besser verstehen können wird.

Schores Alfjorow, der den Menschen die Halbleitertechnologie brachte

Ein weiterer Nobelpreisträger für Physik, Schores Alfjorow, war an dem Laserrennen beteiligt, das 1968 zwischen den USA und der UdSSR begann. Wissenschaftler konkurrierten um die Entwicklung einer neuen Technologie - Halbleiterlaser, die die Tür zu einer grundlegend neuen Welt der Elektronik öffnen sollten. Alfjorow war der erste, dem im Jahr 2000 der Durchbruch gelang. Seine Entdeckung ermöglichte später  die Herstellung von optischen CD-Playern und -Discs, Mobiltelefonen, Solarbatterien, Laserskalpellen, Glasfaserkabeln, ohne die es kein Internet gäbe und vielen Weltraumtechnologien. Im gleichen Jahr waren auch die US-Wissenschaftler erfolgreich. Der Nobelpreis wurde daher geteilt. Alfjorow betont jedoch immer wieder: „Wir haben früher mit der Produktion der elektronischen Komponenten begonnen. Wären die neunziger Jahre nicht gewesen, wäre das iPhone bei uns und nicht in den USA erfunden worden.”  

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